Isao Takahata: Er hat unserem Heidi laufen gelernt
Er hat Heidi laufen gelernt und sie im Sonnenschein über die Berge hüpfen lassen: Der japanische Animationsfilmer Isao Takahata. Nun ist er 82-jährig an Lungenkrebs verstorben.
Doch das Warten lohnte sich jedes Mal. Zu seinen Werken gehört neben Heidi auch der international bekannte und preisgekrönte Zeichentrickfilm «Die letzten Glühwürmchen».
Das Wichtigste in Kürze
- Der japanische Animationsfilmer Isao Takahata ist im Alter von 82 Jahren an Lungenkrebs gestorben.
- Gemeinsam mit Hayao Miyazaki gründete Takahata das Zeichentrickstudio Studio Ghibli.
- 1974 feierte er mit der Animation von Johanna Spyris «Heidi» Welterfolg und brannte sich in das Gedächtnis der Schweizer
«Heidi, Heidi, deine Welt sind die Berge…» - die Melodie zu jenen Zeilen kennen wohl alle Schweizer, die noch im letzten Jahrhundert geboren wurden. Die Bilder dazu lieferte 1974 der Japaner Isao Takahata.
Heute Freitag ist Takahata, einer erfolgreichsten und gefühlvollsten Zeichentrickfilmer, in einem Krankenhaus in Tokio seiner Lungenkrebs-Erkrankung erlegen.
Der Papa von unserer 70er-Jahre Freundin #Heidi ist gestorben 😢
— Matthias Knödler 📻📺 (@knut0669) April 6, 2018
RIP #IsaoTakahata https://t.co/nxTAFEoG74 pic.twitter.com/cSPIKKaybm
Heidi im Sonnenschein
Mit den beiden Kinderbüchern Heidis Lehr- und Wanderjahre und Heidi kann brauchen, was es gelernt hat eroberte Johanna Spyri 1880 die Welt – und prägte das Bild des Schweizer Alpen-Idylls bis heute.
100 Jahre reiste Heidi dank der Zeichentrickserie von Takahata erneut erfolgreich um die Welt. Diesmal wurde aus der etwas steifen Figur der Heidi ein Energiebündel, das herumtollt und trotz seiner gezeichneten Gesichtszüge sehr viel Menschlichkeit aufwies.
Langsamer Schaffer
Zusammen mit seinem Mentor und Oscargewinner Hayao Miyazaki gründete Takahata das Zeichentrickstudio Studio Ghibli. Es zeichnet unter anderem für «Prinzessin Mononoke» verantwortlich. Takahata, ein gewissenhafter Schaffer, dem kein Detail entging, realisierte in 25 Jahren Studio Ghibli gerade einmal sechs Filme.
Ein Kriegskind
Takahata, zum Ende des 2. Weltkriegs neun Jahre alt, erlebte selber die Schrecken des Krieges in Form von Hunger, Angst und US-Luftangriffen.
Es ist also kein Zufall, dass sein international wichtigster Film «Die letzten Glühwürmchen» genau diesen Albträumen mit der Geschichte zweier Geschwister, die währen dem Krieg ums nackte Überleben kämpfen, ein Gesicht gibt.
Abstrakt und detailliert
So eigen die Zeichnungen von Takahatsa auf den ersten Blick erscheinen, so wichtig war es ihm, die Realität so exakt wie möglich zu kenne. Für «Heidi» reiste er in die Schweizer Alpen und nach Frankfurt, um sich Heidis Welten einzuprägen, die seiner eigenen so fern waren.
Nun, mit 82 Jahren, hat Takahata die Welt, die er so oft gezeichnet hat, für immer verlassen.