Informationskompetenz: Anekdoten sind keine guten Beweise
Informationskompetenz: Viele Menschen greifen auf Anekdoten zurück, wenn sie eine Sichtweise erklären wollen. Anekdoten sind jedoch notorisch unzuverlässig.
Das Wichtigste in Kürze
- Anekdotischen Beweisen gilt es skeptisch gegenüberzustehen.
- Anekdoten können ein wirksames pädagogisches Werkzeug sein.
- Anekdoten sind ein beliebtes Mittel zur Manipulation und Desinformation.
Als kritische Denker versuchen wir unsere Informationskompetenz zu verbessern. Entsprechend muss es unser Ziel sein, anhand von fundiertem Wissen unsere Entscheide zu fällen. Deshalb gilt es, anekdotischen Beweisen skeptisch gegenüberzustehen.
Die Illusion der Wahrheit: Unsere subjektive Wahrnehmung
Unser Gehirn versucht laufend, die Aussenwelt über die Sinne und anhand der bestehenden Modelle und Denkweisen zu verstehen. Es gibt aber zu viele Informationen und Sinneseindrücke zu verarbeiten. Also muss es laufend entscheiden, worauf es seine Aufmerksamkeit richtet und wie es diese Information in das bestehende Denken integriert.
Gleichzeitig kann unser Gehirn nicht mit Ungewissheiten umgehen. Also löst es jede Mehrdeutigkeit auf. Es füllt die Lücken auf der Grundlage seiner Erwartungen. So konstruiert unser Gehirn eine konsistente Geschichte, um das Wahrgenommene verstehen zu können.
Das Ergebnis ist ein Wahrnehmungsprozess, der unvollständig, voreingenommen und fehlerhaft ist. Unsere Wahrnehmung ist immer eine subjektive Interpretation einer objektiven Realität. Gleichzeitig haben wir den Eindruck, dass unsere Erfahrungen der Wahrheit entsprechen.
Informationskompetenz: Anekdoten sind nicht überprüfbar
Da Anekdoten stark von subjektiven Eindrücken geprägt sind, können sie schwer auf ihre objektive Richtigkeit hin überprüft werden. Anekdoten bieten in der Regel auch keine empirischen Beweise oder Daten, die unabhängig überprüft werden können.
Anekdoten neigen dazu, den Kontext oder wichtige Details auszulassen oder zu ignorieren. Für eine umfassende Überprüfung sind diese allerdings erforderlich. In wissenschaftlichen Studien wird oft nach möglichen einflussnehmenden Variablen «kontrolliert». Damit soll abgeschätzt werden, ob der massgebliche Faktor unabhängig von anderen Faktoren den erwartbaren Einfluss auf das Ergebnis hat.
Stichproben und Wahrscheinlichkeiten
In der Statistik gilt, dass man mit zu kleinen Stichproben keine Repräsentativität erhält. Eine Anekdote ist eine persönliche Erfahrung. Sie ist eine Einzelsituation. Von einer Anekdote kann nicht auf eine allgemeine Gesetzmässigkeit geschlossen werden.
Sie sind nicht repräsentativ für normale Verhältnisse. Deshalb müssen wir vorsichtig sein, welche Schlüsse wir aus ihnen ziehen können.
Das menschliche Gehirn begreift zudem Wahrscheinlichkeiten nicht intuitiv. Ein anekdotisches Beispiel: Eine Person recherchiert im Netz über ihre Kopfschmerzen. Sie findet dabei einen Hinweis darauf, dass Kopfschmerzen ein Symptom für eine ernsthafte Krankheit sein könnten und macht sich Sorgen.
Sie unterschätzt dabei die Wahrscheinlichkeit anderer, weniger schwerwiegender Ursachen. Diese Anekdote zeigt die Bedeutung von Informationskompetenz bei der Bewertung von Gesundheitsinformationen im Internet.
Die Macht der Anekdoten
Insgesamt können Anekdoten ein wirksames pädagogisches Werkzeug sein, um Informationskompetenz zu fördern. Sie können die Theorie mit der Praxis verknüpfen und komplexe Konzepte auf verständliche und ansprechende Weise vermitteln.
Aber unser Gehirn bevorzugt Geschichten gegenüber Daten und Statistiken. Der Mensch lässt sich leicht täuschen, insbesondere mit guten Geschichten. Entsprechend sind Anekdoten ein beliebtes Mittel zur Manipulation und Desinformation. Man sollte sich davor hüten, aus Anekdoten pauschale Schlüsse zu ziehen.