Demokratischer Hoffnungsträger O'Rourke will gegen Trump antreten

Für viele Gegner von US-Präsident Donald Trump ist er schon seit Monaten ein grosser Hoffnungsträger - und nun ist der frühere Kongressabgeordnete Beto O'Rourke offiziell in das Rennen um das Weisse Haus eingestiegen.

O'Rourke bei einem Auftritt im texanischen Austin während des Senatswahlkampfs - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • 46-jähriger bewirbt sich um Präsidentschaftskandidatur .

Der 46-Jährige kündigte am Donnerstag offiziell an, sich um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten zu bewerben. Er wolle das «tief gespaltene Land» einen und die «globale Führungsrolle» der USA wiederherstellen, sagte er.

Obwohl O'Rourke bei der Senatswahl im November gescheitert war, geniesst er an Teilen der Parteibasis weiterhin Kultstatus. Seine Niederlage im traditionell konservativen Texas gegen den republikanischen Senator Ted Cruz war nur knapp ausgefallen und insofern ein starker Achtungserfolg. O'Rourke war es gelungen, eine enthusiastische Graswurzelkampagne zu mobilisieren und die beachtliche Spendensumme von 70 Millionen Dollar von Kleinspendern einzusammeln.

Der Texaner reiht sich nun allerdings in ein bereits breites Bewerberfeld bei den Demokraten ein. Zu den inzwischen 15 Anwärtern auf die Präsidentschaftskandidatur gehören die Senatoren Cory Booker, Kirsten Gillibrand, Kamala Harris, Amy Klobuchar, Bernie Sanders und Elizabeth Warren. Als weiterer möglicher Bewerber gilt Ex-Vizepräsident Joe Biden. Der 76-Jährige will seine Pläne bald bekanntgeben.

O'Rourke sagte bei einem Auftritt im Bundesstaat Iowa über seine parteiinterne Konkurrenz, «jeder einzelne Demokrat» wäre ein «weit besserer» Präsident als der derzeitige Amtsinhaber. Der Auftritt folgte kurz nach der Veröffentlichung eines Webvideos, in dem seine Präsidentschaftsbewerbung verkündete. In Iowa im Mittleren Westen des Landes findet Anfang 2020 gemäss der traditionellen Abfolge die erste der Vorwahlen zur Bestimmung der Präsidentschaftskandidaten statt.

O'Rourke kündigte in dem Video an, eine «positive Kampagne» führen zu wollen, die weltanschauliche und gesellschaftliche Grenzen überwinden solle. Er nannte unter anderem die Eindämmung des Einflusses von Konzernen auf die Politik und die Bekämpfung des Klimawandels als zentrale Herausforderungen.

Die «miteinander verbundenen Krisen in unserer Wirtschaft, unserer Demokratie und in unserem Klima» könnten das Land entweder «verschlingen» - oder sie böten die «grösste Gelegenheit, den Genius der Vereinigten Staaten von Amerika zu entfesseln», sagte der telegene Ex-Abgeordnete. Mit seiner optimistisch-versöhnlichen Botschaft setzt sich O'Rourke gegen den polemischen Politikstil Trumps ab.

In dem Webvideo, das ihn an der Seite seiner Ehefrau auf dem heimischen Sofa zeigte, plädierte O'Rourke für einen allgemeinen Krankenversicherungsschutz und eine liberale Einwanderungspolitik. Zuwanderern solle der Zugang zu legalen Jobs ermöglicht werden - auch damit grenzte sich O'Rourke scharf von Trump ab, der eine restriktive Einwanderungspolitik verfolgt und die illegale Zuwanderung als Gefahr beschreibt.

Trump reagierte auf O'Rourkes Bewerbung wie üblich - mit Polemik. Dabei fokussierte er sich aber allein auf dessen Körpersprache. «Ich finde, er hat viel Handbewegung», sagte der Präsident in Washington. Seine Reaktion auf O'Rourkes Video sei gewesen: «Ist er verrückt oder ist das einfach nur die Art, wie er sich verhält?» Trump neigt allerdings selber zu ausladender Körpersprache, darunter auch heftigen Handbewegungen.

O'Rourke war bereits seit seinem Senatswahlkampf in Texas als möglicher Präsidentschaftsbewerber gehandelt worden. Der charismatische frühere Punk-Musiker hatte in seiner damaligen Kampagne gezeigt, welche mobilisierende Ausstrahlungskraft er vor allem auf Jungwähler ausüben kann.

Der dreifache Familienvater spielte früher Bass in einer Punkband, studierte englische Literatur in New York und gründete eine Internetfirma. Seine politische Karriere begann 2005 im Stadtrat seiner Heimatstadt El Paso, dem er sechs Jahre angehörte. 2012 wurde O'Rourke in das US-Repräsentantenhaus gewählt. Sein dortiges Mandat endete zu Jahresbeginn, so dass er sich nun voll seiner Präsidentschaftskampagne widmen kann.