Segway: Produktion wird per Mitte Juli beendet
Segway: Ziel war die Revolution im Personentransport. Doch der Stehroller entpuppte sich als totaler Flop.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Segway sollte den Personentransport revolutionieren.
- Nun wird die Produktion des Stehrollers per 15. Juli beendet.
- Das Fortbewegungsmittel konnte sich im Markt nicht durchsetzen.
Selten war der Hype um ein neues Produkt so gross: Der Segway sollte den Personentransport revolutionieren und die Stadt der Zukunft prägen. Seine Innovation werde Personenkraftwagen so überflüssig machen, wie diese einst die Pferdekutschen, versprach Erfinder Dean Kamen. Doch die Hoffnung wurde nie erfüllt - im Gegenteil. Die vermeintlich bahnbrechende Sensation entwickelte über die Jahre zwar einen gewissen Kultcharakter, entpuppte sich letztlich aber als grosser Flop.
Jetzt hat der einst als futuristisch geltende Stehroller ausgedient. Am 15. Juli beendet der chinesische Mutterkonzern Segway-Ninebot die Produktion des Segway Personal Transporters.
Segway von Corona-Krise belastet
«Wir haben die schwierige Entscheidung getroffen, den Segway PT einzustellen», erklärt Segway-Managerin Judy Cai. Die Corona-Pandemie habe Verkauf und Fertigung zuletzt zusätzlich belastet. Das sei aber nicht der Hauptgrund für den Schritt, räumt sie ein. «In den vergangenen Jahren haben wir eine Übersättigung des Marktes gesehen».
Klartext: Es gibt keine Nachfrage mehr. Das Fortbewegungsmittel, das Benutzer durch Gewichtsverlagerung im Stehen steuern, mache nur noch 1,5 Prozent des Umsatzes aus. Der Fokus des Unternehmens liegt ohnehin auf anderen Produkten wie E-Scootern, Quads oder Robotern.
Dass es einmal so kommen würde, hätte sich Segway-Gründer Dean Kamen wohl nicht träumen lassen. Präsentiert hat er seine Weltneuheit im Dezember 2001 in New York. Der US-Erfinder hatte damals bereits etliche andere spektakuläre Innovationen auf seinem Konto.
Etwa ein Dialyse-Gerät im Aktentaschenformat, eine tragbare Insulin-Pumpe und einen Rollstuhl, der Treppen hinauf und herunter klettern kann. Über ein Jahr lang fachte er die Spannung auf sein neuestes Projekt an. Es wurde spekuliert, was das Zeug hält - vom wasserstoffbetriebenen Luftkissenboot bis hin zur Supertoilette: nichts schien unmöglich.
Bis heute ein Nischendasein
Aber die Erfindung schaffte es nie, bei der breiten Masse Anklang zu finden. Letztlich wurden keine Millionen, sondern nur rund 140'000 Segways verkauft. Wenige waren bereit, Tausende Dollar oder Euro für ein relativ schwerfälliges und unelegantes Vehikel zu berappen. Zumal man damit nicht schneller vorankommt als mit dem Fahrrad.
So fristet der Segway bis heute ein Nischendasein für bürgernahe Polizisten, Sicherheitsdienste in Einkaufszentren oder gehfaule Touristen. Zudem gibt es Promi-Fans wie Apple-Mitgründer Steve Wozniak, der eine Leidenschaft für Segway-Polo pflegt.
Auch wenn sich das Unternehmen bis heute rühmt, war die Geschichte des Segway eher von Pleiten, Pech und Pannen geprägt. Als der frühere US-Präsident George W. Bush sich 2003 als Trendsetter mit dem Segway erweisen wollte, verlor er beim Anfahren das Gleichgewicht und fiel vorne über. Das «Time»-Magazin eröffnete 2010 seine Liste der «50 schlechtesten Erfindungen» mit dem Gerät.
Firma von Start-up übernommen
Dass es auch geschäftlich nicht sonderlich gut lief, liegt auf der Hand. Im Dezember 2009 kaufte der britische Multimillionär Jimi Heselden die damals schon recht erfolglose Firma. Tragischerweise stürzte er weniger als ein Jahr später mit einem Segway über eine Klippe in den Tod.
Die Firma wurde 2013 von Heseldens Familienstiftung an den US-Investor Summit Strategic Investments weitergereicht. 2015 übernahm das chinesische Start-up Ninebot. Das Unternehmenh hat aber keine Pläne, das Segway-Werk im US-Bundesstaat New Hampshire zu schliessen oder zu verkaufen.