Mit «Wer die Nachtigall stört» erteilte Harper Lee der Welt 1960 eine Lektion in Toleranz. Zwei Jahre nach ihrem Tod kommt nun erstmals eine Broadway-Version.
Das Shubert Theatre am New Yorker Broadway.
«Wer die Nachtigall stört» läuft im Shubert Theatre am New Yorker Broadway. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Buch «Wer die Nachtigall stört» wurde weltweit 40 Millionen Mal verkauft.
  • Die Lektüre gehört in vielen Schulen zur Standardlektüre.
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Schon vor der Premiere landete das Theaterstück über einen Gerichtsprozess selbst vor Gericht: Die Broadway-Version des Bestsellers «Wer die Nachtigall stört» aus dem Jahr 1960 weiche zu sehr vom Original ab, argumentierte Tonja Carter, die Nachlassverwalterin der 2016 gestorbenen US-Schriftstellerin Harper Lee. «Ich kann und werde kein Theaterstück präsentieren, das sich anfühlt, als wäre es in dem Jahr geschrieben worden, in dem auch das Buch geschrieben wurde, das wäre nicht interessant», hielt Produzent Scott Rudin dagegen. «Die Welt hat sich verändert seitdem.»

Am Ende gaben beide Seiten an, sich «freundschaftlich geeinigt» zu haben, hielten alle Details unter Verschluss und machten den Weg frei für die allererste Broadway-Version des Romans «Wer die Nachtigall stört». Am Donnerstag soll das Stück nun Premiere feiern - fast 60 Jahre nach Erscheinen des berühmten Buchs. Die Tickets verkauften sich schon im Vorfeld rasant.

Bei zahlreichen am Broadway üblichen sogenannten Vorschau-Aufführungen vor der Premiere würdigte das Publikum das konventionell inszenierte Stück mit Jubel, Bravo-Rufen und langem Applaus. Insbesondere Hauptdarsteller Jeff Daniels, der schon mit Skript-Autor Aaron Sorkin bei der Serie «The Newsroom» zusammengearbeitet hatte, wurde in seiner Rolle als Atticus Finch gefeiert.

40 Millionen Mal verkauft

Aber der Gerichtstrubel vor der Premiere macht wieder einmal deutlich, dass «Wer die Nachtigall stört» anders ist. Autorin Lee hatte das Buch einst in New York geschrieben. Es ging um die Welt, verkaufte sich rund 40 Millionen Mal, gewann den Pulitzerpreis, wurde mit Hollywoodstar Gregory Peck in der Hauptrolle verfilmt und bekam drei Oscars. Bis heute ist der Roman über den weisen Rechtsanwalt Atticus, der einen zu Unrecht der Vergewaltigung beschuldigten Afro-Amerikaner verteidigt und dabei sowohl seinen Kindern Jem und Scout als auch einem ganzen Land eine Lektion in Toleranz, Nächstenliebe und Menschenrechten erteilt, in vielen Schulen Standardlektüre und gehört zu den meistgelesenen Büchern aller Zeiten.

Und nun die Broadway-Version. Vor ihrem Tod hatte Lee ihr Einverständnis dafür gegeben, so viel ist sicher. Aber hätte sie das Stück auch so, wie es jetzt auf die Bühne kommt, gewollt? Von der Buchvorlage weicht es nicht deutlich ab, gleichzeitig scheinen viele der angesprochenen Themen wie Rassismus und Ungerechtigkeit drängender und aktueller denn je. «Es wird ein neuer Blick auf bekanntes Material», sagte Skript-Autor Sorkin dem TV-Sender CBS. «Es wird ein aufregender Theaterabend.»

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