Papst Franziskus empfängt erstmals Schweizer Missbrauchsopfer
Papst Franziskus hat im Vatikan eine Gruppe von Missbrauchsopfern aus der Schweiz empfangen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Papst hat Schweizer Missbrauchsopfer im Vatikan empfangen.
- Die Betroffenen erzählten dem Papst bei der Privataudienz von ihren Erlebnissen.
Der Papst hat erstmals eine Gruppe von Schweizer Missbrauchsopfern im Vatikan persönlich empfangen. Bei der Privataudienz am Samstag bat Franziskus die Betroffenen laut deren Angaben um Vergebung.
Der Pontifex traf sich mit ihnen am späten Morgen in seinen Räumen. Teil nahmen der Initiator der Wiedergutmachungsinitiative, Guido Fluri, sowie die Opfer – eine Frau und ein Mann. Die beiden Betroffenen berichteten Franziskus von ihren Erlebnissen, wie die Guido Fluri Stiftung mitteilte.
Der 63-Jährige war als Jugendlicher in einer Erziehungsanstalt in Bad Knutwil LU von Mönchen geschlagen und sexuell missbraucht worden. Die 74-jährige Frau erlebte in einem von katholischen Nonnen geführten Kinderheim in Malters LU ebenfalls Gewalt und sexuellen Missbrauch.
Papst Franziskus spricht von «Monstern»
Der Papst bat die Opfer im Namen der Kirche um Verzeihung und um Vergebung. Ein Mensch, der Kinder missbrauche – sei es Priester, Ordensmann oder Ordensfrau – werde zu einem «Monster», sagte Franziskus.
Nach dem Treffen zeigte sich Opfervertreter Fluri zufrieden. Die Begegnung des Papstes mit den Missbrauchsopfern sei ein wichtiges Zeichen an die Betroffenen. Die Kirche anerkenne umfasend das Leid, das den Opfern im kirchlichen Umfeld angetan worden sei.
Der Papst habe sich ohne Wenn und Aber für die Null-Toleranz und für die strafrechtliche Verfolgung der Täter ausgesprochen. Diesen Worten müssten nun Taten folgen.
Anti-Missbrauchsgipfel
Das Treffen zwischen Papst Franziskus und der Delegation aus der Schweiz fand eine Woche nach dem Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan statt. Dort hatte Franziskus erneut ein hartes Durchgreifen der katholischen Kirche gegen sexuellen Missbrauch und ein Ende der Vertuschung versprochen. Jedoch ohne konkrete Konsequenzen aus der jahrzehntelangen Krise zu benennen.
Es war das erste Mal, dass eine Gruppe von Schweizer Missbrauchsopfern dem Papst von ihrem Leid berichten konnte. Beim Treffen war auch Kardinal Kurt Koch anwesend. Der Vatikan lud Fluri und eine Gruppe von Missbrauchsopfern bereits 2015 zu einer Generalaudienz ein.