Migros zieht «Hofladen»-Kampagne nach Bauern-Aufschrei zurück!
Eigentlich wollte die Migros nur ihr regionales Sortiment bewerben. Doch dann interveniert der Bauernverband. Mit Erfolg.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Migros bezeichnet sich in einer neuen Kampagne als «grössten Hofladen der Schweiz».
- Schweizer Bauern kritisieren diese Migros-Werbung als respektlos.
- Das zeigt Wirkung: Die Migros entschuldigt sich und passt die Kampagne an.
«Echt, Migros?»: Der Schweizer Bauernverband stellt den Orangen Riesen auf Facebook an den Pranger. «Ihr wollt euch mit fremden (falschen) Federn schmücken? Ziemlich frech, finden wir!»
Grund für den Frust: eine neue Kampagne der Migros. Darin wirbt die Migros mit dem Spruch: «Willkommen im grössten Hofladen der Schweiz.»
Damit will die Detailhändlerin auf ihr grosses Sortiment an lokal produzierten Lebensmitteln aufmerksam machen. Bloss: Die Migros ist kein Hofladen, sondern eine Supermarkt-Kette. Und das erzürnt die Schweizer Bauern, wie die «Bauernzeitung» zuerst berichtete.
Kampagne stösst Hofladen-Betreiber und Bauern vor den Kopf
Sandra Helfenstein, Sprecherin des Bauernverbands, erklärt gegenüber Nau.ch: «Die Kritik kam von den echten Hofläden, also von den Bauernfamilien, die selbst Direktvermarktung betreiben. Mit viel Herzblut und saisonalen Lebensmitteln, die sie selbst erzeugt haben.»
Das sei «kein einfaches» und ein «arbeitsintensives» Geschäft. Gleichzeitig sei die Konkurrenz durch die Detailhändler gross. «Wenn sich die Migros nun noch als ‹Hofladen› anpreist, dann stösst das diesen verständlicherweise sauer auf.»
Grace Schatz, Inhaberin des Hofladens «Regio Herz» in der Stadt St. Gallen, untermauert gegenüber Nau.ch die Kritik. «Ein Hofladen bietet eine direkte Verbindung zwischen Bauern und Konsumenten, fördert den lokalen Konsum und die Wertschätzung der regionalen Landwirtschaft.»
Zudem ermögliche das Prinzip der Direktvermarktung bei Hofläden den Bauern mehr Freiheit und Selbstbestimmung bei der Preisgestaltung, so Schatz. «Nicht so beim Grossverteiler, der ihnen vorschreibt, welches Produkt in welcher Form aufgenommen wird und sie mit dem Preis drücken.»
Migros: Wollten nicht respektlos sein
Auf Anfrage von Nau.ch erklärt sich die Migros. Ziel sei es gewesen, auf das regionale Sortiment unter dem Label «Aus der Region, für die Region» aufmerksam zu machen. Dieses besteht aus rund 10'000 Produkten von insgesamt 5000 Landwirten.
«Diese Werbung zielt genau darauf ab und zeigt unser grosses regionales Sortiment an lokal produzierten Lebensmitteln auf. Selbstverständlich war es nie unsere Absicht, respektlos zu sein», sagt Sprecherin Estelle Hain.
Trotzdem: Nach dem Aufschrei krebst die Migros bei der «Hofladen»-Kampagne zurück!
Zwar sei die Migros der Überzeugung, dass die Werbung bei Kundinnen und Kunden «nicht zu einer Fehlinterpretation» führe. Und auch «die vielen sympathischen Hofläden auf Bauernbetrieben» würden durch die Kampagne nicht eingeschränkt. Doch man wolle nicht provozieren, so Hain.
Migros stoppt zweite Kampagne-Welle
«Deshalb haben wir kurzfristig entschieden, die geplante zweite Welle zu ersetzen . Und die aktuelle Kampagne auf allen Medien, wo das noch möglich ist, anzupassen», so die Sprecherin.
Und: «Wenn wir mit dieser Werbung Gefühle verletzt haben, möchten wir uns dafür entschuldigen. Dies war keinesfalls die Absicht.»
Der Bauernverband glättet die Wogen, bedankt sich beim Orangen Riesen für die Einsicht. «Es spricht für die Verantwortlichen, dass sie nicht an der Kampagne festhalten, sondern die Problematik sehen und entsprechend reagieren.»
Bauernverband zeigt sich nach Migros-Einsicht versöhnlich
An der Zusammenarbeit zwischen der Migros und den Bauern soll dieser Aufschrei nichts ändern. Bauernverband-Sprecherin Sandra Helfenstein betont, man habe die Migros nicht frontal angegriffen und ihr auch keine bösen Absichten unterstellt.
Sie erklärt: «Vielmehr gehen wir davon aus, dass sich die Verantwortlichen dieser Sensibilität nicht bewusst gewesen sind.» Der Bauernverband habe es als seine Aufgabe verstanden, darauf hinzuweisen. «In den sozialen Medien etwas pointiert, in unserem Schreiben klar, aber freundlich.»