Must-see Brent: Londons multikultureller Norden

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Grossbritannien,

Das Wembley Stadion in Brent ist den meisten ein Begriff. Drumrum gibt's ein Stück London mit spannender Historie und Kultur – lebendig, authentisch und gratis.

Strasse Läden Front international
Cafés, Nagelstudios, Delis, Kebab- und Handy-Shops: Die Kilburn High Road ist geprägt von vielfältigen Einflüssen internationaler Einwanderer. - Dörte Nohrden/dpa-tmn

Das Wichtigste in Kürze

  • Brent ist einer von 32 Stadbezirken Londons und bekannt als Einwanderergegend.
  • Unterschiedlichste Kulturen machen Brent musikalisch, kulinarisch und ästhetisch reizvoll.
  • Highlights sind auch das Wembley-Stadion, Reggae, George Michael und ein Hindutempel.

Gleich drei U-Bahn-Linien rattern im Minutentakt durch Brent, einen der 32 Londoner Stadtbezirke.

Mehr als die Hälfte der rund 340'000 Einwohner stammt nicht aus Grossbritannien. Doch gerade sie bereichern mit ihrer Sprache und Kultur das Quartier, zu dem neben Wembley etwa Kilburn, Harlesden und Neasden zählen.

Historisch ist Brent, im Nordwesten der Metropole, vor allem durch irische und jamaikanische Einwanderer geprägt.

Grafik dpa London Brent
Der Londoner Bezirk Brent ist viel mehr als nur das Wembley-Stadion. Reisende sollten für den kulturell und historisch eindrucksvollen Bezirk unbedingt mehr Zeit einplanen. - dpa-tmn

Letztere brachten in den 1970er-Jahren den Reggae in die Stadt. Kein Wunder, dass auch Bob Marley einst in diesem Viertel lebte – und Brent 2020 zum offiziellen Kulturbezirk Londons erkoren wurde.

Brents Wahrzeichen: das Wembley-Stadion

Imposant spannt sich der 134 Meter hohe «Kleiderbügel» über das Wembley-Stadion, mit seinen 90'000 Zuschauerplätzen das zweitgrösste in Europa.

Ausgestattet mit besonderem LED-Lichtsystem, erstrahlt der mächtige Bogen mal in den Farben der Fussballteams, mal im Regenbogenspektrum und flackert weit über Brent hinaus.

Dann ächzen die U-Bahn-Waggons der Metropolitan Line unter dem Gewicht abertausender Fans.

Tempel Stadt Strasse Nachtansicht Wembley
Hebt sich deutlich von der Umgebung ab: der Hindutempel Shir Swāminārāyan Mandir. - BAPS Swaminarayan Sanstha/dpa-tmn

Popstar George Michael war es, der nach Fertigstellung des Stadions 2007 hier das erste Konzert spielte. Für ihn ein Heimspiel; er wuchs in Brents Stadtteil Kingsbury auf.

Dem 2016 verstorbenen Musiker zu Ehren hat die Londoner Künstlerin Dawn Mellor 2020 im Rahmen des Kunstprojekts «Brent Biennial» ein haushohes Streetart-Wandgemälde gezaubert.

Wer dieses Mural selbst besichtigen möchte, findet es hier: 499 Kingsbury Road.

Bestseller-Autorin prägt den Begriff Kilburnosity

Den Begriff Kilburnosity prägte die Londoner Bestseller-Autorin Zadie Smith. Insbesondere in ihrem Roman «London NW» zeichnet sie ein Bild ihres multikulturellen Heimatstadtteils Kilburn.

Kilburnosity, das sei in ihren Augen die hier so typische, aufstrebende Energie, aus allem das Beste zu machen, was gerade zur Verfügung steht – ob im praktischen oder kreativen Sinne.

Jeder wolle und könne sich hier auf seine Weise ausdrücken.

Diese Auffassung teilt auch Lois Stonock, die als künstlerische Leiterin das Kulturprojekt Brent 2020 verantwortete: «Die Kilburn High Road hinunterzulaufen, ist für mich die authentischste Version Londons», sagt Stonock.

Bananen Verkauf Strasse
Einige Stände in der Kilburn High Road bieten frisches Obst und Gemüse zum Verkauf. - Dörte Nohrden/dpa-tmn

Während sich Städte und Geschäfte weltweit immer ähnlicher würden, sei dies noch ein pures Stück London.

Es stimmt. Pakistanische Cafés wechseln ab mit grellen Nagelstudios, internationalen Delis, Wochenmärkte mit Kebab- oder Handy-Shops. Dazwischen das französische Café Maison Vie.

Und etwas nördlicher schliesslich das legendäre «Kiln»: Das in ganz London bekannte Kilburn Theatre wurde 2021 sogar zum besten Theater Londons gewählt.

Es beherbergt Kino, Restaurant und Bühne sowie ein Café, von dessen Fensterplätzen man wunderbar das bunte Leben der Kilburn High an sich vorbeiziehen lassen kann.

Murtis, Mantras, Marmorsäulen – der Hindutempel in Neasden

26'000 tonnenschwere, marmorne Bauteile, architektonisch nach hinduistischer Tradition geformt, bilden den prunkvollen Hindutempel Shir Swāminārāyan Mandir in Brents Stadtteil Neasden.

Der 1995 fertiggestellte Tempel gilt als grösster ausserhalb Indiens und wirkt mit seinen weissen Kuppeln, Türmchen und verschnörkelten Bögen wie ein überdimensionales Sahnebaiser.

Ornamente Tempel
Prunkvoll und riesig: der Shir Swāminārāyan Mandir Hindutempel im Londoner Stadtbezirk Brent. - Dörte Nohrden/dpa-tmn

Das Herzstück bildet das Sanktuarium mit kunstvollen Säulen, handgeschliffenen Ornamenten und einer prächtigen Kuppel.

Zu bestimmten Zeiten stellen Tempel-Volontäre in weissen Gewändern Schalen mit frischen Blumen und Opfergaben in den Schreinen bereit, die bald darauf geöffnet werden.

Zum Vorschein kommen golden glänzende Murtis: Statuen, die hinduistische Gottheiten verkörpern. Gläubige murmeln Mantras, Besucher staunen über die Schönheit.

Wer es schafft, sich vom Glanz loszureissen, darf sich, fast Tür an Tür, im indischen Restaurant Shayona in der Pramukh Swami Road mit Currys, Dosas, Chutneys und allerhand weiterer vegetarischer Köstlichkeiten belohnen.

Reggae made in Harlesden

«Das war schon ein ziemlich wildes Leben damals, als ich mit Bob Marley auf Tour war», erzählt Popsie Deer. Beide verband die Leidenschaft zum Reggae – und eine Freundschaft.

Plattenladen Starlight Records
Wer Reggae im Blut hat, kommt an diesem Laden nicht vorbei: Starlight Records in London-Brent. - Dörte Nohrden/dpa-tmn

Dem lässigen 72-Jährigen mit Rauschebart und Baskenmütze gehört der Plattenladen Starlight Records im Stadtteil Harlesden. Sein kleines Ladengeschäft ist gepflastert mit Vinyls und CDs, aus den Boxen schallt Reggae.

Über die Bakerloo Linie – Station Willesden Junction – ist Popsie Deers ikonischer Laden gut zu erreichen. Und das schon seit den 1970er-Jahren, in denen er auch das gleichnamige Plattenlabel gründete.

Wie Marley, stammt auch Deer aus Jamaika. Einwanderer trugen den Reggae nach Brent, von wo sich Stars wie The Cimarons oder Dennis Brown ihren Weg über Europa bahnten.

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