Irans Aussenminister droht mit einem «umfassenden Krieg»

Nach der Bombardierung von Ölanlagen in Saudi-Arabien greifen sowohl der Iran als auch die USA zu harscher Rhetorik, die eine militärische Eskalation befürchten

Irans Aussenminister Mohammed Dschawad Sarif. (Archivbild) - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Iran will sich im Falle eines Militärschlags der USA und Saudi-Arabiens verteidigen.
  • Wenn es sein muss, mit einem «umfassenden Krieg»
  • Der Iran weist auch jegliche Beteiligung an den Angriffen auf saudische Ölanlagen zurück.

Irans Aussenminister Mohammed Dschawad Sarif hat im Fall eines Militärschlages der USA und Saudi-Arabiens mit einem «umfassenden Krieg» gedroht. «Wir wollen keinen militärischen Konflikt ... aber wir würden nicht mit den Augen zwinkern, unser Land zu verteidigen». Das sagte Sarif in einem Interview mit dem US-Nachrichtensender CNN.

US-Aussenminister Mike Pompeo traf wegen der Krise zu Gesprächen in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) ein. Am Mittwochabend hatte er den Angriff vom Wochenende bei einem Besuch in Saudi-Arabien als «kriegerischen Akt» bezeichnet. Dafür müsse der Iran «zur Rechenschaft gezogen» werden.

Der US-Aussenminister Mike Pompeo. - Keystone

Pompeo wollte sich bei den Gesprächen mit Kronprinz Mohammed bin Said Al Nahyan darum bemühen, Bündnispartner zu gewinnen. So will man dem Iran entschlossen gegenübertreten. Darum wollte er sich auch nächste Woche am Rande der Vollversammlung der Vereinten Nationen (Uno) in New York bemühen.

«Wir arbeiten daran, eine Koalition zu bilden, um einen Plan der Abschreckung zu entwickeln», sagte er. US-Präsident Donald Trump hatte am Mittwoch neue Iran-Sanktionen angekündigt. Unklar blieb aber noch, ob die US-Regierung auch Vergeltungsschläge erwog – wie Trump es noch am Wochenende angekündigt hatte.

Donald Trump im September bei einer Rede. - DPA

Huthis reklamierten Angriff für sich

Die jemenitischen Huthi-Rebellen, die vom Iran unterstützt werden, haben den Angriff mit Drohnen und Raketen für sich reklamiert. Pompeo zufolge war jedoch der Iran direkt verantwortlich. Auch ein saudischer Militärsprecher machte den Iran für die Angriffe mitverantwortlich.

Teheran bestreitet jede Beteiligung. «Ich weiss, dass wir das nicht waren», sagte Aussenminister Sarif. «Wir wollen keinen militärischen Konflikt», sagte Sarif im Gespräch mit dem Nachrichtensender CNN. Der Iran werde jedoch «nicht mit der Wimper zucken», wenn es darum gehe, das Land zu verteidigen. Ein Militärschlag könnte viele Opfer zur Folge haben, warnte er.

Der iranische Aussenminister. - Keystone

Ausserdem sei der Iran auch weiterhin bereit, sowohl mit Saudi-Arabien als auch mit den Emiraten zu sprechen. Das sagte Sarif. Mit den USA werde der Iran nur dann verhandeln, wenn alle Sanktionen gegen sein Land aufgehoben worden seien.

Keine Visa für Iran-Delegation

Sarif kritisierte zudem, Pompeo verhindere, dass die iranische Delegation Visa zur Einreise zur Uno-Vollversammlung bekomme. Trump hatte sich am Mittwoch für die Anreise einer iranischen Delegation ausgesprochen. Wegen der jüngsten Eskalation schien es jedoch sehr unwahrscheinlich, dass Trump in New York mit Irans Präsident Hassan Ruhani zusammentrifft.

Pompeo hatte sich am Mittwoch mit dem saudischen Kronprinzen und Verteidigungsminister Mohammed bin Salman beraten. Sie hätten darin übereingestimmt, «dass das iranische Regime für sein anhaltend aggressives, rücksichtsloses und bedrohliches Verhalten verantwortlich gemacht werden muss», erklärte das Ministerium.

Mike Pompeo (l) bei seinem Treffen mit dem saudischen Kronprinzen und Verteidigungsminister Mohammed bin Salman (r) am Mittwoch. - Keystone

Politik des «maximalen Drucks»

Seit der einseitigen Aufkündigung des internationalen Atomabkommens mit dem Iran durch Trump vor gut einem Jahr haben die Spannungen weiter zugenommen. Die USA wollen den Iran mit harten Sanktionen und einer Politik des «maximalen Drucks» dazu bewegen, einem neuen Abkommen mit härteren Auflagen zuzustimmen und die Unterstützung von Terrorgruppen in der Region einzustellen.

Die US-Sanktionen haben die wichtige Öl- und Gasförderung des Irans hart getroffen und eine Wirtschaftskrise ausgelöst. Der Iran, der mit dem Rücken zur Wand steht, will sein Atomprogramm nun allerdings wieder hochfahren. Zuletzt kam es auch vermehrt zu Zwischenfällen in der für den Öltransport wichtigen Strasse von Hormus. Die USA haben ihre Militärpräsenz in der Region verstärkt.