Missverständnis zwischen Berset und Moret legt Nationalrat lahm
Bundesrat Alain Bersets unfreiwillige Schweigeminute amüsiert Ratspräsidentin Isabelle Moret – dabei war sie schuld daran.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Missverständnis und das Protokoll haben den Nationalrat lahmgelegt.
- Bundesrat Berset stand schweigend am Rednerpult.
- Nationalratspräsidentin Isabelle Moret musste danach wohl primär über sich selbst lachen.
Eben noch hatte SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi wegen dem Coronavirus den Abbruch der Session gefordert. Damit drang er nicht durch. Doch Minuten später ging im Nationalrat gleich gar nichts mehr. Dazu brauchte es aber weder eine tödliche Krankheit noch einen Mehrheitsbeschluss, sondern den Feind aller Debatten. Ein Missverständnis.
Da steh ich nun, ich armer Tor
Mucksmäuschenstill stand Bundesrat Alain Berset am Rednerpult. Etwas weniger still war der Nationalrat, weshalb sich Ratspräsidentin Isabelle Moret einmal mehr genötigt sah, ihr schon legendäres «Schh» ins Mikrofon zu hauchen. Es war ein extra langes «Schh», und ganz bestimmt mit französischem Akzent. Aber Berset war auch damit nicht zum Reden zu bewegen.
Im Gegenteil: Er machte einen Schritt zurück, weg von Pult und Mikrofon. Nach einer geschlagenen Minute nahte die Lösung der verfahrenen Situation. «Ach, Sie sind schon fertig? Das war so kurz!» Isabelle Moret hatte plötzlich realisiert, dass die eingekehrte Ruhe eher unfreiwillig war.
Nix geht mehr
Denn: Alain Berset hatte nicht etwa wegen zu viel Lärms pausiert und sehnlichst auf Ruhe gewartet. Sondern seine Antwort zur ersten Frage in der Fragestunde war tatsächlich aus und vorbei. Nur konnte er jetzt nicht fortfahren, denn dazu hätte ihm die Nationalratspräsidentin erst wieder das Wort ereilen müssen.
Da diese mit sich selbst beziehungsweise dem Praktizieren ihrer Schh-erei beschäftigt war, geriet das Protokoll in eine Systemblockade. Mit viel Gelächter am Präsidentenpult und im Saal löste sich die angespannte Situation. Eigentlich ging es ja um Gesundheitsfragen, eine ernste Angelegenheit. Doch wie sagte einst ein weiser Magistrat, gänzlich ohne französischen Akzent: «Rire, ç’est bon pour la santé.»