Gast von SRF-Gredig muss mit Personenschützern anreisen

Der israelisch-palästinensische Autor Ahmad Mansour war bei «Gredig direkt» zu Gast. Für die Anreise brauchte der Extremismus-Experte Personenschutz.

This browser does not support the video element.

SRF «Gredig direkt» - Ahmad Mansour spricht bei «Gredig direkt» über seine Sicherheitssituation.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der israelisch-palästinensische Autor Ahmad Mansour braucht Personenschutz.
  • Nach den Hamas-Anschlägen hat sich der Extremismus-Experte an die Seite Israels gestellt.
  • Für ihn war von Beginn weg klar, dass sich das Massaker auch auf Europa auswirken würde.

Am 7. Oktober vor einem Jahr verübte die Hamas Terroranschläge auf Israel – zahlreiche Menschen wurden getötet oder entführt.

Vielerorts wurde das Thema angesichts des Jahrestags wieder aufgenommen. Auch Urs Gredig diskutierte in seiner SRF-Talk-Sendung «Gredig direkt» darüber. Zu Gast war der Autor Ahmad Mansour, der selbst israelisch-palästinensischer Herkunft ist.

Autor: Haltung zeigen hat Konsequenzen für eigene Sicherheit

Schon nur die Anreise ins Studio war für den Extremismus-Experten allerdings kompliziert. Gleich zu Beginn des Gesprächs sagt Gredig, er sei «erschrocken», dass Mansour nur mit Personenschutz kommen konnte.

Auf die Frage, wie gefährlich er tatsächlich lebe, sagt Mansour: «Ich hoffe, nicht zu gefährlich.» Aber wenn man sich mit Themen wie Antisemitismus beschäftige und Haltung zeige, dann habe dies Konsequenzen.

«Es ist etwas, das seit Jahren zu meinem Leben gehört, seit dem 7. Oktober leider noch intensiver», so Mansour weiter. Als Israeli sei er nach den Anschlägen von Anfang an auf der Seite Israels gestanden.

Er nehme die Sicherheitsrisiken in Kauf, sagt Mansour. Er sei dankbar, dass er in Deutschland, seiner neuen Heimat, oder in der Schweiz die Lage mitgestalten könne.

Das klinge jetzt «stark und mutig», so Mansour, gleichzeitig gibt er aber zu, dass er ein ängstlicher Mensch sei. «Wenn ich meine Tochter und meine Frau sehe, dann sind das Momente, wo ich Schwäche spüre.»

Er frage sich oft, ob sich das alles überhaupt lohne. «Trotzdem entscheide ich jeden Morgen aufs Neue, diese Arbeit weiterzumachen.»

Mansour erwartete nach 7. Oktober Folgen für Europa

Nach dem 7. Oktober gab es in zahlreichen westlichen Ländern Anstiege bei den antisemitischen Vorfällen. In Deutschland kam es zu islamistisch motivierten Attacken – etwa in Mannheim und Solingen.

Für Mansour war es nicht überraschend, dass die Auswirkungen der Hamas-Anschläge weit über die Region hinausgingen. «Mir war klar, dass die Folgen des 7. Oktobers nicht nur Gaza, nicht nur Israel, verändern werden», sagt er. Sondern eben auch Europa.

Umfrage

Glaubst du, dass der Nahostkonflikt gelöst werden kann?

Ja.
17%
Nein.
83%

Denn die Hamas habe das Ziel, möglichst viele Kriegsfronten zu eröffnen. Nicht nur mit Terroranschlägen, sondern auch, indem man die europäische Öffentlichkeit manipuliert, um Israel zu isolieren.

Genau das traf dann ein: Man machte Israel Vorwürfe, und versuchte, die westlichen Regierungen so unter Druck zu setzen. Diese Vorwürfe an Israel seien teils berechtigt, teils nicht.

Palästinenser haben nach 7. Oktober Chance verpasst

Insgesamt haben die Palästinenser laut Mansour eine «Riesen-Chance» verpasst, beispielsweise hinsichtlich einer Zweistaatenlösung.

Denn man hätte nach dem Massaker auf die Strasse gehen und Empathie mit den israelischen Opfern zeigen können. Nach dem Motto: «Wir wollen einen Neuanfang, wir wollen in diesem heiligen Land zusammenleben – Palästinenser und Israelis.»

Das habe man aber nicht getan. Stattdessen fehlte oftmals die Distanz zur Hamas und einige hätten die Anschläge auf Israel sogar gefeiert.