Oppositionsbündnis gegen Erdogan wieder vereint

Wenige Tage nach einem Zerwürfnis ist in der Türkei ein Oppositionsbündnis gegen Präsident Recep Tayyip Erdogan vorerst wieder vereint.

Nach dem Tod von Fethullah Gülen plant Präsident Erdogan, weiterhin gegen die Gülen-Bewegung vorzugehen, die angeblich für den gescheiterten Putsch von 2016 verantwortlich ist. (Archivbild) - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Freitag kündigte die Chefin des Oppositionsbündnisses ihren Rückzug an.
  • Grund dafür war ein Streit um die Frage, wer gegen Erdogan antreten soll.
  • Nun meldet die Iyi-Partei, dass ein Kompromiss gefunden werden konnte.

Erst am Freitag hatte die Chefin der Iyi-Partei ihren Rückzug aus dem Oppositionsbündnis mitgeteilt – nun ist sie wieder zurück. Ihrer Partei zufolge sei ein Kompromiss in einer wichtigen Streitfrage gefunden.

Die Chefin der nationalkonservativen Iyi-Partei, Meral Aksener, nahm am Montag in Ankara überraschend an einem Treffen mit fünf weiteren Parteien teil, obwohl sie erst am Freitag die Zusammenarbeit aufgekündigt hatte. Umstehende applaudierten, als sie zur Sitzung erschien.

Grund für den Streit war die Frage, wer bei den am 14. Mai geplanten Präsidentenwahlen gegen Erdogan antreten soll. Die grösste Oppositionspartei CHP wollte ihren Parteichef Kemal Kilicdaroglu aufstellen und wurde dabei von vier kleineren Parteien unterstützt. Aksener machte deutlich, dass sie das nicht mittrage, weil sie der Ansicht war, dass der Oppositionsführer schlechte Gewinnchancen hat. Sie wollte den beliebten Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoglu oder den Bürgermeister von Ankara, Mansur Yavas, nominieren. Beide CHP-Politiker schneiden in Umfragen besser ab als ihr Parteichef.

Nach Angaben der Iyi-Partei wurde nun ein Kompromiss gefunden: Kilicdaroglu soll wie geplant als Kandidat aufgestellt werden, die beiden Bürgermeister sollen im Falle eines Wahlsiegs zu Vizepräsidenten ernannt werden. Die offizielle Ankündigung des gemeinsamen Oppositionskandidaten wurde für Montagabend erwartet.

Akseners Austritt aus dem Bündnis hatte für grosse Aufregung in der Opposition geführt. Sie wurde vor allem für die Schärfe ihrer Aussagen kritisiert. Sie hatte etwa gesagt, die Wahl zwischen Erdogan und Kilicdaroglu sei eine «zwischen Tod und Malaria». Inwieweit der Streit dem Bündnis geschadet hat, ist noch nicht klar.