Erdogan kritisiert Schweigen westlicher Medien zu Gelbwesten
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kritisiert die unterschiedlichen Haltungen der Medien zu Protesten in verschiedenen Ländern.
Das Wichtigste in Kürze
- Recep Tayyip Erdogan rügt westliche Medien und Menschenrechtler.
- Er unterstellt doppelte Standards, wenn es um die «Gelbwesten»-Proteste geht.
Nach den erneuten Protesten der «Gelbwesten» am Wochenende in Paris und Brüssel hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan das «Schweigen» westlicher Medien und Menschenrechtler kritisiert. Erdogan warf ihnen in einer Rede zum Tag der Menschenrechte heute Montag doppelte Standards vor, nachdem sie bei den Gezi-Protesten in der Türkei 2013 gegen das Vorgehen seiner Regierung protestiert hatten, nun jedoch schweigen würden.
«Diejenigen, die bei den Gezi-Protesten in Istanbul die Menschenrechte verteidigt haben, zeigen sich nun blind, taub und stumm angesichts der Ereignisse in Paris», sagte Erdogan. Bei den Gezi-Protesten hätten sie «die ganze Welt in Aufruhr versetzt», weil es in der Türkei gewesen sei, doch nun würden die Medien nicht in gleicher Weise über die Proteste in Paris und Brüssel berichten. Das sei «nicht fair» und «nicht ehrlich», sagte er.
Erdogan hatte am Samstag bereits die «unverhältnismässige Gewalt» der französischen Polizei gegen die «Gelbwesten» kritisiert, die seit Wochen teils gewaltsam gegen die Politik der Regierung und soziale Missstände demonstrieren. Auch bezeichnete er die Proteste als Zeichen für das Scheitern von Demokratie und Menschenrechte in Europa. Die französische Gesundheitsministerin Agnès Buzyn zeigte sich empört und warf ihm «Einmischung» vor.
Gezi-Protestler unterstützt
Die türkische Regierung beschuldigte die westlichen Medien in den vergangenen Tagen zudem wiederholt, nicht über die Proteste zu berichten. «Die Haltung der Presse in diesem Kontext ist eine totale Katastrophe», sagte Aussenminister Mevlüt Cavusoglu am Sonntag. «Das ist, was wir Doppelstandards, was wir Heuchelei nennen.» Als die Türkei «Vandalismus» erlebt habe, hätten die Europäer die Protestler durch Presse, Politiker und NGOs unterstützt.
Die Gezi-Proteste hatten sich im Mai 2013 an Plänen zur Bebauung eines kleinen Parks im Zentrum von Istanbul entzündet, doch nach einem gewaltsamen Polizeieinsatz rasch auf das ganze Land ausgeweitet. Das Vorgehen der Regierung war damals im Ausland scharf kritisiert worden. Erdogan wertet die Proteste heute als Versuch zum Sturz seiner Regierung und verschärfte in den vergangenen Wochen den Ton gegen ihre Unterstützer.