Peta: Tierschützer fordern Besucher-Stopp beim Alpabzug

Alpabzüge im Herbst ziehen Zuschauer an. Das will die Tierrechtsorganisation Peta Schweiz künftig vermeiden und spricht von «Quälerei». Die Bauern wehren sich.

Sennen und Kühe bei einem Alpabzug von der Alp Stoffleren in Weissbad AI Ende August. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Peta Schweiz ruft Menschen auf, Alpabzügen fernzubleiben.
  • Es handle sich um eine «leidvolle Tradition», schreibt die Tierrechtsorganisation.
  • Der Bauernverband wehrt sich und sagt, die Tiere würden dabei keinen Stress erleben.

In der Schweiz stehen in den kommenden Wochen wieder Alpabzüge an. Der Viehbetrieb kehrt von den Weiden für den Winter ins Tal zurück. Die Umzüge mit geschmückten Tieren werden von Einwohnern und Touristen mitverfolgt.

Damit hat Peta ein Problem. In einer Pressemitteilung appelliert die Tierrechtsorganisation an Einwohner und Touristen, keine Alpabzüge mehr zu besuchen. Es handle sich um «Tierquälerei im Namen der Tradition».

Der Aufruf wird wie folgt begründet: «Diese Veranstaltungen sind für die Tiere mit erheblichem Stress verbunden: Sie werden aus ihrem gewohnten Umfeld herausgerissen, durch Menschenmengen, laute Blasmusik, betrunkene Zuschauerinnen und Zuschauer getrieben oder grob am Strick geführt. Nicht selten werden sie dabei geschlagen und erleiden auf dem oft stundenlangen Weg grossen Durst.»

Peta: Rinder können verletzen oder gar töten

Einige Tiere müssten zudem «schwere und ohrenbetäubend laute Kuhglocken oder Blumenschmuck tragen». Man appelliere deshalb, «diese Zurschaustellung der Tiere nicht zu unterstützen».

Denn der bei den Tieren verursachte Stress während des Abzugs könne nicht nur für die Tiere gefährlich werden, sagt Lisa Kainz, Agrarwissenschaftlerin und Fachreferentin.

«Rinder können bei Veranstaltungen dieser Art Menschen verletzen oder gar töten, weil sie durch die grossen Personenansammlungen und lauten Geräusche verunsichert werden.»

Landwirte seien in der Pflicht, das Wohl der Tiere und nicht die Unterhaltung der Menschen in den Vordergrund zu stellen. In vielen Ställen erwarteten die Tiere nun schlechte Bedingungen, schreibt Peta weiter.

«Durch den Almabtrieb und -auftrieb werden viele Kühe von ihrem Nachwuchs getrennt und es werden Freundschaften zerstört, die Rinder genau wie Menschen schliessen. Nach wenigen Monaten oder Jahren werden die Tiere dann ihres Fleisches wegen im Schlachthaus getötet.»

Bauern sehen «Schreibtischtäter am Werk»

Beim Bauernverband hält man von der Kritik nicht viel.

«Nirgendwo ist das Tierwohl grösser als auf der Alp», sagt Sprecherin Sandra Helfenstein zu Nau.ch. «Die Tiere sind den ganzen Tag draussen, sie haben abwechslungsreiches frisches Futter und können sich auf riesigen Gebieten frei bewegen. Der Auf- und Abtrieb sind reine Nebenerscheinungen der Alpung per se.»

Wer bei diesem Event selbst dabei sei, sehe, dass die Tiere «damit absolut kein Problem haben und entsprechend auch keinen gestressten Eindruck machen».

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Bei der Mitteilung von Peta seien «offensichtlich Schreibtischtäter am Werk, die noch nie an einem Alpabzug dabei waren», so Helfenstein. Sollte es eine Misshandlung der Tiere geben, würde das sofort bekannt werden. «Denn es hat ja immer sehr viele Zuschauerinnen und Zuschauer vor Ort.»

Für Zuschauende der Almabtriebe sieht der Bauernverband keine Bedrohungen. «Nein, bei rücksichtsvollem Verhalten – und das ist bei Tieren immer die Voraussetzung – besteht absolut keine Gefahr.»