Reichster Schweizer vertuscht Holocaust-Verstrickungen seiner Firma

Der Milliardär Klaus-Michael Kühne will die Nazi-Verstrickungen seiner Familie nicht aufarbeiten. Was steckt dahinter?

Klaus-Michael Kühne hält die Nazi-Verstrickungen seines Konzerns geheim. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Kühne + Nagel soll von der Nazi-Zeit profitiert haben.
  • Das Logistikunternehmen hat beim Raub und Transport von jüdischen Möbeln mitgeholfen.
  • Klaus-Michael Kühne hält eine entsprechende Untersuchung geheim.

Klaus-Michael Kühne ist nicht nur der wohlhabendste Einwohner der Schweiz, sondern auch Deutschlands. Mit einem geschätzten Vermögen von 34 Milliarden Franken hat er das Familienunternehmen Kühne + Nagel zu einem globalen Logistikgiganten gemacht.

Doch die Firmengeschichte beinhaltet ein dunkles Kapitel, das Kühne nicht ans Licht bringen will.

Während des Zweiten Weltkriegs spielte Kühne + Nagel eine entscheidende Rolle bei der M-Aktion der Nazis. Dabei handelt es sich um den Raub und Transport von Mobiliar aus den Häusern deportierter Juden.

Zuvor ekelten Klaus-Michael Kühnes Vater Alfred und sein Onkel Werner ihren jüdischen Grossaktionär Adolf Maass aus der Firma. Nachdem die NSDAP an die Macht gekommen war, traten die beiden am 1. Mai 1933 in die Partei ein.

Die Verstrickung mit Naziverbrechen

Nachdem Maass das Unternehmen verlassen hatte, wurden Alfred und Werner Kühne die alleinigen Eigentümer. Später wurden Maass und seine Frau von den Nazis ermordet, wahrscheinlich Anfang 1945 im Vernichtungslager Auschwitz.

Vor zehn Jahren wurden diese Verstrickungen der Familie Kühne und ihres Unternehmens öffentlich bekannt. Kühne + Nagel war in den Medien untendurch.

Statt Klarheit schafft Klaus-Michael Kühne weiteres Schweigen. Der Milliardär möchte die Firmengeschichte während des Dritten Reichs nicht aufarbeiten.

Kühne: «Mein Vater war kein Nazi»

Laut einer Recherche der US-Zeitschrift «Vanity Fair» unterdrückte Kühne aktiv eine Studie, die er selbst in Auftrag gegeben hatte.

Er beauftragte Anfang 2014 das «Handelsblatt Research Institute» mit einer Untersuchung über die gesamte Geschichte des Unternehmens. Den Forschenden wurde Zugang zum Firmenarchiv gewährt und wissenschaftliche Freiheit und Unabhängigkeit zugesichert.

Als sie jedoch ihre Ergebnisse an Kühne schickten, lehnte er die Veröffentlichung der Studie ab. Darin waren nicht nur die Taten seiner Familie, sondern auch die Firmen-Verstrickungen während der Nazizeit beschrieben. Während einer Telefonkonferenz sagte er: «Mein Vater war kein Nazi

Umfrage

Sollte die Firma Kühne + Nagel die Studie zu ihren Nazi-Verstrickungen offenlegen?

Ja, das schuldet sie der Allgemeinheit
68%
Nein, das darf sie geheim halten
32%

Die 180-seitige Studie bleibt bis heute unveröffentlicht und unzugänglich. War Kühne + Nagel noch tiefer in die Naziverbrechen verstrickt als bisher bekannt? Was hat Klaus-Michael Kühne dazu bewogen, die Forschungsergebnisse zu verheimlichen?

Der Mediensprecher von Kühne sagt dazu: «Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder über diesen Sachverhalt informiert, sodass wir keine Veranlassung sehen, diesem etwas hinzuzufügen.»