Zahnbeschwerden oder -entzündungen können uns im Alltag ausbremsen. Dr. Jochen H. Schmidt verrät im Interview, wie sich der Schmerz mit Heilkräutern lindern lässt.
Zahnschmerzen
Zahnschmerzen lassen sich auch auf natürliche Weise lindern. - Studio Romantic/Shutterstock.com

Das Wichtigste in Kürze

  • Karies oder eine Wurzelentzündung sind meist die Auslöser für Zahnschmerzen.
  • Gewürznelken, Ingwer, Kamille, Salbei und Thymian helfen bei Zahnbeschwerden.
  • Regelmässige Zahnreinigung und Zähneputzen beugen Beschwerden vor.
Ad

Unangenehmes Pochen und Ziehen im Mundraum? Zahnbeschwerden oder Zahnfleischentzündungen zählen für viele zu den fiesesten Schmerzen. Aber ist ein Zahnarztbesuch dann immer notwendig?

Zahnarzt Dr. Jochen H. Schmidt empfiehlt im Interview die natürliche Behandlung mit Heilpflanzen, auf die «schon unsere Grossmütter bei Zahnweh schworen».

Was verursacht häufig Zahnschmerzen und Zahnfleischentzündungen?

Dr. Jochen H. Schmidt: Hinter Zahnschmerzen verbergen sich oft Parodontitis oder Wurzelentzündungen. Häufigster Auslöser ist jedoch Karies.

Durch Bakterien in der Mundhöhle wird Zucker, den wir mit der Nahrung aufnehmen, in schädliche Säure verwandelt. Diese zerstört den schützenden Zahnschmelz.

Die Dentinkanälchen liegen frei und der Zahnnerv in der Zahnpulpa reagiert prompt auf kleinste Reizungen wie etwa Hitze oder Kälte.

zahnreinigung
Eine regelmässige Zahnreinigung gehört zur Pflegeroutine. - Unsplash

Mangelnde Mundhygiene kann ein Auslöser von Zahnfleischentzündungen sein: Werden die Zähne schlecht geputzt, so vermehren sich die Bakterien im Mundraum explosionsartig und es kann zu einer Gingivitis kommen, einer harmlosen Entzündung des Zahnfleisches.

Zahnfleischbluten ist ein Hauptsymptom. In vielen Fällen verbirgt sich dahinter aber auch eine fortgeschrittene Entzündung des Zahnbetts, also eine Parodontitis.

Neben unzureichender Zahnpflege sind Stress, Nikotin, Vitaminmangel und Stoffwechselerkrankungen wie etwa Diabetes weitere Risikofaktoren für eine chronische Entzündung des Zahnbetts.

Beide Entzündungen führen dazu, dass das Zahnfleisch zurückgeht und auch nicht wieder nachwächst. Die Zähne wirken ungewöhnlich lang und reagieren aufgrund der freiliegenden Zahnhälse meist spürbar empfindlich.

Welche Kräuter lindern die Beschwerden?

Schmidt: Schon unsere Grossmütter schworen bei Zahnweh auf alte Heilpflanzen.

Als klassisches Hausmittel bei Zahnschmerzen, aber auch bei Zahnfleisch- oder Wurzelentzündungen war etwa die Gewürznelke damals buchstäblich in aller Munde.

Dank ihrer ätherischen Öle wirkt sie antibakteriell und entzündungshemmend.

Ingwer
Ingwer: Knolle mit heilender Wirkung für viele Zwecke. - Unsplash

Auch Ingwer, Kamille, Salbei und Thymian können durch ihre ätherischen Öle bei Schwellungen, Zahnfleischentzündungen und Blutungen desinfizierend wirken, Beschwerden lindern und das Zahnfleisch kräftigen.

Und auch Myrrhe hat es bei Zahnbeschwerden in sich. Früher wurde diese klassische Heilpflanze u.a. oft bei Zahnschmerzen und zur Vorbeugung gegen Zahnstein angewandt.

Selbst die besten Heilkräuter ersetzen aber natürlich keinen Zahnarztbesuch!

Wie sollte man die Kräuter dann anwenden?

Schmidt: Ingwer, Kamille, Salbei und Thymian können mehrmals täglich etwa als Tees bzw. Mundspülung angewandt werden. Myrrhe wirkt beispielsweise als Tinktur bzw. Mundwasser bei Zahnweh schmerzlindernd und heilungsfördernd.

Bei leichtem Mundgeruch können beispielsweise Eukalyptus und Fenchel roh oder als Tee hilfreich sein.

Wie kann man Schmerzen und Entzündungen vorbeugen?

Schmidt: Gute Zahnpflege und zuckerarme Ernährung bieten den besten Schutz vor Karies und damit auch Zahnschmerzen. Wichtig sind zudem halbjährliche Kontrollen beim Zahnarzt.

Regelmässige Vorsorgeuntersuchungen und eine gründliche Mundhygiene sind auch bei der Parodontitis-Prävention das A und O. Sanft, aber gründlich lässt sich Zahnbelag mit einer elektrischen Zahnbürste entfernen.

Konventionelle Zahnbürsten sind häufig zu weich oder zu hart und werden falsch angewandt, was Bakterienbelag fördern bzw. dem Zahnfleisch schaden kann.

zahnpasta
Eine Frau beim Zähneputzen. Zahnpasta kann auch schädlich sein. (Symbolbild) - Unsplash

Hat sich das Zahnfleisch zurückgezogen, so sind Zahnzwischenraumbürstchen eine exzellente Wahl. Mit ihnen lassen sich auch jene Bereiche gezielt reinigen, in die «normale» Zahnbürsten nicht vordringen können.

Und auch Zungenbürsten machen sich bezahlt: Sie entfernen Bakterien auf der Zunge, die häufig unangenehmen Mundgeruch verursachen.

Empfehlenswert ist zudem zweimal jährlich eine professionelle Zahnreinigung. Diese schützt vor Entzündungen und ist wesentlicher Bestandteil der zahnärztlichen Vorsorge, aber auch der fundierten Parodontitis-Behandlung.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

BakterienIngwerStressBesser leben ❤️