Wenn der Partner eine offene Beziehung will: Muss ich da mitmachen?
Der Umgang mit dem Wunsch nach einer offenen Beziehung ist nicht unkompliziert. Für eine Entscheidung sind Klarheit, Ehrlichkeit und Selbstkenntnis gefragt.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Wunsch nach einer offenen Beziehung kann für Aufregung und Unruhe sorgen.
- Generell wirft er grundlegende Fragen nach Treue und Vertrauen auf.
- Für eine Entscheidung braucht es elementare Überlegungen, etwa zum Thema Eifersucht.
Das Konzept Beziehung wird heute viel offener gehalten als früher. Die meisten Menschen leben zwar immer noch monogam zusammen, aber toleriert werden auch andere Formen.
Viele Schweizer offen für offene Beziehung
Eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens Yougov und des Seitensprungportals Ashley Madison zeigte 2023: 51 Prozent der Schweizer Generation Z «wären bereit, eine nicht-monogame Beziehung einzugehen».
Im Europavergleich sind die jungen Schweizerinnen und Schweizer damit an der Spitze, gleichauf mit Spanien. Nur die USA (57 Prozent), Mexiko (59 Prozent) und Brasilien (62 Prozent) weisen noch höhere Prozentsätze auf.

So aufregend die Vorstellung ist, dass beide Partner einvernehmlich die Freiheit haben, auch andere Sexualpartner zu haben: Wer sich darauf einlässt, sollte zumindest eine Ahnung davon haben, was das bedeutet.
Ehrliches Hinterfragen extrem wichtig
Eine offene Beziehung kann sowohl verlockend als auch beängstigend sein. Sie bietet die Möglichkeit, neue Freiheiten innerhalb der Partnerschaft auszuprobieren. Gleichzeitig kann diese Abenteuerlust Unsicherheiten und Ängste hervorrufen.
Die Entscheidung, ob man einer offenen Beziehung zustimmt, ist eine sehr persönliche und komplexe Angelegenheit. Dafür braucht es eine tiefe Auseinandersetzung mit den eigenen Bedürfnissen und Grenzen. Und auch mit denen des Partners.
Hier ist ein offener und ehrlicher Dialog angebracht. Zum einen ist es wichtig, die Beweggründe und Wünsche nach einer offenen Beziehung zu verstehen. Zum anderen sollte man auch die eigenen Bedürfnisse – oder die des Partners –, nicht aus den Augen verlieren. Je nachdem natürlich von wem der Wunsch nach mehr sexueller Freiheit kommt.
Ehrliche Offenheit, schonungsloser Austausch und gegenseitiges Verständnis sind jetzt ausschlaggebend, um gemeinsam eine Lösung zu finden. Diese sollte unbedingt für beide Seiten akzeptabel sein.

Denn wer sich auf eine offene Beziehung einlässt, verabschiedet damit nicht zwangsläufig seine aktuelle Partnerschaft. Vielmehr kann das Ganze sogar eine Chance sein, das Miteinander zu vertiefen und gemeinsam neue Wege der Intimität zu entdecken.
Das eigene Wohlbefinden gibt den Ton an
Letztendlich liegt es in der Verantwortung jedes Einzelnen, nur das zu akzeptieren, womit man sich wohlfühlt. Es ist ebenso legitim, wenn man sich gegen eine offene Beziehung entscheidet und stattdessen auf Zweisamkeit besteht.
Polyamorie muss auf gegenseitigem Einverständnis basieren. Niemals sollte sie erzwungen oder als Kompromiss auf Kosten des eigenen Wohlbefindens eingegangen werden.
In einer Partnerschaft geht es schliesslich auch darum, sich selbst treu zu bleiben. Das bedeutet, gemeinsam den Weg zu finden, der für beide Seiten erfüllend ist.