Darum verdient man bei Aldi, Lidl und Co. so gut

Lohnabrechnungen zeigen: Ein Filialleiter bei Aldi verdient mehr als ein Lehrer. Das steckt hinter den vergleichsweise guten Discounter-Löhnen.

Das Netz staunt über die vergleichsweise hohen Löhne, die Filialleiter und Filialleiterinnen teilweise im Detailhandel verdienen. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Laut einer Lohnabrechnung auf Tiktok verdient ein Aldi-Filialleiter rund 7800 Franken.
  • Damit beträgt sein Bruttolohn mehr als der eines Zürcher Primarlehrers (7300 Franken).
  • Tatsächlich verdienen viele Discounter-Filialleiter mehr als 6000 Franken.

Filialleiter bei Aldi, Lidl oder Denner – nicht unbedingt ein Job, von dem man einen hohen Lohn erwarten würde. Schliesslich verkaufen die Discounter auch ihre Waren zu tiefen Preisen.

Umso mehr sorgt ein Tiktok-Account für Staunen, der Lohnabrechnungen aus den verschiedensten Branchen zeigt. Und enthüllt: Ein Aldi-Filialleiter (29) verdient mit 7790 Franken (6980 netto) mehr als ein Zürcher Primarlehrer (25) mit 7290 Franken (6360 netto).

Lehrer verdienen im Kanton Zürich 7500 Franken brutto

Kann das wirklich sein – und falls ja, warum? Nau.ch hat nachgefragt.

Die Zürcher Bildungsdirektion, die festsetzt, wie viel Lehrpersonen im Kanton verdienen, stellt erst mal klar: Die auf Tiktok gezeigte Primarlehrer-Lohnabrechnung wurde nicht vom Kanton ausgestellt.

Der Lehrer ist also privat angestellt, sofern er – wie behauptet – tatsächlich in Zürich arbeitet. Beim Kanton beträgt der monatliche Bruttolohn für Berufseinsteigerinnen und -einsteiger etwas mehr, nämlich rund 7500 Franken.

Zusammengefasst: An einer nicht genannten Zürcher Privatschule verdient ein Lehrer brutto 7290, an einer öffentlichen 7500 Franken. Ein Hochschulabschluss dafür ist ein Muss.

Filialleiter (29) und Stv. (23) haben 7800 und 7200 Franken Lohn

Der Aldi-Filialleiter dagegen hat laut der Tiktok-Abrechnung einen Bruttolohn von satten 7790 Franken (netto 6980). «Wir bieten den Filialleitungen eine überdurchschnittliche Entlöhnung an», heisst es bei Aldi auf Anfrage.

Die Begründung: Sie seien wichtige Führungskräfte, die sich um den Betrieb und um das Wohl von Mitarbeitenden und Kundschaft kümmern.

Der Aldi-Mitarbeiter ist nicht der Einzige aus der Branche, der einen vergleichsweise guten Verdienst hat. Eine andere Lohnabrechnung, die auf Tiktok gezeigt wird, gehört einem 23-jährigen stellvertretenden Filialleiter aus dem Kanton Zürich. Wo er arbeitet, verrät er nicht, aber: Sein Bruttolohn beträgt 7240 (netto 6630) Franken.

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Ein weiterer Tiktok-Nutzer schreibt, er kenne einen Lidl-Filialleiter, der sogar fast 10'000 Stutz verdiene. Aus «Datenschutzgründen» verrät Lidl den exakten Lohnbetrag nicht – es sei aber mehr als 6000 Franken brutto. «Zusätzlich steht Filialleiterinnen und -leitern ein Firmenfahrzeug (BMW) zur Verfügung, auch zur privaten Nutzung.»

Bei Denner verdient man als Filialleiter oder -leiterin 6000 bis 7550 Franken. Das sei abhängig von Grösse und Umsatz der Filiale, heisst es auf Anfrage. Bei Coop und Migros will man sich nicht zu den Löhnen äussern.

Gewerkschaft lobt Lidl für «sehr gute» Löhne

Sind die Discounter-Löhne aber tatsächlich so gut, wie die Läden selbst behaupten? Cornelia Bickert von der Gewerkschaft Syna bestätigt: «Lidl zahlt in der Branche sehr gute Löhne.»

Ganz so hoch, wie der Kollege des Tiktok-Kommentators behauptet, sind sie aber wohl doch nicht. «Mir ist nichts davon bekannt, dass ein Lidl-Filialleiter fast 10'000 Franken verdient. Wer weiss, wie da der Lohn gerechnet wurde», meint Bickert.

Wer auf Nummer sicher gehen will, benützt die regulären Kassen. - keystone

Zu Aldi könne sie nichts sagen, da die Gewerkschaft hier keinen Gesamtarbeitsvertrag ausgehandelt habe. Aldi selbst lobt sich jedoch: «Wir bieten den höchsten Mindestlohn im Schweizer Detailhandel.» Nämlich 4700 Franken – und das ist tatsächlich mehr als Lidl (4500) oder Coop (4200).

Löhne im Detailhandel teilweise deutlich tiefer

Wer jetzt schon eine Bewerbung für eine Stelle als Discounter-Filialleiter oder -leiterin in der Hand hält – Vorsicht. Einerseits warnt Bickert: «Die Arbeitsbedingungen im Detailhandel sind streng, von den Mitarbeitenden wird viel verlangt. Auch gibt es überwiegend Verträge für Teilzeitkräfte, sodass der Lohn nur teilweise ausgezahlt wird.»

Andererseits sind die Löhne teilweise deutlich tiefer als bei Aldi, Lidl oder Denner. Das zeigt zum Beispiel eine andere Lohnabrechnung aus der Branche, die auf Tiktok geteilt wird. Eine 25-jährige Filialleiterin – ihr Arbeitgeber wird nicht deklariert – verdient brutto 4800 Franken, netto 4160.