Schweizer Flugbegleiter zittern nach heftigen Turbulenzen

Zuletzt forderten Turbulenzen auf drei Flügen Dutzende Verletzte und ein Todesopfer. Für das Kabinenpersonal eine Erinnerung, wie gefährlich der Job sein kann.

Kabinenpersonal in einem Flugzeug der Swiss. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Zuletzt forderten Turbulenzen auf drei Flügen zahlreiche verletzte Passagiere.
  • Beim Kabinenpersonal schärfen die Vorfälle das Bewusstsein für das Risiko ihres Berufs.
  • Die Schweizer Airlines schulen ihre Mitarbeitenden regelmässig für solche Situationen.

Turbulenzen sind in der Luftfahrt nichts Aussergewöhnliches und in der Regel auch nicht gefährlich. In der letzten Woche aber forderten sehr starke Luftverwirbelungen gleich auf drei Flügen Dutzende Verletzte. Eine Person starb.

Zu reden gab vor allem der Vorfall bei den Singapore Airlines: Hier mussten mehrere Personen am Rücken operiert werden. Auf diesem Flug war auch der Mann, der ums Leben kann.

Wenig später geriet dann ein Flugzeug von Qatar Airways über der Türkei in Turbulenzen. Zwölf Menschen wurden verletzt. Letzten Samstag schon der nächste Vorfall: Eine Flugbegleiterin hat sich auf einem türkischen Inlandsflug die Wirbelsäule gebrochen. Die Frau wurde an die Kabinendecke geschleudert, als das Flugzeug wegen Turbulenzen plötzlich absackte.

Solch starke Turbulenzen sind zwar noch eher selten, könnten in Zukunft aber häufiger auftreten – als Folge des Klimawandels. Dies erklärte ein Luftfahrtexperte und ehemaliger Pilot letzte Woche gegenüber Nau.ch.

Vorfälle «schärfen Bewusstsein, dass man Risiko ausgesetzt ist»

Laut einem ETH-Experten sind die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter bei Turbulenzen am stärksten gefährdet. «Sie sind meistens auf den Beinen und deshalb ungesichert.»

Die Vorfälle gehen auch am Kabinenpersonal in der Schweiz nicht spurlos vorbei. Die Gewerkschaft Kapers schreibt auf Anfrage: «Derartige Berichte mit Verletzten sind bedauerlich und man fühlt sicherlich auf gewisse Art und Weise mit. Auch schärfen sie das Bewusstsein, dass man in diesem Beruf immer einem Risiko ausgesetzt ist.»

Allerdings ist die Thematik nicht neu, wie es weiter heisst: «Die Gefahr von potenziellen Turbulenzen begleitet den Arbeitsalltag grundsätzlich schon immer. Aus diesem Grund gibt es auch strenge Sicherheitsvorgaben, um das Verletzungsrisiko im Falle von Turbulenzen zu verringern.»

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Vor dem Flug gebe es immer ein gemeinsames Briefing von Piloten und der Kabinencrew. «Neben anderen Sicherheitsthemen und dem Flugwetter sind eventuelle erwartbare Turbulenzen dort auch immer Thema.»

Besondere Forderungen für neue Sicherheitsmassnahmen als Reaktion auf die jüngsten Vorfälle gibt es nicht. Die Gewerkschaft schreibt: «Grundsätzlich haben wir bestehende Vorkehrungen. Diese werden sowieso immer wieder von allen Seiten überprüft, diskutiert und allenfalls intensiviert.»

Kabinenpersonal wird für Notfallsituationen geschult

Die beiden grössten Schweizer Fluggesellschaften dagegen gehen nicht davon aus, dass beim Flugpersonal Angst herumgeht. Sowohl Swiss als auch Edelweiss erklären gegenüber Nau.ch, das Kabinenpersonal werde regelmässig für solche Vorfälle geschult.

«Sie wissen, welche Art von Turbulenzen vorkommen können und welche Sicherheitsvorkehrungen man treffen muss», so Edelweiss. «Von unserem Kabinenpersonal haben wir zu den erwähnten Vorfällen keine Rückmeldungen erhalten.»

Ein Flugzeug der Edelweiss startet vom Flughafen Zürich. (Symbolbild) - keystone

Auch die Swiss stellt «keine nennenswerten Rückmeldungen» fest. «Sowohl unsere Pilotinnen und Piloten als auch unser Kabinenpersonal trainieren im Simulator regelmässig verschiedenen Notfallsituationen. Dazu gehören auch Turbulenzen. Für die Swiss hat die Sicherheit der Fluggäste und der Crew immer oberste Priorität.»