Informationskompetenz: Polarisierung durch Echokammern

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Bern,

Soziale Medien haben die Art und Weise, wie wir Informationen erhalten, stark verändert. Das hat Auswirkungen auf unseren Meinungsbildungsprozess.

Manipulations-Strategien
Durch soziale Medien wird die Informationskompetenz beeinflusst – Echokammern etwa verstärken extreme Positionen. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Soziale Medien beeinflussen die Meinungsbildung und Informationskompetenz.
  • Echokammern fördern Gruppenpolarisierung und verstärken extrem Positionen.
  • Filterblasen präsentieren nutzerspezifische Informationen.
  • Polarisierung kann viele Formen annehmen und ist nicht per se problematisch.

Eine Vielzahl von Faktoren beeinflussen die Verbreitung von Informationen auf den sozialen Medien. So gehen Wissenschaftler davon aus, dass Selektions- und Vernetzungsalgorithmen die Polarisierung von Meinungen zu politischen Themen begünstigen. Auch die Verbreitung von Fehlinformationen wird dadurch gefördert und beeinträchtigt unsere Informationskompetenz.

Auf der individuellen psychologischen Ebene geht eine Polarisierung mit einer Verstärkung bestehender Einstellungen einher. Als sozialpsychologisches Phänomen geht die Polarisierung auf gruppendynamische Prozesse zurück. So können Gruppen extremere Einstellungen entwickeln, als es auf der Grundlage der Einstellungen ihrer einzelnen Mitglieder zu erwarten wäre.

Echokammern

Der Begriff der Echokammer verweist auf einen Raum, in dem bestimmte Meinungen verstärkt und anders lautende Meinungen ausgeblendet werden. Bei der Echokammer handelt es sich um eine soziale Filterung. Sie besagt zunächst, dass sich die öffentliche Kommunikation in voneinander isolierte Kammern verlagert. Dieser Prozess wird als Fragmentierung bezeichnet. Diese verläuft dabei nicht zufällig, sondern entlang von Einstellungen und Meinungen.

Eine Echokammer fungiert nach der Theorie der Gruppenpolarisierung als Mechanismus, um eine bestehende Meinung innerhalb einer Gruppe zu verstärken. Dadurch entwickelt die gesamte Gruppe extremere Positionen.

Manipulations-Strategien
Lediglich eine Minderheit stützt sich bei Nachrichten auf eine einzige Quelle. Die Auswirkung von Echokammern wird deshalb in Frage gestellt. - zVg

In jüngster Zeit werden jedoch die Auswirkungen und die Existenz von Echokammern in Frage gestellt. So haben Wissenschaftler des Reuters Instituts kürzlich festgestellt, dass die meisten Menschen einen relativ vielfältigen Medienkonsum haben. Nur eine kleine Minderheit bezieht Nachrichten ausschliesslich aus parteiischen Quellen.

Filterblasen

Der Begriff Filterblase beschreibt, dass Nutzer online nur eine Auswahl an Informationen präsentiert wird, die mit ihrer Meinung übereinstimmt. Eine Filterblase entsteht also durch technische Filterung. Verantwortlich sind dafür hauptsächlich Selektions- und Vernetzungsalgorithmen sozialer Netzwerke und Suchmaschinen.

Echokammern können den Effekt dieser gefilterten Informationen verstärken. Allerdings spielt die Selbstselektion bezogen auf die Voreingenommenheit und den Grad des Interesses die entscheidende Rolle, sich für Echokammern zu entscheiden.

Selektions- und Vernetzungsalgorithmen von Suchmaschinen und sozialen Medien führen aber gemäss einer englischen Studie im Allgemeinen überraschenderweise zu einer etwas vielfältigeren Nachrichtennutzung. Dies widerspricht der «Filterblasen-Hypothese».

Polarisierung

In den Sozialwissenschaften bezieht sich der Begriff der Polarisierung auf eine Spaltung zwischen Gruppen. Polarisierung kann viele Formen annehmen und ist nicht per se problematisch. Über manche Dinge lohnt es sich zu streiten. In vielen Ländern gibt es aber eine weit verbreitete öffentliche und politische Besorgnis über die Polarisierung.

Ein Forscherteam hat festgestellt, dass gewöhnliche Amerikaner zunehmend Abneigung und Misstrauen gegenüber den Mitgliedern der anderen Partei empfinden. Insbesondere die sogenannt «affektive» Polarisierung scheint also zuzunehmen.

Nutzen Sie soziale Medien?

Der unterschiedliche Grad der affektiven Polarisierung lässt dabei den Schluss nicht zu, dass die Nutzung sozialer Medien dafür ursächlich ist. Bei Mehrparteiensystemen, wie es die Schweiz kennt, scheint die affektive Polarisierung grundsätzlich weniger stark.

Gesellschaftliche Risiken

Es gibt keine allgemeingültigen Muster, was darauf hindeutet, dass länderspezifische Faktoren die nationalen Entwicklungen bestimmen. Das Bild zur Polarisierung ist komplex.

Die Gründe, warum sich jemand in Echokammern zurückzieht, sind in den persönlichen Dispositionen der jeweiligen Nutzer zu finden. Die negativen Auswirkungen sind aber äusserst schädlich für die Gesellschaften. Die Informationskompetenz nimmt ab. Die Verbreitung von Desinformation und Verschwörungstheorien wird gefördert.

Kommentare

User #2255 (nicht angemeldet)

In dem Moment, wo man sich von gesunder Skepsis und Vernunft abgewandt hat, ist alles möglich. Dann gibt es kein Argument und keinen Beweis auf der Welt, die einen noch überzeugen können. Und das geschieht bei den Querdenkern und Q-Anon-Gläubigen genauso. Eine Studie, die die Gefährlichkeit von Corona belegt, ist dann eben von jemanden verfasst, der der Pharmaindustrie hörig ist (selbst wenn keine Nähe nachweisbar ist). Artikel, die Trumps Lügen und Fehlverhalten nachweisen, sind dann nur der Beweis, dass die Medien sich gegen ihn verschworen haben. Wenn man erstmal davon ausgeht, dass Journalisten grundsätzlich zur Elite gehören und eine Agenda haben, dann können die schreiben was sie wollen, nichts davon wird Zweifel säen.

User #1125 (nicht angemeldet)

Warum immer ohne Quellenangben bei aus dem Netz zusammenstiefeltem? Autoren oh pardon, innen sind dankbar. Frag ja nur... Auch wenn Inhalt und Quelle nicht unumstritten: Quelle: Lokale Desinformation "Ein Kampf auch um die Köpfe" TAZ, 31. 10. 2023.

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