Coronavirus: Lagerabsagen bescheren Skigebieten Millionen-Loch
Skigebiete bleiben trotz Lockdown weiterhin offen. Doch eine der wichtigsten Einnahmequellen fällt aufgrund des Coronavirus weg: Die Skilager.
Das Wichtigste in Kürze
- Skigebiete bleiben auch während des zweiten Schweizer Lockdowns geöffnet.
- Die meisten Kantone haben Skilager jedoch bis April verboten.
- Skigebiete berichten von Verlusten bis in den Millionen-Bereich.
Schleckzeug-Party im Massenschlag, Schlittel-Wettkämpfe und Spaghetti-Plausch im Gemeinschaftssaal. Skilager sind in Zeiten von Coronavirus angesichts der geltenden Schutzmassnahmen schier unmöglich.
In vielen Kantonen beginnen die Sportferien, doch die Schulklassen bleiben den Pisten fern. Praktisch sämtliche Lager wurden abgeblasen, wie eine Umfrage von Nau.ch in den Kantonen zeigt.
Einige verschieben die Lager auf die Frühlingsferien Ende April, «falls es die epidemiologische Lage dann erlaubt». Alternativprogramme gibt es teilweise, aber auch diese fallen spärlich aus. In Basel-Stadt beispielsweise gibt es Tagesproben für Klassen, die nicht ins Theaterlager können. Zuger Gemeinden führen wegen des Coronavirus «ausgedünnte Sportwochen» durch.
Sogar der Kanton Wallis verzichtet auf Skilager. Aber: «Aufgrund der Nähe der Schulen zu den einzelnen Skigebieten führen die Primarschulen Skitage durch. Das bedeutet, dass die Kinder zu Hause essen und schlafen», sagt eine Sprecherin des Bildungsdepartements.
Finanzieller und langfristiger Verlust für die Skigebiete
Für die Skigebiete ein herber Verlust. In Arosa GR finden gemäss Pascal Jenny von Arosa Tourismus pro Wintersaison über 50 Skilager statt. Von den in diesem Jahr wenigen 15 reservierten Lagern wurden bis anhin 13 annulliert.
Das reisst ein tiefes Loch in die Kasse des Skigebiets, der Berghütten und des Dorfes. «Bei Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette befinden wir uns rasch im 6-stelligen Verlustbereich.» Hinzu kommt, dass Skilager meist der Ursprung der Wahl für künftige Ferien seien, bedauert Jenny. «Darum bedeuten ausbleibende Skilager auch langfristigen Verlust.»
Eine Herausforderung sei es insbesondere auch für die Beherbergungsanbieter für Skischullager. «Diese Infrastruktur kann man nicht so von einem Tag auf den anderen für Individualgäste ummodeln.»
Auch im Berner Skigebiet Adelboden-Lenk wurden fast alle Skilager wegen des Coronavirus abgesagt. Ein paar wenige wurden nach hinten verschoben, so Tourismus-Sprecherin Silvia Nüesch. In «normalen» Wintern finden beispielsweise bei den Anbietern «Ferienwohnungen Adelboden» und «Haris’s Chalet» bis zu 70 Skilager statt. Erstere würden von einem «massiven Umsatzrückgang» berichten, 50 Prozent ihres Angebots besteht aus Gruppenunterkünften.
Die Einbussen seien noch nicht konkret zu beziffern. Die Skiregion Adelboden-Lenk spricht von einem sechsstelligen Betrag, der durch die Klassenlager-Absagen wegfalle.
In Engelberg OW wurden gemäss Tourismusdirektor Andres Lietha alle Lager abgesagt. Schmerzhaft sei dies besonders für die spezialisierten Gruppenunterkünfte. Diesen fehlen nicht nur die Schullager, sondern auch alle anderen Gruppen wie Trainingslager. Den Verlust kann Lietha noch nicht beziffern.
Skigebiete fahren wegen Coronavirus Millionen-Verluste ein
Konkrete Zahlen nennt die Aletsch Arena. Sämtliche Lager im Sport Resort Fiesch wurden bis März abgesagt. Gemäss Direktorin Barbara Moosmann belaufen sich die Einbussen alleine im Januar auf 850'000 Franken. Bis und mit März gehen der Beherbergung 2,3 Millionen Franken verloren.
Hinzu kommen 750'000 Franken, die die Aletsch Bahnen AG normalerweise durch Skitickets für Gruppen einnehmen.
Auch Ole Rauch, Geschäftsführer der Schneesportinitiative «GoSnow» bedauert die vielen Absagen. «Einzelne hoffen noch, dass sie ihre Lager – etwa ab der 2. Hälfte März – durchführen können und warten ab mit der Absage.» So wie es sich derzeit abzeichne, glaubt Rauch aber nicht, dass sie durchgeführt werden können.
«Wir sehen diese Saison, dass auch das Interesse an einzelnen Schneesport-Tagen zurückgegangen ist.» Problematisch seien ja nicht nur die Übernachtungen in einem Massenschlag. «Sondern auch die Durchmischung von Klassen etwa bei der Anreise im Car.»
Die Hoffnung liegt auf dem Frühsommer. «Dann wollen wir den Schulen Ersatzangebote für die verpassten Schneesportlager bieten», so Rauch. Zur Diskussion stehen Lager in den Bergen mit Angeboten wie Biken, Klettern oder Wandern. Doch wie so manches diese Tage hängt auch dies von der Entwicklung rund um das Coronavirus ab.