Informationskompetenz: Wissenschaftsleugnung durch Pseudo-Experten
Wissenschaftsleugnung durch Pseudo-Experten erzeugt den Eindruck eines fehlenden Wissenschafts-Konsenses, kann aber durch Informationskompetenz bekämpft werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Wissenschaftsleugnung nutzt den Trugschluss der Pseudo-Experten.
- Pseudo-Experten sind oft fachfremde Wissenschaftler und von Interessengruppen finanziert.
- Informationskompetenz und Skeptizismus sind wichtig, um die Glaubwürdigkeit zu prüfen.
Wissenschaftsleugnung ist ein wachsendes Problem. Viele Menschen lehnen wissenschaftliche Beweise und Fachwissen zugunsten ihrer eigenen Meinungen oder Überzeugungen ab. Eine gängige Taktik von Wissenschaftsleugnern ist es, möglichst viele «Experten» aufzuführen. Damit soll der Anschein erweckt werden, dass es keinen wissenschaftlichen Konsens zu einem Thema gibt.
Der Trugschluss der Pseudo-Experten ist eine Form des Autoritätsarguments. Um eine Behauptung zu stützen, wird eine Autoritätsperson zitiert. Im Falle des Trugschlusses der Pseudo-Experten sind die «Experten» jedoch oft nicht wirklich qualifiziert.
Oft handelt es sich um einen Experten aus einem themenfremden Fachgebiet. Oder es handelt sich gar um von Gruppen finanzierte Personen, die ein Interesse an der Negierung des wissenschaftlichen Konsenses haben.
Wirkungsvolle Täuschung in der Informationskompetenz
Die Täuschung ist besonders wirkungsvoll in öffentlichen Debatten. Damit wird der Eindruck erheblicher Meinungsverschiedenheiten erweckt. Selbst wenn eine überwältigende Mehrheit der glaubwürdigen Wissenschaftler zu einem bestimmten Thema einig sind.
Der Trugschluss der Pseudo-Experten ist ein mächtiges, äusserst wirksames Instrument für die Leugner wissenschaftlicher Fakten. Man kann der Täuschung aber mit Informationskompetenz und Skeptizismus durchaus entgegentreten. Es gilt die Glaubwürdigkeit der Experten zu bewerten und die wissenschaftlichen Beweise hinter den Behauptungen genau zu prüfen.
Pseudo-Experten der Tabakindustrie und Klimawandel-Leugner
Ein bemerkenswertes Beispiel ist die von der Tabakindustrie finanzierte Forschung über die gesundheitlichen Auswirkungen des Rauchens. Jahrzehntelang vermochte die Tabakindustrie Zweifel am Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungenkrebs zu säen. Dazu gehörte die Finanzierung von «Experten», die als Zeugen in Gerichtsverfahren aussagten. Zudem wurden Forschungsarbeiten und Berichte finanziert, die die Risiken des Rauchens herunterspielten.
In ähnlicher Weise wird heute die Pseudo-Experten-Taktik von Klimawandel-Leugnern benutzt. Mit der Berufung auf Pseudo-Experten versuchen Leugner den Eindruck von Uneinigkeit zu erwecken, dass der Mensch die globale Erwärmung verursacht.
Studien mit einer Vielzahl unabhängiger Methoden haben jedoch gezeigt, dass sich die Klimawissenschaftler in überwältigender Weise diesbezüglich einig sind. Der wissenschaftliche Konsens ist nicht das Ergebnis einer verzerrten Methodik oder eines Zufalls. Viele Studien stützen unabhängig voneinander diese Hypothese.
Masse Pseudo-Experten
Eine abgewandelte Form ist die Täuschung durch «Masse Pseudo-Experten». So berufen sich die Leugner zum Beispiel auf eine Petition, die von 31'487 Amerikanern mit einem wissenschaftlichen Abschluss unterzeichnet wurde. Darin wird behauptet, dass der Mensch den Klimawandel nicht verursacht.
Die Unterzeichner sind jedoch keine Klimawissenschaftler und ihre Ansichten sind nicht repräsentativ für die Forschung der Klimawissenschaften.
Vermeidung des Trugschlusses der Pseudo-Experten
Um nicht auf den Trugschluss der Pseudo-Experten hereinzufallen, ist Informationskompetenz und Skeptizismus wichtig. Insbesondere muss die Glaubwürdigkeit und das Fachwissen der zitierten Quellen bewertet werden können.
Man muss sich über den Hintergrund und die Qualifikationen der Personen informieren, die als Experten zitiert werden. Verfügen sie über einschlägige Abschlüsse oder Fachkenntnisse auf dem betreffenden Gebiet? Stehen sie in Verbindung mit glaubwürdigen wissenschaftlichen oder akademischen Einrichtungen?
Auch die Finanzierungsquellen der zitierten Personen sind ein wichtiges Indiz. Werden sie von Gruppen finanziert, die ein Interesse daran haben, den wissenschaftlichen Konsens zu leugnen? Auch der wissenschaftliche Konsens zum betreffenden Thema bietet einen Orientierungspunkt. Gehören die zitierten Quellen zu einer kleinen Minderheit von abweichenden Stimmen oder repräsentieren sie den wissenschaftlichen Mainstream?
Skeptizismus ist insbesondere angebracht, wenn Personen behaupten, Experten für ein Thema zu sein, ohne dass sie Qualifikationen vorweisen können. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn diese Personen zusätzlich eine Minderheitsposition einnehmen. Echte Experten sind im Allgemeinen von ihren Kollegen anerkannt und haben eine Reihe von Forschungsergebnissen veröffentlicht.