Tinder-Serie: «Hilfe, mein Traum-Date ist coronapositiv!»
Die Bernerin Tina* ist neu auf der Dating-Plattform von Tinder. Die 25-Jährige berichtet über ihre Dates. Heute trifft sie den spontanen Tobi*.
Das Wichtigste in Kürze
- Tina* ist 25 Jahre alt und seit Kurzem wieder Single.
- In der siebten Folge raubte Karl* ihr den letzten Nerv.
- Heute trifft Tina ganz spontan auf Tinder-Mann Tobi*.
Karl* strapazierte in Folge 7 meine Nerven und liess den Geduldsfaden letztlich reissen. Ihn lernte ich über die Dating-App Bumble kennen. Ich verlasse diesen Pfad wieder und wechsle zurück zu Tinder. Dort stosse ich auf Tobi*. Was ich mir denke, als ich sein Profil entdecke? Lecker!
«Applaus an dich»
Tobi ist 26 Jahre alt und sieht aus wie Schauspieler Chris Hemsworth. Dieser verkörpert keinen geringeren als den nordischen Wettergott Thor in der Filmreihe von Marvel. Tobi hat nicht ganz so viele Muckis, aber ist dennoch verdammt heiss. Nur an seinen Bildbearbeitungs-Skills muss er noch arbeiten. Auf dem einen Bild zensiert er seine Freunde im Hintergrund mit Smileys.
Diesen halbherzigen Versuch der Zensur nehme ich als Startschuss für unsere Konversation. Und weiter: «Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du aussiehst wie Thor?», will ich von Tobi wissen. «Das ist tatsächlich schon einige Male vorgekommen», schreibt er zurück. Und sogleich heimse ich ein Kompliment ein. «Applaus an dich, dass du dich zuerst gemeldet hast!» Offenbar machen auf Tinder meistens die Männer den ersten Schritt.
Tobi, «der Thor», meint, dass er in Wirklichkeit ja ganz anders aussehen könnte. Das müsse ich wohl selbst herausfinden. Gesagt, getan. Und so treffe ich ihn am Montagabend auf einen Glühwein in Bern. Tobi erwartet mich beim Zytglogge. Ich gehe mit einem riesigen Strahlen auf ihn zu, denn: Er sieht wirklich aus wie Thor!
Plötzlich auf Augenhöhe
Neben Tobi wirke ich mit meinen 1,68 Meter wie ein Winzling. Er ist über 1,90 Meter gross und muss auf mich runterschauen. Mit zwei Tassen heissen Glühweins sitzen wir uns in einem Outdoor-Pop-up gegenüber. Rund um uns herum erhellen Dutzende Lichterketten den Nachthimmel. Die Stimmung ist romantisch.
Je länger der Abend dauert, desto tiefgründiger werden unsere Gespräche. Genau das finde ich wahnsinnig faszinierend! Ein fremder Mann – und dennoch scheinen wir uns auf derselben Kommunikationsebene zu bewegen. Auf Augenhöhe, trotz 22 Zentimeter Höhenunterschied.
Nach der dritten Runde Glühwein wird es uns zu kalt. Wir spazieren gemeinsam in eine nahe gelegene Bar. Wieder sitzen wir uns gegenüber, diesmal deutlich näher. Tobi erzählt mir, dass auch er erst seit Kurzem wieder solo ist. Ich sei erst seine zweite Tinder-Dame. Immerhin nicht die erste, denke ich mir.
Die Hiobs-Botschaft
Entsprechend unsicher fällt unsere Verabschiedung aus. «Ich weiss nicht genau, was man jetzt macht», gesteht mir Tobi. Ich denke: Nimm mich mit zu dir nach Hause. Ich sage: «Sehen wir uns bei einem zweiten Date?»
«Aber sicher», antwortet Tobi. Für mich noch kein Grund zur Freude. Danke an dieser Stelle an den Profi-Kicker aus Folge 4, der einen Fall-Rückzieher gemacht hat. Am nächsten Tag schreibe ich Tobi und bedanke mich für den schönen Abend. Umgehend verabreden wir uns für die kommende Woche. Am liebsten möchte ich meinen «Thor» noch heute wiedersehen. Aber gut Ding will Weile haben.
Am Samstag sitze ich zu Hause beim Abendessen, als plötzlich mein Handy aufleuchtet. Es ist Tobi, der sich bei mir meldet: «Ich habe mich heute aufs Coronavirus testen lassen. Und bin positiv.» Heilige Scheisse, das darf doch nicht wahr sein!
Angesteckt hatte sich Tobi bereits drei Tage vor unserem Date. Und so schicken mich «Thor» und sein Tracer für die kommenden fünf Tage in Quarantäne.
Lieber Tobi, danke für das wohl schönste Date bis jetzt! Spontan, ehrlich und unbefangen. Genau so, wie jedes Date sein sollte.
Was aus unserem zweiten Date wird, erfahrt ihr morgen in Folge 9. Selbe Zeit, selber Ort.