Journalisten-Mord: Malta stellt Informanten Begnadigung in Aussicht

Vor über zwei Jahren wurde Journalistin Daphne Caruana Galizia ermordet. Nun hat Malta einem mutmasslichen Mittelsmann Begnadigung für Informationen angeboten.

Menschen fordern Gerechtigkeit für den Mord Galizias. - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Journalistin Daphne Caruana Galizia wurde vor rund zwei Jahren ermordet.
  • Letzte Woche wurde ein Mann auf Malta festgenommen.
  • Die Regierung bietet diesem eine Begnadigung für gesicherte Informationen an.

Mehr als zwei Jahre nach dem Mord an der Journalistin Daphne Caruana Galizia hat Maltas Regierungschef Joseph Muscat einem mutmasslichen Mittelsmann überraschend eine Begnadigung angeboten, falls er gesicherte Informationen zur Identität des Drahtziehers liefern sollte.

Der in der vergangenen Woche festgenommene Mann würde hinsichtlich sämtlicher strafrechtlicher Verfahren begnadigt, jedoch müssten seine Hinweise vor Gericht offiziell bestätigt werden, sagte Muscat am Dienstag vor Journalisten.

Der Regierungschef machte das überraschende Angebot, nachdem die maltesische Polizei und Interpol vergangene Woche einen Mann festgenommen hatten, der angab, zu wissen, wer den tödlichen Autobombenanschlag auf die Journalistin im Herbst 2017 angeordnet hatte.

Zu einer Zusammenarbeit bereit erklärt

Muscat sagte, der Verdächtige habe sich im Falle einer offiziellen Begnadigung des Präsidenten zu einer Zusammenarbeit mit den Behörden bereit erklärt. «Ich habe die Angelegenheit mit den Behörden sowie dem Generalstaatsanwalt besprochen und wir waren uns einig, dass keine pauschale Begnadigung ohne Gewissheit über die zu übermittelnden Informationen erfolgen sollte», sagte Muscat.

Ein Foto der ermordeten Journalistin Daphne Caruana Galizia aus Malta aus dem Jahr 2016. - AP Photo

Er habe ein Schreiben unterzeichnet, wonach er im Falle einer Lieferung von offiziell gesicherten Informationen zur Klärung des Mordfalls empfehlen würde, dem Mann eine Begnadigung zu gewähren, sagte Muscat weiter.

Die 53-jährige Caruana Galizia war am 16. Oktober 2017 bei einem Bombenanschlag getötet worden. Sie hatte als Journalistin regelmässig über Korruption, Geldwäsche und Vetternwirtschaft in Malta berichtet. In manche der Skandale waren auch Mitglieder der Regierung sowie der Regierungschef selbst und seine Familie verwickelt. Galizias Ermordung hatte EU-weit Erschütterung ausgelöst.

Gegen drei Männer, die den Anschlag an der Journalistin ausgeführt haben sollen, laufen Ermittlungen wegen Mordes, jedoch war bislang immer noch unklar, wer hinter dem Auftragsmord steckt.

Im September hatte die maltesische Regierung eine unabhängige Untersuchung des Falls angeordnet, nachdem unter anderem die Angehörigen der ermordeten Journalistin Zweifel über die Unabhängigkeit der Ermittlungen geäussert hatten.