Tinder-Tina: Klappt es beim dritten Mal?
Tina* tindert sich durch Bern und Umgebung. In dieser Serie berichtet sie über ihre Dates. Heute gibt es Sandro* zum Dritten – die Hoffnung stirbt zuletzt!
Das Wichtigste in Kürze
- Tina* ist 25 Jahre alt und seit einigen Monaten wieder Single.
- Samstags und sonntags spricht sie über ihre neuesten Abenteuer.
- Heute gibt es den Schulfreund Sandro* zum Dritten.
- P. S. Beim Daten nimmt Tina natürlich auf die geltenden Corona-Massnahmen Rücksicht.
Ich merke, wie ich dem Tinder-Dschungel langsam entfliehen möchte. Obwohl von Tarzan noch längst keine Spur ist, geht mir das Geplänkel langsam auf die Nerven: ständiges Hin- und Her-Texten, ab und zu doofe Anmachsprüche oder ein schlüpfriges Angebot. Es nervt! Trotzdem trage ich ständig das Handy in der Hand.
Bettgeflüster zum Dritten?
Die einzige Konstante in diesem Wirrwarr: Sandro*. Gemeinsam landeten wir bereits zwei Mal unter der Bettdecke. Gelohnt hat sich das bisher weder für ihn, noch für mich. Also wenn «aller guten Dinge drei sind», dann sollte es jetzt endlich klappen mit dem Bettgeflüster.
«It's Friday again» und wieder stehe ich vor Sandros Haustür. Ich trage einen Vorsatz im Hinterkopf: «Lass es langsam angehen, Tina!» Ich will nicht noch mehr Druck aufbauen, als ohnehin schon auf Sandro lastet. Ist sogar Verzicht der Schlüssel zum Erfolg?
Schon bei der Begrüssung bin ich verunsichert. Ich will ihn nur umarmen, er macht Avancen mich zu küssen. Peinlich berührt stapfe ich in Richtung Balkon, wo bereits ein Bier und etwas zum Knabbern auf mich wartet.
«Ich hoffe, du bist mir nicht böse, aber wäre es okay für dich, wenn du heute nicht hier pennen würdest?», fragt er mich. Ich überlege – eigentlich passt das perfekt zu meinem Vorsatz! «Natürlich ist das in Ordnung für mich», antworte ich. Ein fader Beigeschmack bleibt dennoch zurück.
Abenteuer oder Beständigkeit?
Wir plaudern weiter, beobachten die Passanten auf dem Trottoir unter uns. Mitten im Gespräch springt Sandro auf: «Ich habe eine Idee, warte hier!» Einige Sekunden vergehen, und er kehrt mit Kerzen in der Hand wieder auf den kleinen Balkon zurück. «Für die Romantik», sagt er und lässt das Feuerzeug aufflammen.
Langsam wird es dunkel, die Strasse im Vorstadtquartier verstummt, es wird kälter. Sandro erzählt, dass er Ende Jahr nach Australien reisen möchte. Abenteuer erleben, das Leben geniessen, sich ausleben.
Dann wird es emotional: Er habe bisher erst eine Beziehung geführt. Seine Ex war seine erste Freundin, sein erstes Mal, seine erste Trennung. Ich spüre, worauf er hinaus möchte. «Auch ich habe eine langjährige Beziehung hinter mir. Ausleben klingt logisch», sage ich und fühle dabei etwas anderes.
Wir wechseln ins Wohnzimmer. Er erzählt mir, dass er eigentlich total der Beziehungstyp sei. Ich bin verwirrt. Ausleben oder sesshaft werden? Irgendwie einigen wir uns darauf, uns weiter zu daten. Meine Lust darauf hält sich nach den widersprüchlichen Signalen aber in Grenzen.
Schnauze voll von Tinder
Und wie es kommen musste, werfe ich an diesem Abend meinen Vorsatz über Bord. Als Sandro die Initiative ergreift, ziehe ich mit, lasse mich zu einem dritten Versuch hinreissen. Und wieder soll es nicht klappen. Langsam dämmert mir, dass dies wohl keine Zufälle waren. Es soll einfach nicht sein.
Müde und frustriert mache ich mich auf den Nachhauseweg. Ich merke langsam, was ich bei all diesen Dates eigentlich suche: Ich fühle mich einsam, suche nach Bestätigung von Aussen. Sollte ich mir diese nicht selber geben?
Ich habe die Schnauze voll von Tinder, lasse die App erstmal ruhen. Und Sandro? Von ihm höre ich nichts mehr. Und auch ich melde mich nicht wieder bei meinem alten Schulfreund. Das Kapitel ist abgeschlossen.
Ob Tina in eine Tinder-Depression verfällt, erfahrt ihr in Staffel 3 – Folge 6. Morgen Abend, selbe Zeit, selber Ort.
*Die Namen sind zur Verfremdung der Personen abgeändert.
Bisher in der 3. Staffel erschienen:
Folge 4 – «Ob es wohl beim zweiten Versuch klappt?»