Nur eine hohe Impfbereitschaft kann die Pandemie besiegen
Trotz erster positiver Impferfolge gibt es eine hohe Skepsis gegenüber der Corona-Impfung. Wie kann die Akzeptanz erhöht werden, um somit das Virus zu besiegen?
Das Wichtigste in Kürze
- Die Corona-Impfstoffe geben Hoffnung, dass die Pandemie bald besiegt werden kann.
- Doch trotz erster positiver Impferfolge herrscht Skepsis gegenüber der Impfung.
- Global gibt es verschiedene Strategien, um die Impfbereitschaft zu erhöhen.
- In Entwicklungsländer übernehmen diese Rolle häufig Glaubensführer.
Um das Coronavirus zu besiegen und bald zur Normalität zurückzukehren, ist es notwendig, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen, sagt das Bundesamt für Gesundheit. Die Impfung sei das bislang wirksamste Mittel, um die Anzahl der schweren Krankheitsverläufe und Todesfälle in der Schweiz – und weltweit – zu reduzieren.
In der Schweiz würden sich laut Umfragen der Universität Zürich mittlerweile 59 Prozent der Bevölkerung sofort impfen lassen. Knapp 12 Prozent sind noch unschlüssig oder möchten erst einmal abwarten. Sie möchten zuerst wissen, wie die Impfung funktioniert, welche möglichen Nebenwirkungen bei der Impfung eintreten können und ob es Unsicherheiten in der Anwendung gibt.
Zur Eindämmung von COVID-19 ist es besonders wichtig, dass die offiziellen Informationskampagnen die Unentschlossenen erreicht. Hier helfen Aufklärung und Transparenz.
Impfung wird in Europa unterschiedlich aufgenommen
Auch im europäischen Ausland schwankt die Impfbereitschaft zwischen Akzeptanz, Skepsis und Pragmatismus.
In Deutschland ist die Impfkampagne eher schleppend angelaufen. Das Land hat mit diversen logistischen Problemen zu kämpfen. Die Impfbereitschaft ist aber vergleichbar mit der in der Schweiz. Allerdings hat sich auch dort eine lautstarke Gruppe an Menschen etabliert, die eine Impfung grundsätzlich ablehnen.
In Spanien und Italien hingegen, die besonders vom Coronavirus betroffen sind, ist die Akzeptanz der Impfung vergleichsweise hoch. Nach der traumatischen Erfahrung der Coronapandemie möchte man das Virus nun möglichst rasch unter Kontrolle bringen.
In ganz Europa stehen derzeit Informationskampagnen der jeweiligen Regierungen im Vordergrund, um die Akzeptanz der Impfung zu erhöhen.
Doch wie sieht es im Rest der Welt aus, besonders in Ländern, in denen Regierungen schwach ausgebildet sind und das Vertrauen in Politiker gering ist – egal ob Impfgegener oder nicht?
In ärmeren Ländern braucht es andere Strategien
In Ländern, die besonders unter den Massnahmen zur Eindämmung des Virus leiden und in denen Gesundheits- und Sozialsysteme schlecht ausgebildet sind, ist eine Impfung besonders wichtig.
Denn schlecht ausgebaute Gesundheits- und Sozialsysteme können durch eine Pandemie gänzlich zusammenbrechen – mit verheerenden Folgen für die allgemeine Gesundheit im Land. COVID-19 könnte die gesundheitlichen Fortschritte jahrelanger Entwicklungszusammenarbeit zunichte machen.
Die internationale Hilfsorganisation World Vision schätzt, dass das Leben von 30 Millionen Kindern durch die gesundheitlichen Spätfolgen von COVID-19 gefährdet ist, da Malaria und Unterernährung aufgrund überlasteter Gesundheitssysteme unbehandelt bleiben könnten.
Eine kürzlich von World Vision durchgeführte Studie untersuchte deshalb, wie die Bereitschaft sich impfen zu lassen, in ärmeren Ländern gefördert werden kann.
Gemäss der Analyse von World Vision gibt es hier zwei Faktoren, die die Akzeptanz des COVID-19-Impfstoffs beeinflussen: Glaubensführer und das lokale Gesundheitspersonal.
«Wie wir immer wieder gesehen haben, spielen religiöse Führer eine entscheidende Rolle bei der Einführung von Impfstoffen», erklärt Andrew Morley, Präsident von World Vision International. «Diese arbeiten mit den Gemeinden zusammen, um sie in den Prozess einzubeziehen und sicherzustellen, dass die Impfstoffe gerecht verteilt und voll akzeptiert werden.»
World Vision arbeitet derzeit mit einem Netzwerk aus mehr als 128'000 Glaubensführern weltweit zusammen, um die Ausbreitung des Virus zu bekämpfen und die Impfakzeptanz zu fördern. Ein breit aufgestelltes Netzwerk von lokalen Gesundheitshelfern setzen sich in ihren eigenen Gemeinden ebenfalls dafür ein.
Bereits bei Ausbruch der Ebola-Epidemie, die von 2014 bis 2016 in mehreren westafrikanischen Ländern und der Demokratischen Republik Kongo wütete, hat sich diese Strategie bewährt.
World Vision betont aber, dass der Corona-Impfstoff zwar ein Hoffnungsschimmer im Kampf gegen die Coronapandemie ist, doch solange er nicht auch die bedürftigsten Menschen aller Länder erreicht hat, ist die Impfkampagne kein Erfolg. Obwohl in den ärmeren Ländern die Impfbereitschaft hoch ist, gibt es noch zahlreiche Staaten, die noch keine einzige Impfdosis erhalten haben.
«Wir fordern die Weltgemeinschaft zu einer fairen Verteilung des Impfstoffs auf. Der Schutz vor diesem Virus sollte nicht an wirtschaftliche Macht gekoppelt sein, sondern fair und gerecht umgesetzt werden», so Morley.
Deshalb unterstützt World Vision die COVAX-Initiative der Weltgesundheitsorganisation WHO. 190 Staaten haben sich im Rahmen dieser Initiative dazu verpflichtet, einen weltweit gleichmässigen und gerechten Zugang zu Impfstoffen zu gewährleisten. Auch die Schweiz ist Teil der der COVAX-Initiative.