Coronavirus: Trotz tieferer Arbeitslosenquote ist Krise nicht vorbei
Im Juni ist die Arbeitslosenquote in der Schweiz leicht gesunken. Das SECO und Gewerkschaften warnen: Die Lage bleibt weiter angespannt.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Arbeitslosenquote ist im Juni leicht gesunken.
- Trotzdem ist der Wert deutlich höher als noch im Vorjahresmonat.
Es war eine überraschend gute Nachricht. Am Mittwoch hat das Staatssekretariat für Wirtschaft verkündet, dass die Arbeitslosenquote vom Mai auf Juni gesunken ist.
Aktuell liegt der Wert bei 3,2 Prozent, im Vormonat waren es noch 3,4 Prozent. Rückläufig ist die Jugendarbeitslosigkeit, aber auch bei über 50-Jährigen ist die Quote gesunken.
Zwar bleibt die Arbeitslosigkeit in der Gastronomie überdurchschnittlich hoch. Mit einer Quote von 8,5 Prozent sind immer noch 8'066 Personen auf Stellensuche. Das sind allerdings 15 Prozent weniger als im Vormonat.
Lockerungen zahlen sich aus
Mit 14 Prozent hat die Zahl im ebenfalls gebeutelten Baugewerbe ähnlich stark abgenommen. Dort liegt die Arbeitslosenquote aktuell bei 4,7 Prozent.
Das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO sieht dafür mehrere Gründe: So ging es mit den Lockerungsmassnahmen für mehrere Branchen wieder aufwärts. Zudem sei die Schweizer Wirtschaft robuster als gedacht, kommentiert SECO-Mann Oliver Schärli.
Weiter zeigen die Massnahmen des Bundes – Covid-Kredite und Kurzarbeit – Wirkung. Ebenfalls positiv: Bisher haben deutlich weniger Arbeitnehmer Kurzarbeit bezogen als zu Krisenbeginn vorangemeldet wurden.
54 Prozent mehr Arbeitslose als im Vorjahr
Die Krise ist damit aber nicht durchgestanden. Mit einer Arbeitslosenquote von 3,2 Prozent ist der Wert zwar tiefer als im Vormonat. Allerdings deutlich höher als im Vorjahr. Innert Jahresfrist kletterte die Zahl der Arbeitslosen um über 54 Prozent nach oben.
Daniel Lampart, Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB) mahnt: «In den letzten 20 Jahren gab es in der Schweiz nie so viele Stellensuchende wie heute. Nicht einmal in der Finanzkrise.»
Kommt dazu, dass die Zahl offener Stellen nach wie vor tiefer ist als vor der Krise. Ende Juni waren 31'919 Jobs unbesetzt. Vergangenen Februar waren 36'766 Stellen offen, im Juni 2019 gar 37'186. «Das macht mir Sorgen», kommentiert Lampart.
Es sei normal, dass die Arbeitslosenzahlen im Juni etwas zurückgehen. «Abgesehen davon hat sich die Lage leider noch nicht entschärft. Obwohl die Geschäfte und die Restaurants bereits länger wieder geöffnet sind.»
Lampart beobachtet, dass Firmen planen, ihre Personalbestände zu reduzieren. «Darum verlangt der SGB vom Bund Massnahmen zur Stabilisierung der Konjunktur. Vor allem die Kaufkraft der unteren und mittleren Einkommen sollte gestärkt werden.»
Auch das SECO glaubt nicht, dass wir schon über den Berg sind. Gemäss dem Amt dürfte im zweiten Halbjahr die Arbeitslosenquote wieder zulegen.