Wenn es nach dem Essen von Früchten zu Bauchschmerzen kommt

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Bern,

Äpfel, Birnen und Kirschen sind gesund, enthalten aber auch viel Fruchtzucker. Was hilft, wenn Obst Bauchweh oder Durchfall verursacht?

Kirschen Leiter Baum rot
«Beim Kirschen-Essen kein Wasser trinken – sonst gibt's Bauchweh»: Dieser Satz von Oma ist heutzutage nur teilweise gültig. - Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-tmn

Das Wichtigste in Kürze

  • Gerade im Sommer kann es passieren, dass man nach dem Obstgenuss Bauchschmerzen bekommt.
  • Grund dafür kann eine Fruchtzuckerintoleranz sein, die man abklären lassen sollte.
  • Abhilfe bringt zum Beispiel schon eine Ernährungsumstellung auf Obst mit weniger Fructose.

Zum Start der Kirschen-Saison hallt vielen Grosis mahnende Stimme durch den Kopf: «Zu dem Steinobst bloss kein Wasser trinken, sonst gibt's Bauchweh!»

Neben Kirschen können auch andere Früchte für Bauchschmerzen sorgen. Woran liegt das genau? Und: Kann man dagegen etwas tun?

Erstmal zu den Kirschen: Für die Bauchschmerzen nach dem Genuss gibt es mehrere Erklärungen. Schuld können etwa Hefepilze sein, die oft auf der Schale von Kirschen sitzen.

Johannisbeeren, Kischen, Aprikosen, Teller.
Wer die Wahl der Qual hat, greift lieber zu den Aprikosen. Kirschen sind Bauchschmerzkandidaten für Menschen mit Fruchtoseintoleranz. - Pixabay

Isst man grosse Mengen Kirschen, kann es passieren, dass die Hefepilze den Zucker zu Alkohol vergären. Als Abbauprodukt entsteht dann Kohlendioxid, das für Blähungen sorgt.

Das Wasser kann den Effekt verstärken, da es die Magensäure verdünnt – und sie die Hefepilze nicht mehr so erfolgreich abtöten kann.

Zu Omas Zeiten waren wohl mehr Keime im Trinkwasser

Aber: Viel wahrscheinlicher ist, dass die Warnung auf die schlechte Trinkwasserqualität in früheren Zeiten zurückzuführen ist. Keime im Wasser können – auch ganz ohne Kirschen – Blähungen und Durchfall verursachen.

Ein Problem, das angesichts der guten Trinkwasserqualität heutzutage nicht mehr vorkommen sollte. Der Ratschlag lautet daher: Kirschen gut waschen und nicht zu viel auf einmal naschen.

Von verunreinigtem Wasser abgesehen: Warum bereitet Obst manchen Menschen Bauchschmerzen und andere Verdauungsbeschwerden – auch in kleinen Mengen?

Das liegt nach Einschätzung von Ernährungsexpertin Astrid Donalies an der sogenannten Fructosemalabsorption.

Manche Menschen vertragen Fruchtzucker nicht

Das bedeutet, dass manche Menschen Fruchtzucker einfach nicht vertragen. «Bei der Fructosemalabsorption wird die Fructose im Dünndarm nicht oder nicht vollständig aufgenommen», sagt Donalies.

Der Fruchtzucker kann deshalb in grösseren Mengen in den Dickdarm gelangen, wo ihn Darmbakterien abbauen. Dabei entstehen kurzkettige Fettsäuren und Gase – und mit ihnen ein Völlegefühl bis hin zu Bauchweh und Durchfall.

Hilfe von Fachleuten in Anspruch nehmen

Wer schon beim Anblick eines Apfels Bauchweh bekommt, dem rät Astrid Donalies, gemeinsam mit einem zertifizierten Ernährungsspezialisten ein Protokoll aller Mahlzeiten zu führen.

Zunächst müsse geklärt werden, welche Lebensmittel die Beschwerden verursachen.

Beim Verdacht auf eine Fructosemalabsorption kann zusätzlich der sogenannte «Wasserstoff-Atemtest» Gewissheit bringen. Der Arzt untersucht die Atemluft auf Wasserstoff, der als Abbauprodukt der Fructose entsteht.

Apfel Frau Hand grün
Äpfel enthalten im Vergleich zu anderen Obstsorten viel Fruchtzucker. - Christin Klose/dpa-tmn

Von Selbstdiagnosen und einer Behandlung auf eigene Faust rät die Ernährungsexpertin allerdings ab. Grund: Verzichtet man vollständig auf Obst, kann man einen Vitamin-C-Mangel bekommen.

Wurde eine Unverträglichkeit diagnostiziert, streicht man je nach Ausprägung am besten die jeweiligen Früchte vom Speiseplan – und auch Fertigprodukte. Denn die sind oft mit Fructose-Glucose-Sirup gesüsst.

Achtung! Versteckte Fructose in Lebensmitteln

Um eine Unverträglichkeit in den Griff zu bekommen, sollte man anfangs ganz auf Fruchtzucker verzichten.

Aufmerksam werden sollten Betroffene bei Bezeichnungen wie Zuckeraustauschstoff, Stärkesirup, Apfel-/Birnenkraut, Kunsthonig sowie Sorbit (E 420), Mannit (E 421), Isomalt (E 953), Maltit (E 965), Laktit (E 966) und Xylit (E 967).

Nach ein paar Wochen können Betroffene wieder zur normalen Ernährung übergehen. Vorausgesetzt, die Beschwerden haben sich gelegt.

Früchte mit weniger Fructosegehalt

Wer zu einer Unverträglichkeit neigt, greift laut Donalies dann am besten zu bekömmlicheren Früchten, die vergleichsweise wenig Fructose enthalten. Dazu zählen etwa Avocado, Banane, Ananas, Erdbeere und Pfirsich.

Pfirsich Kern Messer Korb
Pfirsich ist eine fantastische Obst-Alternative für Menschen mit Fruchtzuckerintoleranz. - Pixabay

Und die Ernährungsexpertin hat noch einen Tipp: Isst man Früchte zusammen mit Fetten und Eiweiss, könne die Mahlzeit leichtverdaulicher sein, da die Fructose verzögert aufgenommen werde.

Heisst: Ein Früchtequark verursacht weniger Bauchweh als ein Apfel auf nüchternen Magen.

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