Temu verkauft Abzeichen von Schweizer Polizeien: Kanton greift durch

Auf Temu kann man fast alles kaufen – auch Abzeichen von Schweizer Polizeien. Nur: Einige wissen davon nichts. Und wollen jetzt gegen die Masche vorgehen.

Auf Temu sind die Abzeichen verschiedener Schweizer Polizeien im Umlauf. - Kantonspolizei Aargau

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Patches verschiedener Schweizer Polizeien werden auf Temu verkauft.
  • Laut dem Gesetz ist es verboten, Uniformen zu tragen, die offiziell wirken sollen.
  • Nicht alle betroffenen Polizeien wollen gegen die Temu-Abzeichen vorgehen.

Chinesische Onlinehändler erfreuen sich in der Schweiz wachsender Beliebtheit. Wer auf Plattformen wie Temu etwas sucht, wird aufgrund der grossen Auswahl schnell fündig.

Doch es werden auch fragwürdige Produkte angeboten. So stösst man beim Stöbern im chinesischen Onlineshop auf Schweizer Polizeiabzeichen. Aus Stoff gefertigt, sind die China-Fakes für den Laien nicht vom Original zu unterscheiden.

Die Zuger Polizei erfährt erst durch Nau.ch, dass gefälschte Aufnäher von ihr auf Temu erhältlich sind. Und will jetzt durchgreifen!

Zuger Polizei will «gegen fehlbare Personen vorgehen»

Denn: «Das Gesetz verbietet es, Uniformen oder Uniformteile zu tragen, die dazu geeignet sind, den Eindruck zu erwecken, dass es sich um eine offizielle Uniform handelt. Oder die dazu führen könnten, dass man für eine Amtsperson gehalten wird.»

Dies gelte umso mehr auch für klare Hinweise auf die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Behörde. Oder einem Amt wie der Zuger Polizei. «Allerdings beschränkt sich das Verbot auf das Tragen in der Öffentlichkeit», sagt Sprecher Frank Kleiner. In den eigenen vier Wänden kann dies also nicht verboten werden.

Er kündigt an, die Zuger Polizei werde gegen strafrechtlich fehlbare Personen vorgehen. Dies in Fällen einer missbräuchlichen Verwendung von Patches. Besonders, wenn diese auf Uniformen oder uniformähnlicher Bekleidung zum Zwecke der Täuschung angebracht werden.

«Zudem behält sich die Zuger Polizei vor, zivilrechtliche Schritte gegen die Hersteller und Verkäufer gefälschter Patches einzuleiten», so Kleiner.

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Auch von der Stadtpolizei Zürich und den Kantonspolizeien Aargau und Basel-Landschaft sind Abzeichen im Umlauf. Der Stadtpolizei Zürich ist das bereits bekannt. Ein Sprecher sagt zu Nau.ch: «Die Stadtpolizei behält sich diesbezüglich die Einleitung rechtlicher Schritte vor.»

Der Hintergrund: «Das schweizerische Wappenschutzgesetz stellt den unzulässigen Gebrauch amtlicher Bezeichnungen unter strafrechtlichen Schutz.»

Die Stadtpolizei erinnert daran: Zivile Polizisten haben unaufgefordert ihren persönlichen Polizeiausweis zu zeigen, wenn sie mit der Bevölkerung in Kontakt treten. «Das Vorweisen eines Aufnähers ersetzt den Polizeiausweis nicht», heisst es.

Kapo Aargau will «keinen Aufwand betreiben»

Anders tönt es von der Kantonspolizei Aargau. Dort zeigt man sich zwar erstaunt darüber, dass das Abzeichen der Sanitäter – oder Medics – «den Weg nach China gefunden hat». Aber: «Da sich unmöglich kontrollieren lässt, was alles im Umlauf ist, werden wir auch keinen Aufwand betreiben, um der Sache nachzugehen.»

Denn: Heute könne sich «jedermann auf solchen Plattformen Bekleidung und Ausrüstung bestellen», um damit zum Verwechseln ähnlich als Polizist auszusehen. «Ob das kopierte Abzeichen einer richtigen Polizei dabei noch etwas ausmacht, wage ich zu bezweifeln», sagt Sprecher Bernhard Graser.

Überhaupt seien die Fälle, wo sich jemand mit einer Fantasie-Polizeiuniform in krimineller Absicht als Amtsträger ausgibt, «doch eher selten». «Vielmehr haben es Telefonbetrüger, die als falsche Polizisten auftreten, gar nicht nötig, sich noch extra zu verkleiden.»

Basel-Landschaft hat Abzeichen selber im Souvenirshop

Der Kantonspolizei Basel-Landschaft ist ebenfalls bereits bekannt, dass Abzeichen verschiedener Polizeien auf Temu verkauft werden. Etwas dagegen unternehmen will auch sie jedoch nicht. «Verhindern kann man das sowieso nicht», sagt ein Sprecher auf Anfrage. «Und im Endeffekt haben wir die Patches auch in unserem Souvenirshop und verkaufen diese an Sammler.»