Ständig müde: das Chronische Erschöpfungssyndrom
Das Wichtigste in Kürze
- Chronic Fatigue Syndrom (CFS) kann jeden treffen.
- Viele Menschen sind nicht mehr in der Lage, ein normales Leben zu führen.
- Therapien sind möglich, aber langwierig.
Das Chronische Erschöpfungssyndrom, meist nach seinem englischen Namen CFS abgekürzt, ist eine weltweit verbreitete Krankheit. Allerdings ist die Dunkelziffer enorm hoch, da es vielfach nicht diagnostiziert wird.
In der Schweiz wird von bis zu 32´000 Betroffenen ausgegangen.
Frauen häufiger betroffen als Männer
Die Krankheit kann aus heiterem Himmel auftreten. Überdurchschnittlich häufig sind Frauen im Alter zwischen 30 und 40 Jahren betroffen. Einen eindeutigen Auslöser gibt es nicht.
Allerdings zeigt sich, dass sich CFS häufig erstmals nach einer überstandenen Virusinfektion bemerkbar macht. Besonders häufig wird dabei das Pfeiffersche Drüsenfieber genannt, das vom Epstein-Barr-Virus ausgelöst wird.
Eine andere Bezeichnung lautet Myalgische Enzephalomyelitis (ME), die auf eine Entzündung des Gehirns und des Rückenmarks hindeutet.
Tatsächlich handelt es sich um eine systemische Erkrankung, bei der Nervensystem, Immunsystem und Stoffwechsel zusammenspielen.
Totale Erschöpfung nach körperlichen Aktivitäten
Ein wichtiges Merkmal des CFS ist die totale Erschöpfung, die Betroffene schon nach leichten Aktivitäten verspüren. Während die meisten Menschen sich zum Beispiel nach einem Spaziergang kurz hinsetzen und dann wieder fit sind, müssen sich CFS-Patienten ins Bett legen.
Doch auch Schlaf bringt keine Erholung. Tatsächlich sind Erschöpfungs- und Schwächegefühle am nächsten Tag oft noch stärker.
Vielfach sind Erkrankte nicht mehr in der Lage, ihrem Beruf nachzugehen. Ein Viertel der Patienten kann das Haus gar nicht mehr verlassen.
Da das Immunsystem am CFS beteiligt ist, treten überdurchschnittlich häufig Infekte auf. Diese verlaufen schwerer als bei anderen Personen.
Schwierige Diagnosestellung
Da so viele Symptome der chronischen Erschöpfung auf andere Erkrankungen hindeuten, tun sich viele Ärzte mit der Diagnosestellung schwer.
Patienten haben oft schon einen langen Leidensweg hinter sich, bis die Erkrankung festgestellt wird.
Lange hielt sich ausserdem der Glaube, es handele sich um eine psychische Krankheit vergleichbar mit Depressionen und Burnout. Nicht zuletzt leiden Betroffene darunter, von ihrem Umfeld nicht ernst genommen zu werden.
Wer nicht an CFS leidet, kann sich den Ausmass der Erschöpfung meist nicht vorstellen und unterstellt schnell Faulheit und Desinteresse.
Therapien sind nur individuell möglich
Da die Ursache der Erkrankung noch im Dunkeln liegt, gibt es auch keine eindeutige Heilungsmöglichkeit.
Ärzte können lediglich Schmerzmittel gegen Symptome wie Kopfschmerzen und Gliederschmerzen verordnen, sowie Schlafmittel für eine verbesserte Nachtruhe.
Betroffene müssen ihre eigenen Belastungsgrenzen herauszufinden. Dabei stellen sie zum Beispiel fest, welche Art von geistiger Leistung sie erbringen können, ehe die totale Erschöpfung auftritt.
Dies kann entscheidend für die weitere Berufstätigkeit sein. Auch körperliche Aktivitäten vom Einkauf bis zum Sport müssen entsprechend erforscht und aufgeteilt werden.
Im Laufe der Zeit kann diese persönliche Belastungsgrenze dann in minimalen Schritten verschoben werden. In einigen Fällen profitierten Patienten sogar von langsam steigendem Ausdauertraining.
Manche fühlen sich durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln besser, anderen hilft eine begleitende Verhaltenstherapie.
Selbsthilfegruppen bieten Unterstützung
Soweit die Gesundheit es zulässt, sollten sich CFS-Patienten miteinander zum Erfahrungsaustausch vernetzen. Die gegenseitige Unterstützung kann enorm hilfreich sein.
Sehenswert ist der preisgekrönte Dokumentarfilm «Unrest» der Amerikanerin Jennifer Brea. Sie erkrankte im Alter von 28 Jahren an CFS und begleitete sich selbst auf ihrem langen Weg, das Leben mit dieser Krankheit zu erlernen.