Ukraine Krieg: Fast jeder dritte junge Schweizer versteht Putin
Laut einer Tamedia-Umfrage versteht rund jeder dritte junge Schweizer die Motive von Wladimir Putin. Auch in anderen Ländern ist dieses Phänomen zu sehen.
Das Wichtigste in Kürze
- Rund jeder dritte junge Schweizer versteht Putins Motive hinter dem Ukraine-Krieg.
- Auch in anderen Ländern ist dieses Phänomen zu sehen.
- Für Politologe Michael Hermann liegt der Grund vor allem im Konsum der sozialen Medien.
Vor rund zwei Monaten haben Wladimir Putins Streitkräfte die Ukraine überfallen. Etliche Staaten der Welt haben das Verhalten auf schärfste kritisiert und Russland mit Sanktionen belegt.
Mittlerweile stellen sich immer mehr Leute aus den eigenen Reihen gegen Putin – zuletzt der russische Oligarch Oleg Tinkow.
Doch es finden sich auch viele Putin-Versteher für den Ukraine-Krieg – nicht nur in Russland selbst. In der Schweiz zeigen die neuen Auswertungen der repräsentativen Tamedia-Umfrage von Ende März nämlich erstaunliches: Nahezu jeder Dritte der 18- bis 34-Jährigen verurteilt den Krieg zwar, hat aber «Verständnis für die Motive Putins». Bei den über 65-Jährigen sind es gerade mal noch 13 Prozent.
Über Hälfte der älteren Schweizer sieht Verantwortung für Ukraine-Krieg bei Russland
Auf einen Generationengraben deutet auch eine nicht publizierte Auswertung einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Link von Ende März hin. Fast 80 Prozent der 60- bis 79-Jährigen geben an, Russland sei «vollständig verantwortlich» oder zumindest «eher verantwortlich» als die Nato. Bei den 15- bis 29-Jährigen sind diese Werte tiefer.
Dieses Phänomen, wonach junge Leute Russland tendenziell mehr Verständnis entgegenbringen, zeigt sich auch in anderen Ländern. In den USA gaben 92 Prozent aller über 64-Jährigen im März an, dass sie mehr mit der Ukraine sympathisieren würden. Bei den 18- bis 29-Jährigen beträgt dieser Wert in einer Umfrage von «The Economist» nur rund 56 Prozent. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen Umfragen in Frankreich und Grossbritannien.
Für den Zürcher Politologen Michael Hermann liegt der Grund vor allem im Konsum der sozialen Medien.
Ältere Leute nutzten primär klassische Medien wie Fernsehen oder Zeitungen, wo der Ukraine-Krieg klar verurteilt werde, sagt Hermann zum «Tagesanzeiger». Jugendliche hingegen informierten sich vor allem in den sozialen Medien. «So sind sie vielen unterschiedlichen Einflüssen ausgesetzt – eben auch den Lügen der gut funktionierenden russischen Propaganda.»
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