Wie der Klimawandel unsere Lebensmittel verändert
Ist es wärmer, blüht der Apfelbaum eher, und die Frucht ist schneller reif? So einfach? Jein. Auch Geschmack und Konsistenz ändern sich. Und einiges mehr.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Klimawandel beeinflusst den Geschmack von Obst und Gemüse.
- Gleiches gilt für eine steigende CO2-Konzentration in der Atmosphäre.
- Eine Folge: veränderte Nährstoffzusammensetzungen und damit Geschmack.
«In den sauren Apfel beissen»: Sie kennen diesen Spruch? Gut. Denn vielleicht gibt es den nicht mehr lange. Wie klingt «in den mehligen Apfel beissen» für Sie?
Denn: Der Klimawandel beeinflusst nicht nur die Temperaturen der Welt, sondern klar auch alles, was darauf wächst und gedeiht. Wir Menschen müssen uns an veränderte Ernährungsbedingungen anpassen – aber auch an andere Lebensmittel.
Früchte und Gemüse reagieren auf veränderte Wachstumsbedingungen
Denn: Klimawandel heisst neben anderen auch mehr Regen und längere Trockenzeiten. Das übersetzt sich beispielsweise in frühere Blüte, längere Reifezeit. Aromen und die Zusammensetzung von Früchten und Gemüse reagieren darauf.
Gleiches gilt für eine steigende CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre. Diese kann den Nährstoffgehalt von Pflanzen beeinflussen. Das zeigen beispielhaft sogenannte Face-Experimente, bei denen Pflanzen in Freiluftumgebungen erhöhten Kohlendioxid (CO2)-Konzentrationen ausgesetzt werden.
Je mehr CO2 in der Luft ist, desto schwieriger ist es für die Pflanzen, Stickstoff aufzunehmen. Dieser ist aber nötig, um Proteine produzieren zu können.
Die Schlussfolgerung liegt nahe, dass höhere CO2-Werte zu einer Verringerung des Proteingehalts und anderer wichtiger Nährstoffe in Pflanzen führen können.
Süsser, aber nicht unbedingt besser
Andere Lebensmittel können süsser werden. So zeigt eine Studie aus dem Jahr 2019, veröffentlicht bei «Scientific Reports», dass steigende CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre zu mehr Ertrag einer Rebe führt.
Bei den Beeren selbst wieder hatte man einen höheren Zuckergehalt festgestellt. Damit verändert sich natürlich auch der Wein, der daraus gewonnen wird.
Ein weiteres Beispiel für Opfer des Klimawandels ist der Apfel, das beliebteste Obst der Schweizer.
Schon vor zehn Jahren stellten japanische Forscher in einer Langzeitstudie fest, dass sich der Geschmack und die Konsistenz dieser Früchte verändert – bedingt durch den Klimawandel.
Die erforschten Exemplare wurden süsser, enthielten weniger Säure, wurden aber auch geschmacklich langweiliger und von der Konsistenz her mehliger, so die Ergebnisse in «Scientific Reports».
Auch wenn die Forschung hier noch in den Kinderschuhen steckt und viele Fragen in ihrer Komplexität noch lange nicht beantwortet, andere noch gar nicht gestellt werden können: Grosse Veränderungen stehen an.
Beissen Sie also das nächste Mal ganz bewusst in Ihren Apfel. Geniessen Sie den Geschmack. Und überlegen Sie, ob Sie heute noch ein Apfelbäumchen in Ihren Hintergarten pflanzen würden ... denn wer weiss, wie Mango in 30 Jahren schmeckt?