Gut und günstig: Kaum ein Finanzprodukt verbreitet sich so rasant wie ETFs, die börsengehandelten Indexfonds. Warum schneiden aktive Fonds nicht besser ab?
Finanzen
Seit den 70ern geht die Legende um, dass Affen besser investieren als Finanzprofis. Diese sind daran allerdings auch nicht unschuldig, sagt nau.ch-Finanzexperte Stephan Lehmann-Maldonado. - Depositphotos

Das Wichtigste in Kürze

  • Aktive Fondsmanager schneiden in der Regel schlechter ab als der Markt.
  • Aktive Anlagefonds binden sich meist eng an passive Marktindizes.
  • Wer überdurchschnittlich abschneiden will, muss gegen den Strom schwimmen.
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Die Schimpansen-Lady Ola investierte 10'000 Schwedische Kronen – und war damit erfolgreicher als fünf Finanzprofis. Ihre Strategie? Sie warf Pfeile auf Kurszettel an der Stockholmer Börse. Das geschah vor über 20 Jahren im Auftrag der schwedischen Zeitung «Expressen».

Das Experiment illustrierte, was der Princeton-Professor Malkiel Burton schon in den 70er Jahren in seinem Bestseller «A Random Walk Down Wallstreet» schrieb: «Ein Affe mit verbundenen Augen kann bessere Resultate erzielen als Börsenprofis.» Denn die Renditen von Aktien seien zufallsverteilt. Es lohne sich nicht, vermeintlich aussichtsreiche Aktien auszuwählen. Man fahre damit nicht besser, als wenn man sein Geld gleich in einen Marktindex wie den Dow Jones stecke.

Die Nadel im Heuhaufen

Genau dafür fand John C. Bogle vor mehr als 45 Jahren eine Analogie: Demnach stellt der Aktienmarkt einen Heuhaufen dar. Darin befinden sich einige Nadeln. Sie stehen für die attraktiven Aktien, denen Anleger nachjagen. «Kauft gleich den ganzen Heuhaufen, statt mühsam die Nadeln darin zu suchen», propagierte Bogle. Er untersuchte 200 US-Anlagefonds zwischen 1983 und 1998. Davon schnitten 167 schlechter ab als der Vergleichsindex Wilshire 5000. Jedes Jahr erwirtschafteten die Profis fast 1,9 Prozent weniger Rendite als der Index.

Kurzerhand lancierte Bogle ein Investitionsvehikel, mit dem alle den «Heuhaufen» kaufen konnten. 1993 kam der erste Indexfonds an die US-Börse. Dieser bewegte sich im Gleichschritt mit dem US-Börsenbarometer S&P 500. Heute werden weltweit unzählige solcher Vehikel – Exchange-Traded Funds, kurz ETFs – gehandelt. Sie bilden ein Wachstumssegment.

Fondsmanager oder Angsthase?

Warum ist es so schwierig, beim Investieren besser abzuschneiden als ein Index respektive ein Affe? Theoretiker reden das mit der Hypothese der «Markteffizienz» schön. Demnach spiegeln die Börsenkurse in einem effizienten Markt sämtliche Informationen über ein Wertpapier. Weitere Analysen wären also für die «Katze». Es gibt aber noch praktischere Erklärungen für dieses Phänomen, die oft übersehen werden.

Erstens fallen bei den meisten aktiv verwalteten Anlagefonds höhere Gebühren als bei ETFs an. Sie fressen einen Teil der Rendite weg. Zweitens klammern sich die meisten Fondsmanager eng an die Marktindizes. Sie wagen es kaum, davon abzuweichen – aus Angst, der Kundschaft unerfreuliche Resultate beichten zu müssen. Drittens legt das Anlagefondsgesetz ein enges Korsett an. So darf ein Fonds nur beschränkt flüssige Mittel halten und keine Klumpenrisiken eingehen. Er muss auch in schlechten Zeiten investieren.

Wo sind die Warren Buffetts?

Im Gegensatz dazu schöpft beispielsweise der US-Kultinvestor Warren Buffett seine Freiheiten voll aus. In heissen Phasen bleibt er lieber auf seinem Geld sitzen – um dann, wenn er Schnäppchen entdeckt, zuzuschlagen. Wer sein Geld in diesem Sinne aktiv und abseits der «Herde» anlegt, hat gute Chancen, den Markt zu schlagen. Nur Caesar, der Affe aus der Serie «Planet der Affen», könnte da noch mithalten.

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Zum Autor

Stephan Lehmann-Maldonado hat schon als Kind Münzen gesammelt und sich während seines Wirtschaftsstudiums an der Universität Zürich auf Banking und Finance spezialisiert.

Finanzen Stephan Lehmann-Maldonado
Stephan Lehmann-Maldonado schreibt auf Nau.ch regelmässig zum Thema Finanzen. - zVg

Parallel dazu, schrieb er bereits für Wirtschaftsmedien, unterrichtete als Handelslehrer und vertiefte sein Wissen in der Bankpraxis. Heute führt er eine Agentur für klare Kommunikation – und freut sich, wenn sich auch die Finanzbranche damit anfreunden kann.

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