Die Ideen klingen teils verrückt, sind höchst umstritten, doch könnten im Kampf gegen den Klimawandel die letzte Hoffnung sein. Die Rede ist von Geoengineering.
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Geoengineering wird teils als Massnahme erwähnt, um die Folgen des Klimawandels einzudämmen. - Unsplash

Das Wichtigste in Kürze

  • Als Geoengineering werden bewusste Eingriffe ins Klimasystem bezeichnet.
  • Die Technik birgt Potenzial, die Folgen des Klimawandels zu stoppen oder einzudämmen.
  • Es gibt aber kaum Forschung dazu und die Risiken, sowie Folgen sind schwer abschätzbar.
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Nach 1991 sinkt die Durchschnittstemperatur der Erde für mehrere Jahre um 0,5 Grad. Was ist passiert? Am 15. Juli 1991 explodiert der Pinatubo – ein philippinischer Vulkan – als Folge eines gewaltigen Ausbruchs.

Ausbruch Pinatubo Vulkan
Der Ausbruch des Pinatubo gilt als einer der folgenschwersten Vulkanausbrüche in jüngster Zeit. Mindestens 875 Menschen sterben an den Folgen. - keystone

Dabei werden 17 Millionen Tonnen Schwefelpartikel in die Stratosphäre injiziert. Da diese das Sonnenlicht reflektieren, ist eine Senkung der Durchschnittstemperatur noch für Jahre messbar.

Genau diesen Abkühlungseffekt wollen sich Wissenschaftler im Kampf gegen den Klimawandel zunutze machen. Dies wird als Geoengineering bezeichnet.

Was ist Geoengineering?

Geoengineering fasst Methoden und Technologien zusammen, welche bewusst ins Klimasystem eingreifen und dadurch eine Verbesserung erzielen sollen. Heisst: Der Klimawandel soll gestoppt werden, ohne dass dabei eine Reduktion des CO₂-Ausstosses erfolgen muss.

Ideen gibt es dutzende. Man unterscheidet zwischen zwei Arten des Geoengineerings. Erste sollen die Sonnenstrahlen reflektieren und dadurch die Temperatur senken. Zweite haben das Ziel, die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre zu reduzieren.

Variante 1: Solar Radiation Management (SRM)

Von SRM spricht man, wenn durch Massnahmen die eingehende Sonnenstrahlung reduziert wird. So kommt weniger Energie ins System und als Folge gibt es weniger Erwärmung.

Es gibt verschiedene Ansätze, welche kleinere oder grössere Auswirkungen hätten. So könnten Hausdächer grossflächig weiss gestrichen werden. Der Grund ist, dass helle Oberflächen weniger Strahlung absorbieren und sich somit weniger erhitzen.

Bari Helle Gebäude
Helle Gebäude sorgen für deutlich weniger Hitze in einer Stadt, wie hier in Bari. - unsplash

Es gibt aber auch verrücktere Ideen, um die Sonnenstrahlung zu beeinflussen. So wurde spekuliert, ob ein riesiger Schaumteppich im Meer einen Effekt haben könnte. Denn der Schaumteppich würde eine grosse helle Oberfläche schaffen.

Oder wie wäre es, die Wolken aufzuhellen? Durch Sprühvorrichtungen soll eine Art Nebel aus Meerwassertröpfchen und Salzen verteilt werden. Laut Befürwortern würden so Salzkristalle übrig bleiben, die die eingehende Strahlung stärker reflektierten.

Etwas radikaler klingt da der Vorschlag des bewussten Injizierens von Schwefeldioxid in die Stratosphäre. Diese Schwefelpartikel würden – wie beim Ausbruch des Pinatubos – die eingehenden Sonnenstrahlen stärker reflektieren. So würde sich die Temperatur abhängig von der injizierten Menge reduzieren. Wissenschaftler weisen aber darauf hin, dass solch ein Eingriff unvorhersehbare Folgen hätte.

Variante 2: Carbon Dioxide Removal (CDR)

Beim CDR soll bestehendes CO₂ aus der Atmosphäre herausgefiltert und beispielsweise in den Boden eingeschlossen werden.

Dies kann einerseits durch sogenannte CO₂-Filteranlagen erreicht werden. Die gewaltigen Maschinen filtern CO₂ aus der Luft. Dieses lässt sich anschliessend wiederverwenden oder wird im Untergrund gespeichert.

CO₂-Filteranlage
Eine CO₂-Filteranlage, zur Bekämpfung vom Klimawandel, von der Firma Climeworks in Island. - keystone

Die natürlichste Art des CDR ist eine stärkere Begrünung und Aufforstung. Doch um einen spürbaren Effekt erzielen zu können, ist eine enorme Fläche notwendig, was riskant für bestehende Ökosystemen sein könnte.

Lösung für den Klimawandel?

Ist Geoengineering nun der erhoffte Heilsbringer im Kampf gegen den Klimawandel? Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten, denn die Methoden sind teils höchst umstritten. Kritiker merken an, dass es eher Symptom- als Ursachen-Bekämpfung ist.

Insbesondere das SRM hat keinen Einfluss auf den Ausstoss von Kohlendioxid und müsste somit für immer Aufrecht erhalten werden.

Auch das Konfliktpotential zwischen verschiedenen Nationen ist hoch. Es ist eher unwahrscheinlich, dass man sich hier schnell auf eine Lösung einigen könnte. Schreitet der Klimawandel aber weiter fort, ist die Chance hoch, dass einzelne Nationen im Alleingang vorpreschen werden.

Eine Mischung aus Geoengineering und Massnahmen zur CO₂-Reduktion, könnte sich aber durchwegs als wirksam erweisen. Zudem könnte unser hoher CO₂-Ausstoss schon jetzt als eines der grössten Geoengineering-Experimente unserer Erde bezeichnet werden.

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