Temu verklagt Shein – wegen «mafiösen Methoden»
Die beiden chinesischen Onlineshop-Giganten Temu und Shein treffen sich bald vor Gericht. In den USA hat Temu Klage eingereicht: wegen «mafiöser Methoden».
Das Wichtigste in Kürze
- Temu verklagt seinen Onlineshop-Konkurrenten Shein in den USA.
- Die beiden chinesischen Unternehmen sind erbitterte Rivalen.
- Nun sei Shein aber zu weit gegangen: Man habe «mafiöse Methoden» eingesetzt.
Erst im Oktober hatten die chinesischen Onlineshop-Grössen Temu und Shein einen Burgfrieden geschlossen. Man wolle sich nicht mehr gegenseitig verklagen, hatte man gemeinsam beschlossen.
Nun hat Temu, das seinen Firmensitz in Boston (USA) hat, erneut Klage gegen die Konkurrenz eingereicht. Dies wegen «mafiaartigen Einschüchterungsversuchen von Lieferanten» und Urheberrechtsbedenken, wie die österreichische «Kronen Zeitung» berichtet.
Aus Dokumenten des United States District Court geht hervor, dass das Unternehmen Shein vorwirft, systematisch Händler Temus festgehalten zu haben. Ausserdem sei es zur Verletzung der geistigen Eigentumsrechte gekommen. Man habe keine andere Wahl gehabt, als Shein zu verklagen.
Angeblich krasse Methoden von Shein
«Sie begannen, Händler illegal festzuhalten und verlangten gewaltsam ihre Telefone. Sie stahlen unsere Händlerkonten und Passwörter, stahlen unsere Geschäftsgeheimnisse und zwangen Händler gleichzeitig, unsere Plattform zu verlassen. Ihre Handlungen sind zu übertrieben.» Das teilte Temu dem US-TV-Sender «CNBC» mit.
Obwohl Sheins und Temus Geschäftsmodelle sich unterscheiden würden, betrachte Shein Temu als «seine grösste Bedrohung». Aus diesem Grund greife Shein die Konkurrenz mit böswilligem und rechtswidrigem Verhalten an, um Temus Erfolg zu vereiteln.
Laut Temu: Sheins Massnahmen sind «verzweifelt»
Besonders vor dem letzten Super Bowl, bei dem Temu eine grosse Werbekampagne lancierte, habe Shein zu immer verzweifelteren Methoden gegriffen. Das ist laut «Kronen Zeitung» in der 96-seitigen Anklageschrift zu lesen. So seien Lieferanten Temus unter Vorwänden nach Guangzhou in China gelockt worden.
In den Geschäftsräumen von Shein habe man sie dann bedroht, bis sie den Forderungen der Onlineshop-Grösse nachgaben. So sei Temu «vom Zugang zu etwa 70 bis 80 Prozent der Lieferanten für ultraschnelle Mode» abgeschnitten worden.
Strafe könnte hoch ausfallen
Temu strebt nun einen Jury-Prozess gegen Shein an. Man fordere von der Konkurrenz die sofortige Einstellung illegaler Methoden sowie eine öffentliche Entschuldigung. Ausserdem erhoffe man sich eine finanzielle Entschädigung für seine betroffenen Händler. Über die Höhe einer solchen Entschädigung solle das Gericht entscheiden.
Im Falle einer Verurteilung könnte die Strafe für Onlineshop-Riese Shein teuer werden. Der Grund: Die Umsatzzahlen des Fast-Fashion-Anbieters sind seit Covid rasant gestiegen. Allein in den USA hat Shein laut Schätzungen im Jahr 2022 rund 9,6 Milliarden US-Dollar Umsatz generiert.