Die Schweiz, das neue Silicon Valley für Food?
Die Schweiz entwickelt sich zu einem Zentrum für die neuesten Innovationen rund um Ernährung, vegan und Nachhaltigkeit. Das sind die wichtigsten Akteure.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz ist auf dem besten Weg, eine führende Food-Tech-Nation zu werden.
- Die Entwicklung alternativer Proteine ohne Tier ist hoch im Trend.
- Organisationen und Startups treiben den Wandel zu nachhaltigeren Proteinen voran.
Wer denkt, die interessantesten Food-Innovationen kämen nur aus den USA, hat sich noch nicht in der Schweizer Startup-Szene umgesehen. Denn hier entsteht gerade das neue Silicon Valley für Ernährung.
Besonderer Fokus liegt auf der Erforschung und Entwicklung von Alternativen zu tierischen Proteinen aus Fleisch, Milch und Eier. Ziel ist es, nachhaltige Produkte zu schaffen, die den Bedürfnissen von Mensch, Tier und Umwelt gerecht werden.
Diese Akteure im Schweizer Markt sollte man kennen:
Swiss Food und Nutrition Valley
Das 2020 gegründete Netzwerk «Swiss Food und Nutrition Valley» hat eine ehrgeizige Mission: Die Schweiz zur Food-Tech-Nation zu machen. Dazu sollen führende Akteure aus dem Lebensmittelbereich besser vernetzt und die Ernährung nachhaltiger gestaltet werden.
Deshalb werden Technologien zur Proteingewinnung wie zelluläre Fleischherstellung im Labor oder Präzisionsfermentation gefördert. Das Swiss Food and Nutrition Valley hat seinen Sitz in Lausanne.
The Cultured Hub
In Kempthal bei Zürich befindet sich der «Cultured Hub». Das Innovationszentrum wurde 2021 von Givaudan, Hersteller für Aromen und Duftstoffe, der Migros und dem Technologiekonzern Bühler lanciert. Es unterstützt Startups in der Entwicklung alternativer Proteine. Dazu zählen zellbasiertes Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte sowie durch Präzisionsfermentation gewonnene Milchproteine und andere Proteine.
Der Hub ist mit einem Produktentwicklungslabor sowie Zellkultur- und Biofermentationskapazitäten ausgestattet. Beste Voraussetzungen für Startups also. Dieses Jahr sollen die ersten Startups den Hub nutzen können.
Das beliebteste Poulet: Planted
Planted Foods gehört zu den bekanntesten Startups in der Schweiz. Das 2019 gegründete Unternehmen stellt pflanzliches Hühner- und Schweinefleisch aus Erbsenprotein her. Das von Planted genutzte Verfahren ermöglicht es, aus wenigen Zutaten eine fleischartige Konsistenz zu schaffen.
Planted arbeitet nicht nur daran, die Ernährung umweltfreundlicher zu gestalten: «Wir wollen grundsätzlich das Tier auf dem Teller ersetzen», sagt Co-Gründer Christoph Jenny im Handelsblatt.
Vom Foodtruck zur nationalen Marke: Outlawz
Auch das Berner Startup Outlawz Food zählt zu den festen Grössen in der Schweiz. Es produziert Fleischersatzprodukte auf Basis von Weizenprotein.
Der Gründer Kevin Schmid startete zunächst mit einem Foodtruck und betrieb danach ein American Diner in einem alten Bus. Hier kamen die Gäste in Genuss von Burgern, Chicken Wings oder saftigen Kebabs – alles komplett vegan.
2001 konnte dann eine Produktionsstäte in Thun bezogen werden. Hier werden die nun im Detailhandel erhältlichen Fleischersatzprodukte wie Speck, Schinken und Bünderfleisch produziert.
Dicke Steaks von Mirai Foods
Nicht nur aus Pflanzen kann man Fleischalternativen gewinnen. Eine weitere Möglichkeit ist zelluläres oder kultiviertes Fleisch.
Mirai Foods, gegründet Ende 2019 in Wädenswil, stellt dicke, zarte Filetsteaks aus kultiviertem Rindfleisch her. Dafür entwickelten die Gründer einen speziellen Bioreaktor, in dem aus nachgebildteten Muskelfasern die gewünschten Fleischstücke entstehen.
Mit Pilzen und Fermentation: Yumame Foods
Yumame Foods nutzt das Verfahren der Fermentation, um aus Pilzen eine nachhaltige Proteinquelle zu schaffen. Wie das Produkt genau aussehen und schmecken wird, ist noch nicht bekannt. Eben erst hat das 2021 gegründete Unternehmen ein Pre-Seed Investment abgeschlossen.
Diese Organisationen und Startups zeigen: Die Schweiz ist tatsächlich auf bestem Weg, ein Zentrum für die Zukunft der Ernährung zu werden. Nachhaltig und gut für die Umwelt, die Tiere und die Menschen.
Nau Vegan
Im Rahmen der Serie «Nau Vegan» schreibt Mirjam Walser Beiträge zum Thema Veganismus. Als Gründerin der Vegan Business School und langjährige Veganerin ist sie Expertin für Veganismus und den veganen Markt.