Lawinenexperte Thomas Stucki erklärt das Unglück in Crans-Montana VS

50 Rettungskräfte, acht Helikopter, zwölf Hunde und die Armee standen im Einsatz, nachdem im Unterwallis eine Lawine mehrere Personen mit sich riss.

Mehrere Dutzend Menschen an der Rettungsaktion. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Dienstag wurden bei einer Lawine in Crans-Montana VS mindestens vier Personen verletzt.
  • Die Polizei geht davon aus, dass weitere Personen vermisst werden.
  • Im Einsatz standen 250 Rettungskräfte, acht Helikopter, zwölf Hunde und die Armee.

Bei einem Lawinenabgang im Skigebiet von Crans-Montana im Unterwallis sind am Dienstag mindestens vier Menschen verletzt worden. Die Suche nach weiteren möglichen Opfern dauerte auch in der Nacht auf Mittwoch an. Die Polizei geht von weiteren vermissten Personen aus.

Augenzeugen hätten berichtet, es könnten noch weitere Menschen unter den Schneemassen begraben sein, sagte der Kommandant der Kantonspolizei Wallis, Christian Varone, an einer Medienkonferenz am Dienstagabend.

Die Rettungskräfte setzten ihre Suche nach möglichen Opfern deshalb auch während der Nacht auf Mittwoch unermüdlich fort, wie die Kantonspolizei im Wallis am Mittwochmorgen gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bestätigte. Allerdings gebe es bisher keine neuen Informationen im Vergleich mit Dienstagabend.

Mehrere an der Suchaktion beteiligte Personen. - Keystone

Eine Person war bis anhin schwer verletzt geborgen worden. Drei weitere Personen kamen nach dem Lawinenabgang mit leichten Verletzungen davon. Im Einsatz standen laut den Behörden knapp 250 Rettungskräfte von Polizei, Rettungskolonnen und Armee. Weiter befanden sich acht Helikopter und zwölf Lawinenhunde vor Ort.

840 Meter lang und 100 Meter breit

Die Schneemassen hatten sich am Dienstag gegen 14.15 Uhr an einem Hang in der Region La Plaine Morte gelöst, dem höchstgelegenen Bereich des Skigebiets Crans-Montana. Die Piste Kandahar wurde dabei auf einer Länge von etwa 400 Metern verschüttet. Insgesamt hatte der Lawinenkegel mit einer Länge von 840 Metern, einer Breite von 100 Metern und einer Höhe von mehreren Metern ein gewaltiges Ausmass.

Eine Person, die an der Suchaktion beteiligt ist. - Keystone

Es sei sofort Alarm ausgelöst worden und die ersten Einsatzkräfte seien schnell am Einsatzort eingetroffen, sagte Philippe Magistretti, Dirkotor der Bergbahnen von Crans-Montana.

Die Walliser Justiz leitete eine Untersuchung zu den Ursachen und Umständen des Lawinenabgangs ein. Grundsätzlich gäbe es zwei Möglichkeiten: Entweder hätten Schneesportler oberhalb der gesicherten Skipiste die Lawine ausgelöst oder diese sei spontan abgegangen, sagte Bezirksanwältin Catherine Seppey.

Experte geht von Gleitschneelawine aus

Gesichert sei bisher zwar noch nichts, doch er gehe von einer Gleitschneelawine aus, erklärt Thomas Stucki gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Stucki ist Leiter Lawinenwarndienst beim Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF). Gleitschneelawinen seien dieser Tage nichts Aussergewöhnliches, sagt er weiter. Weil derzeit viel Schnee liege, könnten diese Lawinen auch entsprechend grösser ausfallen, so der Experte.

Dass sich die Lawine überhaupt löste, könnte auf die Sonneneinstrahlung zurückgeführt werden. Wegen der Sonne und der tageszeitlichen Erwärmung seien an sehr steilen, besonnten Hängen unterhalb von rund 2500 Metern Nass- und Gleitschneelawinen zu erwarten, schrieb das WSL - Schnee- und Lawinenforschungsinstitut SLF am Montagabend in seinem Lawinenbulletin.