Finanzen: Diese Konstrukte performen in unsicheren Zeiten
Wie lassen sich die Finanzen aufbessern, wenn Flaute an den Börsen herrscht? Mit Barrier Reverse Convertibles stehen die Chancen auf einen Rendite-Bonus gut.
Das Wichtigste in Kürze
- Strukturierte Produkte sind eine Überlegung wert, wenn die Börsen stillstehen.
- Bei Barrier Reverse Convertibles gibt’s entweder Geld – oder die Aktie.
- Es empfiehlt sich, nur Produkte finanzstarker Emittenten zu erwerben.
Was für Laien als Teufelszeug gilt, nennen Ingenieure der Finanzen liebevoll «Strukis». Strukturierte Produkte sind ein Fixfertig-Paket, das man mit nur einer Investition erwerben kann. Dies, obwohl darin mehrere Bausteine wie Obligationen und Derivate stecken.
Im weiten Dschungel dieser Vehikel nehmen wir heute die Spezies unter die Lupe, die in der Schweiz besonders beliebt ist: die Barrier Reverse Convertibles, kurz BRC.
Interessant sind die BRC in einem Umfeld, das sonst für Anlegerinnen und Anleger zum Verzweifeln ist. Also zum Beispiel dann, wenn Rezessionsängste, das Inflationsgespenst und der Ukraine-Krieg die Marktteilnehmenden lähmen. Sowie die Börsen sich seitwärts bewegen.
Finanzen: Extra-Zins auf Nummer sicher
Nehmen wir nun an, ich hätte ein Auge auf die UBS-Aktie geworfen. Ich gehe aber davon aus, dass sie innerhalb eines Jahres keine grossen Sprünge macht. In diesem Fall ist es für mich attraktiver, einen BRC auf UBS zu suchen, als direkt in das Papier zu investieren.
Konkret finde ich beispielsweise einen BRC auf UBS, der bis zum 22. August 2024 läuft (ISIN: CH1248342227). Die gute Nachricht ist nun, dass mir dieser einen Zins von 6,25 Prozent zusichert.
Dies ist unabhängig vom Auf und Ab an den Finanzmärkten. Das ist deutlich mehr, als eine solide Obligation bietet.
Doch was, wenn der Basiswert, sprich die UBS-Aktie, absackt? Jetzt tritt das spannende Element auf den Plan. Mein Produkt verfügt über eine Barriere bei einem Aktienpreis von 11,985.
Solange der UBS-Titel nicht unter diese Schwelle fällt, erhalte ich 100 Prozent des Nennwerts meines BRC zurück. Momentan geniesse ich also einen Sicherheitspuffer von fast 50 Prozent. Und dass die Aktie stärker abstürzt, scheint unwahrscheinlich.
Im schlimmsten Fall gibt’s die Aktie
Unmöglich ist das Worst-Case-Szenario aber nicht. Notiert die Aktie bei Verfall unter der Barriere, muss ich mir die Rückzahlung des Nennwerts ans Bein streichen.
Es gibt keinen Kapitalschutz. Aber ich erhalte meine Zinszahlung (Coupon) – plus die UBS-Aktie. Somit fahre ich immer noch besser, als wenn ich direkt den Titel erworben hätte.
Nur wenn die UBS-Aktie durch die Decke schiesst, wäre ich mit einem Direktinvestment besser bedient. Dann würde ich vollumfänglich von der Kurssteigerung profitieren – statt mich mit der Kapitalrückzahlung und der Coupon-Zahlung trösten zu müssen.
Spielvarianten à gogo
Bisher haben wir einen einfachen BRC analysiert. Nun sind die Banken aber kreativ, weswegen sich unzählige Spielvarianten am Markt tummeln. Hoch im Kurs sind Multi BRC, die gleich mehrere Aktien im Blick haben.
Vielfach lauten sie auf die Schweizer Börsengiganten Nestlé, Roche und Novartis. Solche Multi-Kombos werfen mehr Zins ab, im Gegenzug ist das Risiko höher: Die Rückzahlung des Nennwerts ist meist an den Titel geknüpft, der am schlechtesten abschneidet.
Wer in BRC investieren will, findet bei Banken jeweils neue Produkte zur Zeichnung. Man kann diese aber auch später über die Börse erwerben. Was vorteilhafter ist, hängt von der Marktverfassung ab.
Vorsicht: Emittentenrisiko!
Wo liegt der wirkliche Haken solcher Konstrukte der Finanzen? Zum einen erhalte ich keine Dividende, da ich die Aktie während der Laufzeit eines Produkts nicht besitze. Zum anderen sind die Instrumente rechtlich gesehen Schuldverschreibungen. Sie sind nur so verlässlich, wie die herausgebende Bank solide ist. Ein Risiko der Finanzen, das man nach der Bankenkrise nicht ausblenden sollte.
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Zum Autor
Stephan Lehmann-Maldonado bringt zwei seiner Steckenpferde zusammen: die Faszination fürs Wirtschaftsgeschehen und jene für klare Kommunikation. Schon während seines Studiums der Finanzen an der Universität Zürich hat er für Wirtschaftsmedien geschrieben. Später hat er sein Wissen in der Bankpraxis und beim Unterrichten von Lernenden vertieft. Heute führt er eine kleine Kommunikationsagentur.