Warum wir unsere Liebe übers Küssen zeigen
Ein Schmatz auf die Backe, auf den Mund – nur ein physischer Kontakt. Doch Küsse sind viel mehr als das. Sie sind universeller Ausdruck von Liebe. Nur, warum?
Das Wichtigste in Kürze
- Küssen setzt Hormone wie Oxytocin und Dopamin frei.
- Sie stärken das Bindungsgefühl und lösen positive Emotionen aus.
- Soziale Normen beeinflussen, wann und wie wir küssen.
Die Ehe wird durch einen Kuss besiegelt. Unseren Kindern können wir gar nicht genug geben, so lieb haben wir sie. Und den allerersten, mit gehörig Kribbeln im Bauch, den vergisst man nie …
Ja, Küssen ist eine faszinierende, multidimensionale Handlung, die tiefe Einblicke in die Dynamik menschlicher Beziehungen gewährt.
Aus geschichtlicher und evolutionärer Sicht
Seit wann das Küssen Teil der menschlichen Geschichte ist, ist nicht ganz klar. Laut einer Studie in Dänemark war Küssen wohl mindestens schon in der Antike, vor 4500 Jahren, gängige Praxis. Davon gehen die Forschenden Troels Arbøll und Sophie Rasmussen von der Universität Copenhagen aus. Sie glauben ausserdem, dass Küssen im sexuellen und romantischen Kontext verantwortlich für die Verbreitung gewisser Krankheiten war.
In ihrer Untersuchung unterschieden die Wissenschaftler zwischen dem «freundschaftlich-elterlichen» und dem «romantisch-sexuellen» Kuss. Dabei stellten sie fest, dass der erstgenannte Kuss unabhängig von Ländern und Zeitaltern existiert. Im Gegensatz dazu ist die zweite Form des Küssens laut ihrer Erkenntnisse «nicht in allen Kulturen» gleichermassen verbreitet.
Der britische Zoologe Desmond Morris hatte 1960 fürs «familiäre» Küssen folgende Erklärung: Es gehe auf die Praxis der menschlichen Vorfahren zurück, sich von Mund zu Mund zu füttern.
War das Futter bei Schimpansen knapp, sollen Affeneltern dem Nachwuchs die Lippen auf den Mund gedrückt haben. Warum? Als Zeichen der Beruhigung und Fürsorge.
Was passiert da eigentlich biologisch?
Schon allein auf biologischer Ebene ist das Küssen mehr als nur eine Geste. Es aktiviert neurologische Signale und setzt Hormone wie Oxytocin und Dopamin frei. Die verstärken nicht nur das Bindungsgefühl, sondern lösen auch Glücksgefühle aus.
Dazu spielt im sexuellen Kontext der Speichelaustausch eine entscheidende Rolle. Er ist es, der chemische Botschaften übermittelt und die Anziehung zwischen Partnern vertieft.
Psychologische Dimension
Psychologisch betrachtet fungiert der Kuss als Schlüssel zur emotionalen Intimität. Durch ihn werden Vertrauen und Bindung gestärkt. Der nonverbale Austausch während eines Kusses ermöglicht eine tiefere Kommunikation, die oft intensiver ist als jedes gesprochene Wort. Der Kuss schafft somit eine emotionale Verbindung, die das Fundament für eine langanhaltende Beziehung bildet.
Im sozialen Kontext
Die Bedeutung des Küssens variiert in verschiedenen Kulturen und sozialen Kontexten. Während er in einigen Kulturen als Ausdruck von Respekt oder Unterwerfung dient, steht er in anderen für leidenschaftliche Liebe.
Soziale Normen beeinflussen, wann, wie und wen wir küssen – was durchaus Rückschlüsse zulässt. Sie spiegeln dabei auch die Werte einer Gesellschaft wider.