Narkolepsie: Wenn plötzliche Schlafanfälle auftreten
Bei Narkolepsie überkommt Betroffene urplötzlich der Schlaf – sogar in gefährlichen Situationen wie im Strassenverkehr. Heilbar ist die Krankheit nicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Narkolepsie gehört zu den neurologischen Erkrankungen.
- Die Ursachen der Krankheit liegen noch im Dunkeln.
- Mit verschiedenen Medikamenten lässt sich die Schlafsucht im Zaum halten.
Der eine sackt urplötzlich am Schreibtisch schlafend zusammen, der andere im abendlich überfüllten Tram: Bei Narkolepsie haben Betroffene keine Kontrolle über ihr Schlafbedürfnis.
Die Krankheit wird daher im Volksmund auch Schlafsucht genannt.
Autoreaktive T-Zellen als Ursache
Narkolepsie ist eine schwere aber seltene neurologische Erkrankung. In der Schweiz leben etwa 4000 Betroffene, wobei die Dunkelziffer vermutlich höher ist. Die Ursachen für die Erkrankungen liegen noch immer im Dunkeln.
2018 konnten Schweizer Forscher jedoch einen Durchbruch erzielen. Sie entdeckten bestimmte T-Zellen, die das Neuropeptid Hypocretin angreifen. Dieses ist wichtig für die Steuerung des normalen Schlaf-Wach-Verhaltens.
Zwar ist noch immer unklar, wie es zum Verhalten dieser autoreaktiven T-Zellen kommt, doch eine frühe Entdeckung und Blockierung kann das Fortschreiten der Krankheit möglicherweise aufhalten.
Urplötzliches Einschlafen als Hauptsymptom
Typisch für die Narkolepsie ist das plötzliche Einschlafen in scheinbar unmöglichen Situationen: mitten in einem Gespräch, beim Essen oder am Arbeitsplatz. Besonders gefährlich ist dies in der Öffentlichkeit, zum Beispiel ein plötzliches Einschlafen am Steuer des Autos.
In vielen Fällen geht die Narkolepsie mit einer Kataplexie einher. Diese führt zu einem Kontrollverlust über die Muskeln.
Betroffene sacken komplett in sich zusammen, sind dabei jedoch bei Bewusstsein. Oft sind schwere Stürze und Verletzungen die Folge.
Gestörter Nachtschlaf und seine Folgen
Eine Folge der Schlafanfälle tagsüber ist eine gestörte Nachtruhe. Narkoleptiker wachen nachts schnell auf, wälzen sich unruhig umher und leiden unter Alpträumen.
Am Morgen fühlen sie sich erschöpft und unausgeschlafen. Nicht selten treten Halluzinationen auf.
Oft vergehen Jahre bis zur Diagnosestellung. In dieser Zeit werden Betroffene häufig als faul und undiszipliniert wahrgenommen. Als Jugendliche erreichen sie schulische Ziele nicht, als Erwachsene fällt es ihnen schwer, einen Arbeitsplatz zu finden.
Viele Narkoleptiker ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück und entwickeln Depressionen.
Diagnosestellung im Schlaflabor
Besteht Verdacht auf Narkolepsie, ist ein Neurologe der erste Ansprechpartner. Er kann den Patienten an ein Schlaflabor weiterverweisen.
Wichtig ist dabei eine klare Abgrenzung der Narkolepsie von anderen Formen der Schläfrigkeit. So kann eine nächtliche Schlaf-Apnoe zu überwältigendem Schlafbedürfnis tagsüber führen.
Medikamentöse Behandlung verbessert die Lebensqualität
Wurde die Diagnose Narkolepsie gestellt, erfolgt meist eine medikamentöse Behandlung der Tagesschläfrigkeit mit Stimulanzien. Die beiden wichtigsten Medikamente sind Modafinil und Methylphenidat.
Letzteres wird bei Kindern zur Behandlung von ADHS verordnet, hat jedoch bei Erwachsenden eine wachmachende Wirkung. Geht die Narkolepsie mit einer Kataplexie einher, kann auch Natriumoxybat verordnet werden.
Oft wird ein Psychologe oder Psychotherapeut zur Behandlung hinzugezogen. Dieser vermittelt Coping-Strategien zum besseren Leben mit der Krankheit.
Zum nächtlichen Durchschlafen können auch Schlafmittel verordnet werden. Diese dürfen jedoch nicht langfristig eingenommen werden.
Gute Schlafhygiene unverzichtbar
Wichtigster Punkt für den Umgang mit Narkolepsie ist eine gute Schlafhygiene. Dazu gehört das Einhalten des natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus mit regelmässigen Schlafenszeiten.
Tagsüber können und sollen Narkoleptiker Schlafpausen einplanen, in denen sie dem Gefühl der Schläfrigkeit nachgeben.
Es ist sinnvoll, ein Schlaftagebuch zu führen, um zu erfahren, wann Schlafanfälle besonders häufig auftreten und wann nicht.
Tätigkeiten wie Autofahren, Kochen und das Bedienen von Maschinen sollten in die Wachphasen gelegt werden, in denen das Risiko für Schlafanfälle gering ist.