Darum sollten auch Demenzkranke aktiv bleiben
Eine Demenz schränkt das Leben immer mehr ein. Durch kleine Aufgaben fühlen sich Demenzkranke aber gebraucht. Wie Angehörige sie einbinden können.
Das Wichtigste in Kürze
- Aktivität wirkt sich auch bei Demenzkranken positiv auf die Gedächtnisleistung aus.
- Alltagsgebunde Tätigkeiten und konkrete Anweisungen sind die beste Kombination.
- Angehörige können von Pflegeheimmitarbeitern lernen oder Apps zurate ziehen.
Medikamente, die eine Demenz heilen, gibt es noch nicht. In der Anfangsphase können manche Mittel eine Verschlechterung verzögern. Bei mittlerer oder schwerer Demenz wird allerdings oft auf ruhigstellende Medikamente gesetzt.
Dabei sind Medikamente längst nicht alles, wenn es darum geht, möglichst gut mit der Demenz zu leben. Die sogenannte Aktivierung ist für die Betroffenen mindestens genauso wichtig – wenn nicht sogar noch wichtiger.
Aktivierung kann ganz viele Formen annehmen. Es kann heissen, kleine Aufgaben in Haushalt und Garten zu übernehmen.
Oder Beschäftigungen nachzugehen, die die Sinne ansprechen – Musik von früher zu lauschen oder barfuss durch den Garten zu laufen.
Im Kern geht es darum, aktiv zu bleiben.
Oft geht mehr als gedacht
«Es wirkt sich positiv auf die Gedächtnisleistung aus, je aktiver eine Person mit Demenz ist», sagt Laura Mey, Beraterin beim Alzheimer-Telefon.
Die Betroffenen können ihre Fähigkeiten so länger erhalten. Und: Oft zeigt sich, dass sie noch mehr können, als ihre Angehörigen vermuten.
Wenn man Menschen mit Demenz gut aktiviert, können sie noch ganz viel selbstständig machen.
Aktivierung ist dabei mehr als «nur» Freizeitgestaltung. Sie umfasst den gesamten Alltag. So können Demenzkranke etwa den Flur fegen oder Staub wischen.
«Die Fähigkeit, das zu tun, ist oft noch da. Aber man kommt vielleicht nicht unbedingt auf die Idee und weiss nicht mehr, wo die Putzsachen stehen», sagt Laura Mey.
Nebeneffekt: Menschen mit Demenz fühlen sich gebraucht
Wichtig seien daher konkrete Anweisungen: «Du kannst die Fensterbank im Wohnzimmer abstauben, hier ist der Lappen.» Genauso kann man Betroffenen den Korb mit der frisch gewaschenen Wäsche in die Hand geben und sie zum Wäscheständer führen.
«Auch Menschen mit Demenz wollen sich nützlich fühlen. Das ist ein gutes Gefühl und führt zu einer gewissen Ausgeglichenheit», erklärt Mey.
Angehörige sollten daher überlegen, wie sie die erkrankte Person einbinden können. Möglichkeiten gibt es viele, zum Beispiel bei wiederkehrenden Tätigkeiten.
«Eine Aufgabe kann zum Beispiel sein, die Post aus dem Briefkasten zu holen», schlägt Mey vor. Das jeden Tag zu tun, bringt Routine in den Alltag. Routinen sind gerade für Menschen mit einer Demenz wichtig, da sie Sicherheit, Struktur und Orientierung geben.
Aufgaben, die die Sinne ansprechen
Aktivierung kann aber auch heissen, miteinander ins Gespräch zu kommen. Mit Bildern, Gerüchen oder Gegenständen können Angehörige Reize setzen – am besten abgestimmt auf die Vorlieben der Person mit Demenz.
«Hat jemand gerne genäht und sich für Kleidung und Mode interessiert, kann das zum Beispiel eine Kiste mit verschiedenen Stoffen sein», sagt Mey. Anschauen, befühlen und darüber sprechen – gut ist, wenn Demenzkranke Dinge in die Hand nehmen können.
Egal für welche Aktivität man sich entscheidet: Sie sollte möglichst klein und überschaubar sein. Menschen mit Demenz haben irgendwann grosse Probleme mit der Konzentration. Sie können sie etwa zehn Minuten lang halten.
Infos an das Heim weitergeben
Aktivierung wird aber nicht nur von Angehörigen durchgeführt, sondern auch in Pflegeeinrichtungen. Kommt ein Mensch mit einer Demenz ins Heim, können Angehörige biografische Hinweise weitergeben, die bei der Aktivierung helfen können.
Eine weitere Möglichkeit: Familienmitglieder können bei einer Aktivierung im Heim dabei sein.
Denn das kann für Sohn oder Tochter eine grosse Hilfe sein, wenn sie nicht so recht wissen, wie sie mit dementen Eltern umgehen sollen.