Corinne Suter ist in Cortina mal hui und mal pfui
Corinne Suter ist auch in Cortina d‘Ampezzo auf der Suche nach der Konstanz. Die Frage bei der Schwyzerin lautet weiterhin: Wann geht ihr «der Knopf» auf?
Das Wichtigste in Kürze
- Corinne Suter findet weiterhin nicht zur Konstanz.
- Schon lange warten Fans und Experten darauf, dass bei der 24-Jährigen «der Knopf» aufgeht.
Das Auf-und-ab bei Corinne Suter zieht sich durch ihre bisherige Karriere. Heute, in der 2. Abfahrt von Cortina d’Ampezza, hat ganz wenig gepasst und die Schwyzerin ist als 33. ohne Weltcup-Punkte geblieben. Am Freitag dagegen, bei der 1. Abfahrt auf der WM-Strecke von 2021, war Suter so nahe am Weltcup-Podest dran wie noch nie in den 77 Weltcup-Rennen vor dem 18. Januar 2019. Einen einzigen Hundertstel war Stephanie Venier (Ö) schneller als die 24-Jährige.
Und Podestplätze erhoffen oder erwarten Experten, Fans und auch die Trainer von Corinne Suter eigentlich schon seit der Saison 2015/16. Die damaligen Top-Platzierungen von Lake Louise (6. In der Abfahrt), Val d’Isère (5. In der Abfahrt), Cortina d’Ampezzo (7. Im Super-G) und St. Moritz (7. Im Super-G und 8. In der Abfahrt) in Kombination mit den zwei Goldmedaillen von der Junioren-WM 2014 nährten die Hoffnungen darauf, dass Aufsteigerin Suter zur nächsten Siegfahrerin im Speed-Team von Swiss Ski wird.
Womöglich ist in den darauffolgenden Wintern zu viel Erwartungsdruck aufgebaut worden und Suter, damals 22 respektive 23 Jahre jung, konnte diesem nicht standhalten. Physisch war sie für die an sie gestellten Anforderungen bereit, psychisch und mental aber fehlte noch einiges. Auch deshalb, weil sie die Trainingsleistungen, die laut ihren Trainern ausgezeichnet gewesen seien, nicht in die Rennen hat umsetzen können.
Corinne Suter wollte oft zu viel und verkrampfte dabei. Gerade im mentalen Bereich müsse sie als junge Fahrerin noch einiges dazu lernen, sagte ein Trainer damals. Das Problem, dass Funksprüche oder TV-Bilder von anderen Fahrerinnen die Vorbereitung auf das eigene Rennen und den Fokus auf die eigene Leistung gestört haben, hat die Schwyzerin erkannt. Dank der Zusammenarbeit mit einem Mentaltrainer soll hier Abhilfe geschaffen werden. Sie müsse sich mehr auf sich selber konzentrieren, sagt Suter.
Die Schwyzerin, eine ihrem Charakter entsprechend feinfühlige und im Umgang mit der Piste gar sehr sensible Fahrerin, suchte für jede erdenkliche Schneeart nach der perfekten Abstimmung, verzettelte sich – so erzählen Insider – zuweilen im Detail und «vergass» darob das schnelle Skifahren.
Im vergangenen Herbst ist Suter aber zum Tüfteln gezwungen worden. Ein Vorkommnis, welches auch einen dramatischen Ausgang hätte nehmen können, bedingte Veränderungen am Skischuh. Eine nicht sofort erkannte Blutvergiftung wurde zur grossen Gefahr und mit Glück konnte eine womöglich drohende Amputation des rechten Fusses abgewendet werden (Nau berichtete).
Ein neuer Cheftrainer und ein neuer Servicemann sorgten auch im Umfeld vor der aktuellen Saison für eine Veränderung und mit den Rängen 12 und 8 bei den Abfahrten von Lake Louise startete Suter mit «soliden Resultaten» in den Winter. Und am 18. Januar stellte sich dann mit dem 4. Platz von Cortina das erhoffte Top-Resultat ein.
Den Ärger über den am Freitag so knapp verpassten Podestplatz verarbeitete Corinne Suter gut und sie konnte sich über die gezeigte Leistung freuen. «Ich habe wieder mega Spass am Skifahren», sagte sie nach dem Rennen. Zur erhofften Stabilität hat dieser Rang aber nicht geführt. Das Rennen vom Samstag verbockte Suter ziemlich, so dass der gewonnene Spass vom Vortag ein ziemlich flüchtiges Gefühl gewesen sein dürfte. Die Frage, wann Corinne Suter definitiv «den Knopf» aufmacht und die ihren Fähigkeiten entsprechenden Top-Resultate regelmässig ins Ziel bringt, kann nur so beantwortet werden: In Cortina 2019 nicht.