Hotelplan baut Jobs ab: Reisebranche drohen weitere Kahlschläge
Das Wichtigste in Kürze
- Hotelplan baut in der Schweiz 170 Jobs ab, weltweit über 400.
- Die Branche macht dieses Jahr rund 80 Prozent weniger Umsatz.
Die Reisebranche ist von der Corona-Krise besonders stark betroffen. Wegen des Lockdowns wurden Filialen geschlossen, wegen Grenzschliessungen mussten haufenweise Reisen storniert werden.
Wie stark die Branche betroffen ist, zeigt der Kahlschlag bei Hotelplan. Die Migros-Tochter streicht 170 der rund 900 Stellen in der Schweiz. Zwölf Filialen werden dichtgemacht.
Weltweit sind 425 Mitarbeiter vom Jobabbau betroffen. Das entspricht rund jeder fünften Stelle des Reise-Konzerns.
«Es tut weh, dass wir nicht mehr allen Mitarbeitenden eine Perspektive bieten können», sagt Firmenchef Thomas Stirnimann. «Doch die Folgen der weltweiten Reisebeschränkungen und die Aussichten für die weitere Geschäftsentwicklung machen die Massnahmen leider unumgänglich.»
Organisation und Kosten anpassen
In der Branche herrscht eine hohe Unsicherheit, wie eine Umfrage von Nau.ch zeigt. «DER Touristik Suisse prüft aktuell, wie sie ihre Organisation und Kosten an den Corona-bedingten Umsatzrückgang anpasst», sagt Sprecher Markus Flick. Der Kuoni-Mutterkonzern beschäftigt hierzulande rund 1000 Mitarbeitende, welche weiterhin auf Kurzarbeit sind.
Konkurrentin Tui hat einen Milliarden-Überbrückungskredit aufgenommen, aber auch ein Sparprogramm angekündigt. Weltweit werden 8000 Jobs abgebaut oder nicht mehr neu besetzt. «Welche Auswirkung das auf Tui Schweiz hat, kann zurzeit noch nicht gesagt werden», sagt Sprecherin Milica Vujcic.
Der Kahlschlag bei Hotelplan dürfte kein Einzelfall bleiben, glaubt Max E. Katz. Er ist Präsident des Schweizer Reise-Verbands. «Aufgrund der Auswirkungen der Corona-Krise müssen die Reiseveranstalter und Reisebüros ihre Strukturen der Nachfrageentwicklung anpassen. Dies ist sicherlich auch bei anderen Unternehmen im Gange.»
Auch viele KMU betroffen
Neben einigen grossen Playern sind in der Reise-Branche nach viele KMU-Betreibe tätig. Diese hätten sich durch bisherige Krisen gekämpft, sagt Katz. «Die Corona-Krise wird jedoch auch bei ihnen nicht ohne Konsequenzen bleiben.»
Prognosen darüber, wie viele Jobs die Krise in der Branche kosten wird, will er nicht machen. Das hänge auch davon ab, wie viele finanzielle Unterstützung die Branche vom Bund erhalten werde. So haben sich National- und Ständerat geeinigt, dass Geschäftsmieten vom Lockdown direkt betroffenen Unternehmen zu 60 Prozent erlassen werden müssen.
Denn nach wie vor hängen dunkle Wolken über den Reisebüros. Katz erwartet dieses Jahr einen Umsatzeinbruch zwischen 70 und 80 Prozent. Auch 2021 dürften die Erträge 40 Prozent geringer sein. Erst für 2022 sollte wieder das Niveau von 2019 erreicht werden.