Tinder-Serie: Quarantäne zwingt mich zum virtuellen Date im Trainer
Die Bernerin Tina* ist neu auf Tinder. Die 25-Jährige berichtet über ihre Dates. Wegen Tobi* sitzt sie zu Beginn dieser Folge in Quarantäne.
Das Wichtigste in Kürze
- Tina* ist 25 Jahre alt und seit Kurzem wieder Single.
- In Folge 8 traf sie auf Tobi*, «den Thor» und findet sich nun in Quarantäne wieder.
- Wie geht die Geschichte zwischen Tina und ihrem «Thor» weiter?
Vier weisse Wände. Immer wieder dieselben verdammten vier weissen Wände. Mein Highlight in der Quarantäne? Der tägliche Ausflug unter die Dusche! Dort bleibe ich meist länger stehen als nötig. Nur damit ich vier andere weisse Wände zu Gesicht bekomme.
Dieses Drama habe ich Tinder-Mann Tobi* zu verdanken. Aber das habt ihr in Folge 8 bestimmt schon gelesen. Unser zweites Date hätte eigentlich am Mittwoch stattfinden sollen. Allerdings sitze ich bis und mit Donnerstag zu Hause fest. Und Tobi sogar noch einen Tag länger.
Zoom-Date mit Dresscode Trainerhose
Apple sei Dank stehen wir dennoch täglich in Kontakt miteinander. Irgendwann kommt mir DIE Idee: «Wie wäre es mit einem Zoom-Date?», frage ich Tobi. «Offerierst du das aus Mitleid?», ist seine Antwort. Ich muss lachen und antworte: «Aus Mitleid würde ich dir überhaupt nichts offerieren!» Tobi willigt ein.
Am Mittwoch um 17 Uhr sitze ich vor meinem Laptop. Zuvor haben wir uns für einen Dresscode entschieden: Asi-Style, mit Trainerhosen und Hoodie. Pünktlich schreibt mir Tobi, dass er nun bereit sei. Also drücke ich auf den Videoanruf-Button und lehne mich zurück. Mit einem Lächeln begrüsst er mich. Und auch ich strahle ihn an.
Zugegeben, ein Zoom-Date ist gewöhnungsbedürftig. Hätte ich Tobi vorher nicht schon einmal persönlich getroffen, wäre ein digitales Date für mich keine Option. Aber wieder fühlt sich die Konversation natürlich und vertraut an. Unser Top-Thema: die Quarantäne.
«Ich musste dem Contact-Tracer deinen Nachnamen angeben. Aber den wusste ich nicht! Das war vielleicht peinlich», erzählt mir Tobi. Auch ich kannte bis zum Anruf des Tracers nur Tobis Vornamen. Jetzt wissen wir beide mehr. Rund zwei Stunden dauert unser digitales Date. Wir einigen uns auf ein drittes Treffen. Das soll kommende Woche wieder von Angesicht zu Angesicht stattfinden.
Die Sache mit der Ehrlichkeit
Sieben Tage später sitze ich in einer fancy Bar und warte auf Tobi, «den Thor». Beide können wir uns wieder frei bewegen. Meine vier weissen Wände brauchen jetzt etwas Zeit für sich alleine. Wieder strahlt mich Tobi an, als er auf mich zugeschlendert kommt.
Während Date Nummer 3 – oder zweieinhalb – beginne ich Tobi wirklich toll zu finden. Bald sprechen wir über unsere Zukunftsvorstellungen. Und sie stimmen irgendwie überein. Strahlend wie ein Honigkuchenpferd nippe ich an meinem Aperol-Spritz und lausche den Worten des Thor. Bis uns diese verdammte Sperrstunde dazwischen funkt. Um 21 Uhr ist Lichter-Löschen angesagt. Gemeinsam spazieren wir zum Bahnhof.
Dann schaut mich der 1,90 grosse Riese an und sagt: «Ich weiss, du magst es, wenn man ehrlich zu dir ist. Deshalb möchte ich das nun auch tun.» Scheisse, bitte nicht! Nicht schon wieder. Ich sollte langsam wissen, dass Hoffnung mein Todfeind in der Tinder-Welt ist.
Tobi labert irgendetwas davon, dass ich ein bisschen zu verzweifelt nach meinem Traummann suchen würde. «Was heisst das jetzt für uns? War's das?», will ich wissen. «Nein, ich meine, wir haben's super zusammen!», antwortet er. Was soll ich dann mit dieser Aussage anfangen? «Kannst du dir nicht etwas Lockereres vorstellen?», will er wissen.
Kochen? Nein, nein und wieder nein!
Meine Standard-Antwort: «Ich nehme es so, wie's kommt. Wenn es passt, dann passt's.» Völlig verwirrt starre ich Tobi an und warte auf eine Antwort. Reden will er anscheinend nicht mehr, denn «Thor» setzt zum Zungenkuss an, was mich völlig irritiert. Was ich dabei fühle? Nichts. Hätte der Kuss eine Viertelstunde zuvor stattgefunden, wäre ich auf Wolke sieben nach Hause geflogen. Doch jetzt ist da nur noch ein grosses Chaos in meinem Kopf.
Ich muss mich beeilen, dass ich meinen Zug noch erwische. Während der ganzen Fahrt überlege ich mir, was Tobi mir genau sagen wollte. Soll ich ihm schreiben und nachfragen? Nein, das wäre zu aufdringlich.
Als ich zu Hause auf mein Handy schaue, steht da eine Nachricht von Tobi: «Danke nochmals für den tollen Abend. Das nächste Mal bei mir und ich koche für dich?» Ernsthaft? Womit habe ich das nur verdient? Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob ich Tobi wiedersehen will.
Lieber Tobi, ich dachte wirklich, dass aus uns etwas hätte werden können. Aber mit nur einer Aussage hast du dich quasi disqualifiziert. Ob es für uns noch Hoffnung gibt?
Tina trifft in Folge 10 auf Fabio*. Ob es zwischen den beiden funkt, erfahrt ihr morgen. Selbe Zeit, selber Ort.