Informationskompetenz: Der Feuerwehrschlauch der Lüge
Fake News sind allgegenwärtig in der modernen Gesellschaft. Und sie haben erhebliche Auswirkungen auf unsere Informationskompetenz und den Umgang miteinander.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Studie zeigt: Fake News haben erhebliche Auswirkungen auf die Informationskompetenz.
- Fake News untergraben die Grundlagen der Demokratie.
- Die Förderung der Informationskompetenz erfordert Investitionen in die Bildung.
Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Universität Zürich beleuchtet die Auswirkung von Fake News. Die Studie zeigt, dass das Vertrauen in den Wahrheitsgehalt seriöser Nachrichten umso geringer ausfällt, je höher der Anteil an Falschnachrichten in den Medien ist.
Fake News hat somit das Potenzial, das Vertrauen in die etablierten Medien zu untergraben. Und sobald das Vertrauen in die klassischen Medien zerstört ist, wenden sich die Menschen unseriösen Informationsquellen zu. Diese Strategie wird «Feuerwehrschlauch der Lüge» (Firehose of Falsehood) genannt.
In der von der Universität Zürich durchgeführten Studie wurde 2735 Probanden Nachrichten mit unterschiedlichen Anteilen an Fake News präsentiert. Die Forscher fanden heraus, dass ein hoher Anteil an Falschnachrichten die Illusion erweckte, zwischen Lüge und Wahrheit unterscheiden zu können. Am Ende aber glaubten die Teilnehmer fast nichts mehr, auch nicht den richtigen Nachrichten. Die Informationskompetenz nahm ab.
Selbst verstärkender Effekt
Dieser Effekt kann sich nach Ansicht der Forscher um Altay selbst verstärken. Sobald das Vertrauen in die klassischen Medien zerstört sei, wendeten sich die Menschen anderen Informationsquellen zu. Diese haben meist ein problematisches Verhältnis zur Wahrheit oder verbreiten gar bewusst falsche Nachrichten.
Die Auswirkungen von Fake News auf das Vertrauen in die etablierten Medien sind besonders besorgniserregend. Dies, da sie die Grundlagen der Demokratie untergraben. In demokratischen Gesellschaften spielen die Medien eine entscheidende Rolle bei der Information der Bürger.
Ohne freie und glaubwürdige Medien können die Bürger keine fundierten Entscheidungen treffen. Zudem spielen die Medien bei der Kontrolle der Machthaber eine zentrale Rolle. Ohne diese sind die Machthaber der Öffentlichkeit gegenüber weniger rechenschaftspflichtig.
«Das System mit Scheisse überfluten»
Es ist demokratietheoretisch wichtig, dass jeder mehr oder weniger alles behaupten darf. Aber beim heute hohen Stellenwert von Aufmerksamkeit ist Desinformation leichter denn je umzusetzen. Der Berater des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, Steve Bannon, hat die Medien wiederholt als Feind bezeichnet.
Um diesen zu besiegen, solle man «das System mit Scheisse überfluten». So lautete Bannons erfolgreiche Strategie, die seither vielfach von Akteuren aller Couleur kopiert wird. Deshalb ist es wichtig, etwas gegen die Verbreitung von Fake News zu unternehmen und die Glaubwürdigkeit etablierter Medienquellen zu schützen.
Informationskompetenz: Wie bekämpft man die Verbreitung von Fake News
Ein Ansatz zur Bekämpfung von Fake News ist die Förderung der Informationskompetenz. Zudem sollte das kritische Denken in der breiten Öffentlichkeit gefördert werden. Dies, auch wenn diese Studie keinen Effekt auf die Informationskompetenz erkennen konnte.
Wenn die Menschen zwischen glaubwürdigen und nicht glaubwürdigen Informationsquellen zu unterscheiden wissen, können die Auswirkungen von Fake News verringert werden. Beide Strategien erfordern Investitionen in die Bildung bereits auf Primarschulstufe.
Ein weiterer Ansatz besteht darin, diejenigen, die Fake News verbreiten, für ihre Handlungen zur Rechenschaft zu ziehen. Dies könnte rechtliche Schritte gegen Einzelpersonen oder Organisationen beinhalten, die absichtlich falsche Informationen verbreiten. Auch wären Massnahmen zur Regulierung von Social-Media-Plattformen denkbar, um die Verbreitung von Falschinformationen zu verhindern.