Bildung unter Beschuss: Wenn Schulen zum Ziel von Konflikten werden
In zahlreichen Ländern werden Kinder auf ihrem Schulweg oder in der Schule zur Zielscheibe bewaffneter Konflikte. Dies hat langfristige Folgen für ihre Zukunft.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Recht auf Bildung ist in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte geschützt.
- Dennoch sind 75 Millionen Kinder und Jugendliche von Angriffen auf die Bildung betroffen.
- Am 9. September fand der «Internationale Tag zum Schutz der Bildung vor Angriffen» statt.
- Bildung ist einer der bewährtesten Mittel, um der Armut zu entkommen.
Das Recht aller Kinder auf Bildung ist in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verankert. Dennoch ist die Bildung in Ländern, in denen Konflikte oder Kriege herrschen, immer wieder Opfer gezielter Gewalt.
UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, berichtet von durch Bomben zerstörten Schulen, von Mädchen, denen der Zugang zu Bildung verwehrt wird und von Eltern, die Angst haben, ihre Kinder überhaupt zur Schule zu schicken. Die Organisation dokumentiert zahlreiche Fälle von Mädchen und Jungen, die von bewaffneten militanten Gruppen auf dem Schulweg oder aus den Schulräumen entführt wurden.
UNICEF hält im Bericht «Education under Attack 2020» fest, dass mehr als 22'000 Schüler und Lehrer in den letzten fünf Jahren bei Angriffen auf Schulen aufgrund bewaffneter Konflikte und Krisensituationen verletzt oder getötet wurden. Durchschnittlich kam es jeden Tag zu sechs Angriffen auf Bildungseinrichtungen.
Nicht selten werden Schulen und Universitäten in Konfliktregionen für militärische Zwecke genutzt – unter anderem als Stützpunkte, Gefangenenlager und Waffenlager, was den Schulunterricht verunmöglicht.
Welttag zum Schutz der Bildung
Insgesamt sind 75 Millionen Kinder und Jugendliche in 35 Krisen- und Konfliktgebieten von Angriffen auf die Bildung betroffen, hält UNICEF fest.
Auf Initiative der Vereinten Nationen wurde deshalb der 9. September als «Internationaler Tag zum Schutz der Bildung vor Angriffen» ins Leben gerufen. Dieses Jahr wurde der Welttag zum zweiten Mal durchgeführt.
Mit einer politischen Erklärung (Safe Schools Declaration) haben sich zwar bereits rund 112 Staaten dazu verpflichtet, konkrete Schritte zum Schutz eines sicheren Zugangs zu Bildung in Kriegs- und Konfliktgebieten zu leisten. Doch das ist nicht genug.
Es gibt keine bindende Möglichkeit, Verstösse gegen die im Jahr 2015 verabschiedete Deklaration zu sanktionieren. Die Täter werden selten zur Rechenschaft gezogen. Unterzeichner aus krisengeschüttelten Ländern, wie zum Beispiel die Demokratische Republik Kongo, Mali oder Jemen, können den Schutz der Kinder und Jugendlichen in Schulen nicht garantieren.
Schulausfall hat langfristige Folgen
Die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision kritisierte bereits letztes Jahr anlässlich der ersten Durchführung des Welttags gegen Angriffe auf Schulen, dass zu wenig geschehe, um diese Angriffe zu verhindern oder zu ahnden.
Denn Angriffe auf die Schulen haben nicht nur Unterrichtsausfälle zur Folge, sondern zerstören auch die Möglichkeit der Kinder und Jugendlichen, sich eine Zukunft aufzubauen.
Bei Schulschliessungen steigt die Gefahr aller Formen von Gewalt, sowie von Kinderehen und -schwangerschaften. Schulunterbrüche erhöhen zugleich das Risiko von Kinderarbeit und Rekrutierungen durch bewaffnete Gruppen und Streitkräfte.
«Aus Angst vor Angriffen gehen viele Kinder und Jugendliche deshalb auch nicht zur Schule. Das Ergebnis ist eine Generation von jungen Menschen, die mit einer lückenhaften Bildung zu kämpfen haben», sagt Ekkehard Forberg, Friedensexperte von World Vision Deutschland.
Kinderhilfswerk World Vision setzt sich deshalb dafür ein, auch in Krisen- und Konfliktregionen mit Notfallbildungsprogrammen die Fortsetzung des Unterrichts zu ermöglichen.
Denn Bildung sei eines der wirksamsten und bewährtesten Mittel, um den Kreislauf der Armut für Kinder und ihre Länder zu durchbrechen, so World Vision.