Informationskompetenz: So funktioniert der Backfire-Effekt

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Bern,

Informationskompetenz: Der Backfire-Effekt ist ein sozial-psychologisches Phänomen, welches als Manipulationsstrategie angewendet wird.

Informationskompetenz
Der Backfire-Effekt zählt zu den Manipulations-Strategien. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Fakten, die den eigenen Ansichten widersprechen, können diese noch mehr verfestigen.
  • Der Backfire-Effekt tritt auf, wenn evidenzbasierte Fakten Überzeugungen in Frage stellen.
  • Wie Informationen präsentiert werden, ist genauso wichtig wie die Information selbst.

Wir neigen dazu zu glauben, dass wir Menschen mit evidenzbasierten Fakten überzeugen können. Voraussetzung dafür ist aber kritisches Denken und Informationskompetenz. Man muss die eigene Meinung immer wieder hinterfragen, anhand der neuen Fakten neu bewerten und die Überzeugungen entsprechend anpassen. Das nennt man den Backfire-Effekt (zu Deutsch etwa Bumerang-Effekt).

Die den Begriff prägenden Politikwissenschaftler Brendan Nyhan und Jason Reifler haben aber das Gegenteil beobachtet. Die Konfrontation mit Fakten und Argumenten löst bei Menschen, die einer politischen Ideologie anhängen, oftmals das Gegenteil aus. Ihre Studien zeigten, dass die Fakten nicht nur zurückgewiesen wurden, sondern die ursprüngliche Haltung bekräftigt wurde.

Impfskepsis trotz oder wegen Aufklärung?

Wissenschaftler haben sich mit der Impfbereitschaft bezüglich der Grippe befasst. Dabei stellte sich heraus, dass Menschen, die Bedenken bezüglich der Sicherheit des Impfstoffs hegen, sich weniger impfen lassen. Dies entspricht den Erwartungen. Aber dies gilt selbst dann, wenn sie Informationen erhalten, die die verbreiteten Mythen zu den Impfstoffen widerlegen.

Eine weitere Studie untersuchte die Ansichten amerikanischer Bürger über staatliche Sozialprogramme. Dabei fand man heraus, dass die Mehrheit der Amerikaner schlecht über die Art und den Umfang dieser Programme informiert war. Die am schlechtesten Informierten waren aber am ehesten von ihren Meinungen überzeugt. Ausserdem stellten die Forscher fest, dass die Präsentation von Fakten über diese Wohlfahrtsprogramme die Meinungen kaum änderte.

Informationskompetenz
Manipulations-Strategien zu erkennen, erhöht die Informationskompetenz. - zVg

Diese Voreingenommenheit beeinflusst nicht bloss die Fähigkeit, die Meinung anderer mittels Argumenten zu verändern. Sie kann auch auf die eigene Fähigkeit Einfluss haben, Informationen rational zu verarbeiten. Dessen muss man sich bewusst sein, wenn man die eigene Informationskompetenz verbessern will.

Informationskompetenz: Wie kommt es zum Backfire-Effekt?

Wenn Menschen Informationen erhalten, die nahelegen, dass ihre derzeitigen Überzeugungen in irgendeiner Weise falsch sind, fühlen sie sich bedroht. Damit wird eine Vielzahl negativer Emotionen ausgelöst. Das ist besonders wahrscheinlich, wenn die in Frage gestellten Überzeugungen wichtig für ihr Selbstverständnis sind. Damit greift man ihre Identität und Ideologie darstellen.

Die negativen Emotionen, die Menschen hervorrufen, wirken sich letztendlich negativ auf ihre Fähigkeit aus, die korrigierenden Informationen zu akzeptieren. Im Gegenteil erhöhen die negativen Emotionen die Wahrscheinlichkeit, die Information richtig zu verarbeiten. Sie versuchen, Wege zu finden, evidenzbasierten Fakten zu ignorieren. Dadurch wird das kritische Denken und die Informationskompetenz beeinträchtigt.

Die Menschen haben zudem den Drang, möglichst viele Argumente gegen unliebsame Informationen zu suchen. Damit haben sie oft mehr Argumente, um ihre Haltung zu unterstützen, als sie zuvor hatten und festigen somit ihre Meinung.

Wie man den Backfire-Effekt vermeidet

Es ist wichtig, wie man mit Menschen spricht. Um Einstellungen beeinflussen zu können, ist die Art, wie man die Information präsentiert, genauso wichtig, wie die Information selbst. Wenn man einen Backfire-Effekt vermeiden will, muss man die Informationen auf eine nicht-konfrontative Art und Weise präsentieren.

Damit schafft man die Voraussetzungen dafür, dass die Menschen evidenzbasierte Fakten ohne negative Emotionen aufnehmen können. So erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, die Überzeugungen auch zu beeinflussen und verändern zu können.

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