Das gilt es bei E-Bike-Ferien zu beachten
Das E-Bike spielt für den Tourismus eine immer wichtigere Rolle. Doch was gilt es bei Ferien mit dem E-Bike zu beachten und welches Modell ist das richtige?
Das Wichtigste in Kürze
- Das E-Bike boomt als Freizeitsportgerät und erweitert den Radius der Reisenden.
- Wer eine längere Reise mit dem E-Bike plant, sollte sich vorgängig gut informieren.
- Wir zeigen, was es beim Kauf zu beachten gilt.
Spazieren, Wandern, Velofahren: Es gibt viele Arten, um Ferienregionen aktiv zu entdecken. Doch der Radius ist je nach Fitnessgrad begrenzt. Für eine neue Dimension sorgt hier das E-Bike. Denn plötzlich sind stramme Anstiege und mühsame Geraden bei Gegenwind viel leichter zu bewältigen.
Selbst wenn man sich mal verfährt – mit einem E-Motor und genügend Akku lässt sich auch ein Umweg verkraften.
Kein Wunder boomt das E-Bike als Freizeitsportgerät. Die Absatzzahlen steigen und steigen. Inzwischen ist fast jedes zweite neu verkaufte Velo in der Schweiz ein E-Bike.
Und auch der Tourismus hat sich längst auf den Megatrend eingestellt. In der Schweiz gibt es mit der «Herzroute 99» sogar eine nationale Veloroute, die eigens auf E-Bikes ausgerichtet ist.
Doch was gibt es zu beachten, wenn man noch kein E-Bike-Profi ist oder erst über einen Kauf nachdenkt?
Wir haben bei einem Experten nachgefragt, der es wissen muss: Tom Schulze. Er leitet eine von zwei Zürcher Filialen des grössten Schweizer E-Bike-Spezialisten m-way.
Soweit der Akku trägt
«Wie weit komme ich mit meinem Akku?» Das ist eine der zentralen Fragen, vor allem, wenn es um längere, anspruchsvollere oder gar um Mehrtagestouren geht. Dem Experten zufolge kann zwischen vier Akkugrössen (am Beispiel der gängigen Bosch-Akkus) unterschieden werden:
400 Wh (Wattstunden) für Strecken von 45-60 km
500 Wh: 60-80 km
625 Wh: 80-100 km
750 Wh: 100-120 km
«Das sind Richtgrössen für eine gerade Strecke ohne Gegenwind, bei Nutzung der niedrigsten Unterstützungsstufe und idealem Reifendruck», sagt Schulze. «Bevor man sich auf Tour begibt, sollte man die Reichweite im Kopf haben und auch schon über Erfahrung verfügen.» Und wenn man ein E-Velo ausleihe, solle ein entsprechendes Briefing und am besten eine kurze Testfahrt stattfinden.
Auch auf die Auswahl der Übernachtungsmöglichkeiten hat die E-Bike-Tourenplanung einen Einfluss – denn eine entsprechende Stromversorgung ist natürlich Pflicht. Diverse Apps und Suchmaschinen geben bereits an, wo es unterwegs Lademöglichkeiten gibt.
Einfach einstecken, wenn man grade Bedarf hat, sollte man den Akku jedoch trotzdem nicht, rät Tom Schulze. «Vorher freundlich zu fragen, hat noch keinem geschadet.»
Starker Motor, starke Leistung
Noch eine weitere physikalische Einheit sollte der E-Bike-Fahrer bzw. -Käufer kennen: die Motorleistung. Sie wird in Newtonmeter (Nm) angegeben. «Je mehr Nm ein Motor hat, desto kraftvoller fährt das E-Bike», erklärt der Profi aus Zürich.
Um Spass am Bike zu haben, ist seine Empfehlung, mindestens auf 65 Nm zu setzen. Möchte man auch mit Gepäck oder bei starken Steigungen noch entspannt unterwegs sein, sind eher 85 Nm anzuraten. In eher flachen Gefilden reichen auch weniger kraftvolle Motoren.
Gepäck und Zubehör für lange Strecken
Apropos Gepäck: Dieses kann in diversen Varianten am E-Bike mitgeführt werden. Per Anhänger, in Taschen auf dem Gepäckträger und am Lenker oder per Klettverschluss direkt im Rahmen. Wer länger unterwegs ist, sollte zudem auf die richtige Kleidung achten. Nicht nur atmungsaktiv und bequem muss sie sein, sondern auch gut sichtbar.
Tom Schulze nennt als Must-Haves für lange Ferientouren. Reflektierende Velobekleidung, Regenjacke und ev. Regenhose mit einer Wassersäule von Minimum 10'000 bis 20'000 mm. Dazu Regenüberzieher für die Schuhe und den Helm oder gleich einen Helm mit bei Niederschlag verschliessbaren Lufteinlässen.
E-Bike ist nicht gleich E-Bike
Welches Bike eignet sich eigentlich für wen? «Wenn bei uns jemand ein E-Bike kaufen möchte, fragen wir zuerst nach dem geplanten Haupteinsatzbereich», sagt Tom Schulze von m-way. Auf Ferientouren sind diese Varianten am häufigsten im Einsatz:
E-Trekkingbike: der Alleskönner mit leicht sportlicher Sitzposition für lange Touren
Hardtail-Mountainbike (MTB): für Tagestouren inkl. leichten Trails
E-Gravel-Bike: für sportlich-schnelle Fahrten auf der Strasse, aber dank breiteren Pneus und Reifenprofil auch für Kies- und Waldwege geeignet
Generell gilt laut Tom Schulze: «Trotz E-Motor sollte man die eigene Ausdauer und Fitness kennen, bevor man sich auf Tour begibt. Auch das Lenk- und Bremsverhalten des Bikes auf verschiedenen Untergründen und im Strassenverkehr bedarf für den vollen Genuss etwas Übung.»
Regeln und Pflichten für E-Biker
Lichtpflicht: In der Schweiz gilt neu eine Lichtpflicht für E-Bikes – auch am Tag. Ist das Licht nicht fest installiert (z.B. beim MTB), sollte man es im Fachgeschäft nachrüsten lassen.
Unterschiedliche Regeln in Europa: Eine Helmpflicht gibt es in der Schweiz nur für sogenannte S-Pedelecs (45km/h Unterstützung), jedoch nicht für E-Bikes bis 25km/h. Alle Experten raten jedoch dringend zum Helm. In Italien z.B. müssen S-Pedelec-Lenker sogar einen Motorradhelm tragen. Eine sehr gute Übersicht dazu gibt es auf der Website des TCS.
Das Mindestalter für Lenker eines E-Bikes mit einer Unterstützung bis max. 25 km/h ist in der Schweiz 16 Jahre (mit Mofa-Ausweis 14 Jahre). E-Bike-Fahrende halten sich in der Schweiz an die Vorschriften für Velofahrer, d. h. sie nutzen Radstreifen und signalisierte Velowege. Eine sehr gute Übersicht dazu gibt es auf der Website des BFU.