Der Muttertag zementiert traditionelle Rollenbilder
Am Muttertag danken wir unseren Müttern fürs Gebären, Kochen, Sorgen und Lieben. Diverse Geschäfte bieten dazu ihre – noch immer allzu stereotype – Ware feil.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 12. Mai ist Muttertag. Als Geschenke werden die verschiedensten Dinge feilgeboten.
- Noch immer ist der Muttertag eine Zementierung alter Geschlechterrollen.
- Der Vatertag (Sonntag, 2. Juni) hingegen wird meist übergangen.
Freude herrscht in Mutterns Herzen: Heute ist ihr Tag. Muttertag, nämlich. Dass der Tag des Danke-Sagens aussgerechnet auf Adolf Hilter zurück geht, stört kaum wen.
Weder Blumenhändler, noch Juweliere, Confiseure und wer mit dem heutigen Feiertag sonst noch verdient.
Anders als der Vatertag, ist jener für Mütter nämlich ein übersprudelnder Geldquell. Daran laben will unter anderem der Baumarkt Jumbo. Man hat sich im hauseigenen Warenlager angestrengt umgeschaut.
Und das etwas andere Geschenk entdeckt. «Statt Blumen wie in all den Jahren zuvor», schreibt Jumbo im Newsletter, «haben wir einen besseren Vorschlag».
Stereotypen zum Muttertag
Ja, was ist es denn? Jumbo hält mit der Innovation nicht lange hinter dem Berg: «Der Hochdruckreiniger K.O. 1800.»
Oh, wie modern. Statt mit Putzmittel oder Backutensilien, soll Mama mit der ganz grossen Technik beglückt werden. Mit einem Gerät, das sonst eher den Männern zugeschrieben wird.
Aber Moment. Da steht noch mehr im Werbeschreiben. «Kaufen, bei Mami vorbeigehen und rund um ihr Heim saubermachen. So strahlt nicht nur Ihre Mami am Muttertag.»
Putzen macht Mama stolz
Das Ganze wird abgerundet von einem «Extra-Tipp»: Erstmal auch noch die eigenen vier Wände mit dem Hochdruckreiniger zum Glänzen bringen. Kommt die Frau Mutter nämlich spontan auf Besuch, sei sie «doppelt stolz».
Da kann der Nachwuchs nicht nur sechzig Fränkli für einen Hochdruckreiniger zusammenkratzen. Nein, er kann sogar den eigenen Haushalt in Stand halten. Mama muss was richtig gemacht haben.
Gender-Falle am Muttertag
Doch Jumbo steht nicht allein auf weiter Flur. Alle Jahre wieder ist der Muttertag eine Parade traditioneller Geschlechterrollen. Das Sahnehäubchen: Der von Gesellschaft und Kapitalismus ignorierte Vatertag.
In die Gender-Falle tappte dieses Jahr etwa auch Edeka. Der Muttertags-Clip zeigt Väter, die alles verkehrt machen. Und endet mit der Zeile: «Danke Mama, dass du nicht Papa bist».
Soviel zum Jahr 2019 und der Gleichberechtigung. Vielleicht kann ja der Hochdruckreiniger K.O. 1800 endlich die letzten Spuren des 19. Jahrhunderts wegputzen. Ohne Rückstände, bitte.