Wie eine klassische Kur gegen moderne Beschwerden helfen kann
Krankheitsbilder wie Erschöpfungszustände und Stress, aber auch Rücken- und Nackenschmerzen treten häufig auf. Eine klassische Kur kann helfen.
Das Wichtigste in Kürze
- Heilbäder können bei körperlichen und seelischen Beschwerden helfen.
- Die Inhaltsstoffe, zum Beispiel Moor, entspannen und haben eine heilende Wirkung.
Die Corona-Pandemie hat vielen Menschen den Wert von Gesundheit wieder vor Augen geführt. Doch nicht nur die Folgen einer Corona-Infektion führen zu Beeinträchtigungen
Auch Bewegungsmangel im Lockdown oder Stress bis zum Burnout durch die Doppelbelastung mit Homeoffice und Homeschooling machen sich bemerkbar.
Im Interview spricht Peter Berek, Vorsitzender des Bayerischen Heilbäder-Verbands, über den Nutzen klassischer Kuren.
Die Corona-Pandemie führte bei vielen Menschen zu einem neuen Gesundheitsbewusstsein. Steigt damit auch die Nachfrage nach Kur und Heilbädern?
Peter Berek: Es gibt noch keine genauen Zahlen, aber in bestimmten Bereichen, wie zum Beispiel Eltern-Kind-Kuren, familienorientierter Rehabilitation oder Reha-Kuren nach einer Corona-Erkrankung, steigt die Zahl der Nachfragen.
Generell ist das Bewusstsein, etwas für die eigene Gesundheit zu tun und dies in eine Ferienreise zu integrieren, gestiegen.
Viele Menschen klagen über gesundheitliche Auswirkungen der Pandemie. Bewegungsmangel, Rücken- und Nackenschmerzen sowie psychische Probleme haben zugenommen. Wie können Kur und Heilbäder hier helfen?
Berek: Die Angebote der Kurorte und Heilbäder setzen genau bei diesen Beschwerdebildern an. Mit den ortsgebundenen Heilmitteln sowie den Gesundheitsexperten vor Ort gibt es massgeschneiderte Programme, oft auch in Kombinationen.
Denn gerade Rückenschmerzen hängen sehr häufig auch mit seelischer Überlastung zusammen.
Daher werden auch Programme mit einer ganzheitlichen Unterstützung angeboten, die auch hilfreiche Tipps für die Umsetzung einer Lebensstiländerung zu Hause beinhalten.
Welche traditionellen Heilmittel eignen sich für diese modernen Krankheitsbilder besonders?
Berek: Heilmittel sind sehr vielfältig einsetzbar. Zum Beispiel Moor, das eine beeindruckende Heilkraft besitzt: Es lindert Beschwerden im muskulären Bereich durch Verspannungen, aber auch Gelenkbeschwerden durch Rheuma, Arthritis und Arthrose oder Gicht.
Ausserdem reduzieren die Inhaltsstoffe des Moors nachweislich das Stresshormon Cortisol im Körper und reduzieren so Erschöpfungszustände und Stress.
Mineral- und Thermalwasser oder Sole sind ebenfalls sehr vielseitig: Thermalwasser wird zur Linderung von Beschwerden des Bewegungsapparates eingesetzt, aber auch zur Stressreduktion.
Sole hat zudem noch positive Wirkungen auf die Atemwege und kann vielen Patienten mit Lungenproblematiken helfen - ob durch Covid-19 oder auch Allergien.
In Zeiten der Corona-Pandemie ist vor allem das Interesse an Kneipp wieder gross geworden, was macht das klassische Naturheilverfahren so besonders?
Berek: Viele verbinden Kneipp mit Wassertreten und kalten Wassergüssen. Dabei ist es so viel mehr.
Das Programm, das Sebastian Kneipp Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt hat, ist aktueller denn je und unterstützt bei den Anforderungen unserer modernen Zeit.
Denn der ganzheitliche Ansatz der Kneipp Kur besteht aus fünf Elementen: dem Einsatz der stimulierenden Wassergüsse, einer massvollen Bewegung, das Beachten einer bewussten Ernährung, dem Einsatz von Heilkräutern und den Blick auf die eigene innere Balance.
Damit entspricht Kneipp heutigen Trends von «Clean Eating» und «Slow Food» über natürliche Heilmittel bis Selfcare.
Wie viel Zeit sollte man mindestens für einen Aufenthalt einplanen?
Berek: Jeder Tag, den man in die Gesundheit investiert, ist ein gewonnener Tag! Von daher lohnen sich schon Kurzaufenthalte über ein langes Wochenende. Will man langfristige Effekte erzielen, sollte man natürlich mehr Zeit mitbringen.